Hamburg. Die frühere TV-Moderatorin Sophie Rosentreter pflegte jahrelang ihre Großmutter. Heute klärt sie Betroffene und Angehörige auf.

Sie war erfolgreiches Model, Moderatorin und Fernsehredakteurin. Dann änderte sich plötzlich alles. Nach dem Tod ihrer demenzkranken Großmutter hat Sophie Rosentreter das Thema Demenz zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. „Neun Jahre lang, während der Pflege meiner Großmutter, habe ich Demenz als Feind angesehen, mittlerweile sehe ich es als meine Berufung.“

2010 gründete die Hamburgerin die nach ihrer Großmutter benannte Firma „Ilses weite Welt“ und klärt seitdem über Demenz auf. Sie hält Vorträge, dreht Filme für Betroffene, hat Bücher geschrieben und ein ehrenamtliches Projekt initiiert, deren Mitstreiter sich mit Kampagnen in den sozialen Medien dafür einsetzen, ein neues Bild der Pflege und des Alterns in der Gesellschaft zu zeichnen.

An Gefühl appellieren

Eine Demenzerkrankung geht mit einem geistigen Abbau und dem Verlust von zuvor beherrschten Fähigkeiten einher. „Die emotionale Intelligenz und das Gefühl bleiben“, betont Sophie Rosentreter. „Als kopfgetriebene Gesellschaft fällt es uns wahnsinnig schwer, das anzuerkennen.“ Rosentreter spricht von „demenziell veränderten Menschen“, nicht von Demenzkranken. Sie will diese Menschen nicht auf ihre Krankheit reduzieren. „Wir müssen der Demenz mit Leichtigkeit begegnen“, sagt sie. Es sei wichtig, in die Realität einer an Demenz erkrankten Person einzutauchen. Ihr Tipp: „Nicht an den Verstand, sondern das Gefühl appellieren.“

Die schönsten Momente der vergangenen Jahre habe sie mit demenziell veränderten Menschen erlebt. „Wenn man ihnen über das Gefühl und das Herz begegnet, ist das eine unglaubliche Bereicherung.“ Zusammen mit der Krankenkasse DAK hat sie das Projekt „Pflegeleicht“ ins Leben gerufen. In monatlich erscheinenden Videos klärt sie darin über verschiedene Aspekte der Demenz auf, um pflegende Angehörige zu unterstützen und ihnen Mut zu machen. Sie selber weiß, wie wichtig das ist. Genau zwei Jahre und einen Tag nach dem Tod ihrer Großmutter verlor Sophie Rosentreter auch ihre Mutter. Sie starb an Krebs.

Humor in der Pflege

Die 42-Jährige glaubt, dass es die Pflege der demenzkranken Großmutter war, die ihre eigene Mutter krank gemacht hat. „Menschen, die sich so aufopferungsvoll kümmern und über ihre Grenzen hinausgehen, werden oft selber zum Pflegefall“, sagt sie.

Im aktuellen „Pflegeleicht“-Video geht es um Humor in der Pflege. Dazu spricht Rosentreter mit der Clownin „Rosalore“ vom Verein „Konfetti im Kopf“, der an diesem Sonnabend im Zuge der Demenzwoche eine Tagung auf dem Campingplatz ElbeCamp organisiert. Menschen mit und ohne Demenz können dort in verschiedenen Workshops zusammenkommen – auch um zu lachen. Es sei wichtig, Lebensfreude zu vermitteln, sagt Rosentreter, denn: „Mit Demenz hört das Leben nicht auf.“