Hamburg. Die Hamburger genießen den heißen Herbst – und die Gastronomen mit Außenbereich können ihr Glück kaum fassen.
Im voll besetzten Beachclub Kailua Poké schlürfen die Gäste schon am Vormittag ihre eisgekühlten Getränke. Das warme Sonnenlicht funkelt auf dem Alsterkanal und spiegelt sich in den Sonnenbrillen der Gäste. Die Sonne ist bereits so stark, dass die ersten Besucher in den Schatten flüchten – ein ungewöhnliches Szenario mitten im September in Hamburg.
Mit 31,2 Grad wurde gestern in Hamburg der 19. Tag mit mehr als 30 Grad in diesem Jahr gemessen. Mehr heiße Tage gab es laut Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in einem Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 noch nie. Und dank Hoch Rodegang geht dieser sogar noch in die Verlängerung. Nicht nur die Hamburger und Touristen freuen sich über den langen Sommer. Besonders die Gastronomien und Betriebe, die auf Außenbereiche angewiesen sind, ziehen eine überaus positive Bilanz.
Super-Sommer „nicht im Traum erwartet“
„Einen solchen Super-Sommer hätten wir nicht im Traum erwartet“, sagt Christian Kille, Mitbesitzer vom Beachclub Kailua Poké am Fähranleger Mühlenkamp. „An vielen Tagen konnte man den Boden vor lauter Leuten gar nicht mehr sehen. Es war so voll, dass unsere Gäste auf der Treppe runter zum Fähranleger gesessen haben.“
Erst im Mai hatte er mit seinem Geschäftspartner Patrick Krüger den Beachclub eröffnet und damit den Platz des langjährigen Mieters Fiedler’s abgelöst. Die Monate Juni, Juli und August seien in diesem Sommer besonders gut für das Geschäft gewesen. „Das war die Prime-Time“, sagt er. Man sei sich zuerst nicht sicher gewesen, wie das Aloha-Feeling am Mühlenkamp ankommen würde – dank des Wetters hatten die Hamburger aber keine Probleme damit, sich wie auf Hawaii zu fühlen.
Stand-Up-Paddler an der Alster freuen sich
Auf Liegestühlen zwischen Palmen und bei entspannter Reggaemusik schauen die Gäste auf die Kreuzung von Alsterkanälen, das „Maschener Kreuz“ der Alster, wie es Krüger nennt. Eine zugezogene Bewohnerin im Liegestuhl schwärmt: „An dieses Wetter und das Lebensgefühl kann ich mich gewöhnen. Bald brauchen wir gar nicht mehr in den Urlaub zu fahren.“ Auch zwei Stammkundinnen betonen: „Das war der schönste Hamburger Sommer, an den wir uns erinnern können. In diesem Jahr ist Hamburg sogar richtig südländisch geworden.“
Gegenüber vom Kailua Poké liegt der Stand-up-Paddling-Verleih SUP-Legion. „Dieser Sommer war endlich mal so wie man ihn erwarten konnte“, meint Chef Chris Nowak. Das Stand-up-Paddeln erfreue sich mittlerweile immer größerer Beliebtheit. Das gute Wetter helfe dem Sport und dem Geschäft sehr. „Vor einigen Jahren riefen Leute bei dem ungewohnten Anblick den Paddlern zu: ,Bist du Jesus oder hast du einfach nur dein Segel verloren?‘“, erzählt Nowak. „Heute sind wir im Sommer fester Bestandteil des Alster-Panoramas.“
Freibad-Sonderöffnung und Rekord-Besucherzahlen
Die Spätsommer-Hitzewelle nahm auch das Kaifu-Freibad zum Anlass für eine erneute Öffnung. Bis Freitag öffnet das Freibad seine Pforten, wird danach aber endgültig in die Winterpause gehen. Die Bäderland-Freibäder gehen, gemessen an den Besucherzahlen, vom besten Sommer seit 14 Jahren aus. „Wir hatten am Ende rund 243.000 Freibadgäste in den sechs reinen Sommerfreibädern. Letztes Jahr waren es 85.000 – wobei der Sommer auch total verregnet war“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel.
Auch die an den Landungsbrücken beheimatete Strandbar „Hamburg del Mar“ zählte in diesem Sommer eine Rekordzahl von rund 250.000 Besuchern – mehr als doppelt so viel wie in den Vorjahren. „Der Sommer war für uns fantastisch“, sagt Sprecher Harry Woltmann. „Aufgrund der tropischen Temperaturen haben sich auch viele Firmen entschieden, ein Sommerfest bei uns zu veranstalten und verzichteten dadurch auf die traditionelle Weihnachtsfeier.“
Das Restaurant Marinehof auf der Fleetinsel hatte nicht nur aufgrund der Lage einen umsatzstarken Sommer – von Vorteil waren auch die vielen Schattenplätze. „Neben dem Stammpublikum sind viele Touristen auf dem Weg zur Elbphilharmonie bei uns eingekehrt“, verrät eine der Chefinnen. „Wenn die Gäste mittags bereits genug von der Hitze hatten, bot unser Außenbereich zur Mittagszeit ein ruhiges Plätzchen ohne Sonne.“
Eisladenkette öffnet bis zu zwei Stunden länger
Eine Umsatzsteigerung konnte auch die Hamburger Eisladenkette „Eiszeit“ in diesem Jahr erzielen. An heißen Tagen – von denen es ja reichlich gab – hatten die fünf Filialen aufgrund des großen Andrangs bis zu zwei Stunden länger geöffnet. „Wir haben unser Sortiment dem Wetter angepasst und viele natürliche Sorbets produziert, um unseren Kunden eine leckere Erfrischung zu bieten“, so Besitzerin Sylwia Weiss.
Und so ist natürlich auch der Hotel- und Gaststättenverband in Hamburg rundum zufrieden mit dem Sommer. Anke Büttenbender, stellvertretende Landesgeschäftsführerin: „Insgesamt ist die Stimmung nach der anhaltenden Schönwetterperiode sehr positiv.“