Winterhude. Die Menschen im Bezirk Nord dürfen jetzt über Bauprojekt am Mühlenkampkanal abstimmen

    Die Bezirksversammlung Nord hat das Bezirksamt aufgefordert, die notwendigen Schritte für einen Bürgerentscheid bezüglich der geplanten Bebauung an der Dorotheenstraße einzuleiten. Dieser werde noch in diesem Jahr durchgeführt, sagte ein Sprecher auf Abendblatt-Anfrage.

    Die Verhandlungen zwischen der Initiative SOS-Mühlenkampkanal, dem Bezirk und der Robert Vogel KG, die dort neben drei bestehenden Hochhäusern auf der Grünfläche am Mühlenkampkanal mehr als 100 Wohnungen bauen möchte, waren gescheitert (wir berichteten). Diese sollten in den ersten fünf Jahren nach der Fertigstellung für unter 9 Euro Kaltmiete angeboten werden­. Die Initiative hatte mehr als 10.000 Unterschriften gegen das Bauvorhaben gesammelt, und deshalb gibt es jetzt einen Bürgerentscheid.

    Bislang hatte sich die Politik für das Projekt ausgesprochen. Doch jetzt geht SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf, der auch versucht hatte zwischen Initiative und Investor zu vermitteln, auf Distanz: „Das Bauvorhaben war überdimensioniert, und deshalb kann ich verstehen, dass die Initiative SOS-Mühlenkampkanal das Projekt in dieser Form ablehnt. Es ist gut, dass nun die Bürger im Bezirk Nord darüber entscheiden dürfen, ob sie eine Bebauung am Mühlenkampkanal haben wollen.“ Eine Evokation durch den Senat würde Kienscherf nicht unterstützen. Allerdings sagt der Stadtentwicklungsexperte auch: „Natürlich sind wir für eine Nachverdichtung, um dringend benötigte und hier auch günstige Wohnungen zu bauen. Aber an diesem Standort würde ich anstatt der geplanten mehr als 100 Einheiten eher weniger Wohnungen für vertretbar und auch städtebaulich sinnvoll halten.“

    Deutliche Worte findet auch Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks: „In der Tat ist es so, dass mir der ursprünglich vorgeschlagene Entwurf nicht besonders gut gefällt und ein Teil der Kritik der Initiative daran nicht zu Unrecht erfolgt ist.“ Hierfür seien in Absprache mit der Initiative und entlang ihrer Kriterien mehrere neue städtebauliche Entwürfe vorgelegt worden, die ein erheblicher Fortschritt waren. In einem nächsten Schritt sei der Initiative ganz konkret die Reduktion der Baumasse angeboten worden. Der Grünen-Politiker äußerte sich kritisch: „Dass die Initiative die Gespräche dennoch abbricht, ist unverständlich und enttäuschend und drängt den Verdacht auf, dass eine Einigung grundsätzlich nicht gewollt war.“ (ug)