Hamburg. Abendblatt-Leser entscheiden über den Publikumspreis beim Hamburger Architekturpreis 2018. Zur Wahl stehen diese acht Gebäude.

Manchmal versteckt sich gute Architektur – beispielsweise in Stadtteilen, die nicht unbedingt jeder im Blick hat. Aber wenn der Bund Deutscher Architekten und Architektinnen Hamburg (BDA) zur Bewerbung für den alle zwei Jahre ausgelobten Architekturpreis aufruft, geraten glücklicherweise immer wieder Bauwerke in den Mittelpunkt, die eben nicht an einer Hauptstraße stehen und sofort jedem, der vorbeikommt, ins Auge fallen.

Das Besondere an dem Preis, der alle zwei Jahre vergeben wird: Neben den von einer Fachjury ausgewählten Gebäuden wird der BDA-Publikumspreis ausgelobt, über den auch in diesem Jahr wieder die Abendblatt-Leser entscheiden können (siehe unten). „Unser Ziel ist es, den Blick und das Interesse der Hamburger auf gute Architektur zu richten“, sagt Hildegard Kösters, Geschäftsstellenleiterin des BDA Hamburg.

Jahrhundertbauwerk beim Publikumspreis

Ein Jahrhundertwerk ist ebenfalls unter den preisgekrönten Bauten – die Elbphilharmonie. Die Kriterien für die Teilnahme am Wettbewerb erlaubten auch die Teilnahme der Architekten des beliebten Konzerthauses. 89 Bewerbungen von 65 Architekturbüros waren eingegangen, 87 erfüllten nach Aussage von Kösters die Kriterien, die unter anderem lauten: Die eingereichten Objekte müssen im Großraum Hamburg erbaut sein und ab dem 1. Januar 2016 fertiggestellt worden sein. Unter den folgenden acht Bauwerken können Sie Ihren Lieblingsentwurf auswählen:

Kindertagesstätte Bergstedt

Dieser Neubau ist eines jener Gebäude, die man nur entdeckt, wenn man im Stadtteil wohnt oder Kinder im Kita-Alter hat. Die neue Kita liegt im denkmalgeschützen Park der Bergstedter Kirchengemeinde. Die große Herausforderung für das Hamburger Büro "BUB architekten bda_Alexandra Bub" bestand darin, die Gruppenräume des Kindergartens zum Park mit seinem alten Baumbestand und zur Kirche im Westen hin auszurichten und zudem die Vormittagssonne in die Räume zu bekommen. Die Architekten haben es dadurch gelöst, dass sie die Gruppenräume versetzt anordneten. Darüber hinaus entstanden bei der Kita, die in Massivholzbauweise errichtet wurde, geschützte Räume in Form von Loggien, die die Gruppenräume ins Freie erweitern. Die Oberflächen wurden nur mit einer Wachslasur beschichtet.

„Mit der versetzten Formgebung fügt sich das gesamte Gebäude zurückhaltend in die Umgebung ein und bildet gleichzeitig die unterschiedlichen Funktionsbereiche nach außen ab. Hierdurch wird einerseits eine behutsame Nachverdichtung erreicht und andererseits das Raumprogramm geschickt umgesetzt“, urteilte die Jury. Die Gruppenräume seien konsequent zum Park und zur Kirche ausgerichtet und erhielten durch die Loggien jeweils wettergeschützte Außenräume. „Hervorragend ist auch der Umgang mit den Materialien. Selbstverständlich findet das Material Holz außen wie innen Anwendung und schafft Behaglichkeit in allen Bereichen.“

Unternehmenszentrale Gebr. Heinemann

Der Neubau mit Tiefgarage, sechs Büroetagen und zwei Staffelgeschossen des Hamburger Büros "gmp von Gerkan, Marg und Partner" ist ein Erweiterungsbau der Unternehmenszentrale von Gebr. Heinemann an der Koreastraße. Die Fassade aus Backstein mit der geschosshohen Verglasung ähnelt der Speicher-Architektur. Die Jury lobt: „Durch die präzise Ausbildung der Gebäudekubatur fügt sich der neue Baukörper selbstverständlich in die unterschiedlichen Gebäudevolumina und Baustile der Nachbarschaft ein. Mit der zeitlosen Erscheinung prägt der Neubau diesen Ort nachhaltig.“

Klimamodellquartier „Op’n Hainholt“

Das grüne Zentrum des autofreien Quartiers in Sülldorf von eins:eins architekten bildet eine Fest- und Spielwiese. Wer in einer der 14 Eigentumswohnungen oder in einem der 27 Reihen- und acht Doppelhäusern wohnt, lebt umweltbewusst. Herz der Energiekonzepts ist ein Solar-Eis-Speicher. So könne Wohnen vorbildlich aussehen, urteilt die Jury: „Das Projekt zeigt, wie eine gemeinschaftliche Entwicklung sowohl individuelle Lebens-träume als auch eine nachhaltige Nachbarschaft verwirklichen kann, die energetisch, konstruktiv und vor allem sozial synergetisch denkt.“

Hauptquartier von Hamburg-Süd

Sanierung und Erweiterung der Reederei Hamburg Süd – so die Aufgabe von "KSP Jürgen Engel Architekten" (Frankfurt). Das denkmalgeschützte Ensemble (1958 bis 1964) an der Willy-Brandt-Straße wurde energetisch auf Stand gebracht, die Fassade erneuert. Der Erweiterungsbau grenzt sich durch seine Kastenfenster-Fassade vom Bestand ab. „Die Leistung der Architekten liegt darin, dass man die Fitness-Kur kaum sehen kann, der sie den Altbau unterzogen haben“, so die Jury. „Das Sanierungsprojekt zeigt größte Vorbildwirkung für den Umgang mit den Klassikern der Moderne.

Bürogebäude am Alsterufer

An der Ecke Alsterufer/Alsterterrasse stand früher das 1934/35 errichtete Gebäude der Hamburg-Mannheimer-Versicherung des Architekten Elingius-Schramm. Die Bausubstanz war marode, das Haus wurde abgerissen. Der Neubau mit der warmen Jura-Kalkstein-Fassade (Riemann Gesellschaft von Architekten mbH, Lübeck) fügt sich gut ein. Große Schaufenster ermöglichen die Unterbringung von Gastronomie und Gewerbe.

„Der Büroneubau nimmt Bezug auf den vorher an dieser Stelle existenten Bau aus den 1930er-Jahren. Auch wenn die Erinnerung an diesen Vorgängerbau bald aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden mag, werden die Vorzüge des Neubaus Nachhaltigkeit entfalten“, urteilt die Jury. Insbesondere „die Verwandlung der Erdgeschosszone von einer zuvor sich vom Straßenraum abschottenden Hochparterresituation zu einer nunmehr barrierefreien Interaktion von öffentlichem Raum mit Gastronomie und Gewerbe“ habe Modellcharakter.

Bürogebäude Fleetoffice

Das Büro-Ensemble Fleetoffice am Heidenkampsweg gliedert sich in zwei Bauabschnitte mit sieben und elf Geschossen. Das Hamburger Büro "Hadi Teherani Architects GmbH" hat das Gebäude mit horizontalen Lamellen entworfen, die Brüstungsbänder unterstreichen die klassische Gestaltung des Neubaus. Über einen grünen Innenhof gelangt man in die zweigeschossige Eingangshalle und weiter in flexibel einteilbare Mietbereiche. Das erste Obergeschoss ist als „Bel Etage“ konzipiert und hat 3,50 Meter hohe Räume.

„Hadi Teherani ist mit dieser städtebaulich prägnanten und architektonisch anspruchsvollen Arbeit eine den gewandelten ökonomischen Bedürfnissen entsprechende, zeitgemäße Neuinterpretation des klassischen Hamburger Kontorhauses gelungen“, so das Urteil der Jury.

Ateliergebäude ergänzt ehemalige Goldleistenfabrik

Ein fünfgeschossiger Neubau aus Sichtbeton ergänzt die ehemalige Goldleistenfabrik in der Gaußstraße in Altona. Im Inneren des neuen Gebäudes gibt es unbehandelte Dielenböden und wenige weiß gespachtelte und gestrichene Wände – als Kontrast zum vorherrschenden Material Beton. Der Neubau von ppp architekten + stadtplaner gmbH (Lübeck, Hamburg) schließt eine im Krieg entstandene Baulücke, die durch die Zerstörung des Mittelteils der Fabrik entstand.

„Es ist ein Atelierhaus im besten Sinne. Hier kann gedacht, gelebt und produziert werden“, urteilte die Jury über den Neubau. Und weiter: „Dem Projekt gelingt es, ... den Archetypus des Atelierhauses mit Werkhof in der Stadt zu manifestieren.“

Elbphilharmonie – Neues auf historischem Speicher

Die Elbphilharmonie ist mit Sicherheit das am häufigsten beschriebene Gebäude Hamburgs. Der Mix aus Konzerthaus, Hotel, Restaurants, Shop und Wohnungen sowie Aussichtsterrasse hat das Gebäude binnen kürzester Zeit zu einem absoluten Lieblingstreffpunkt nicht nur der Touristen, sondern auch vieler Hamburger gemacht. Den Schweizer Architekten "Herzog & de Meuron" ist mit ihrem Entwurf ein Geniestreich gelungen.

„Schon die Bewerkstelligung der riesenhaften Bauaufgabe als solche wäre preiswürdig“, findet die Jury. „Die Architekten mussten, ausgehend von einem nicht notwendigerweise funktionsfördernden Baubestand, Konzertsäle mitsamt den dazugehörigen Proben-, Neben- und Erschließungsräumen, ein Hotel, einen Wohnbereich mit Eigentumswohnungen und ein Parkhaus in eine eindeutige architektonische Form bringen.“ Das Gebäude sei in der kurzen Zeit seines Bestehens zu einem architektonisch-städtebaulichen Symbol der Stadt Hamburg geworden.

So können Sie abstimmen

Der BDA Hamburg Architektur Preis ist ein Ehrenpreis, der alle zwei Jahre für im Großraum Hamburg realisierte Bauwerke vergeben wird. Die Bewerber durften bis zu drei Arbeiten einreichen, auch Dritte konnten Vorschläge machen.

Abendblatt-Leser können auch in diesem Jahr wieder ihre Favoriten für den BDA Architektur Preis wählen. Das Gebäude, das die meisten Stimmen bei dieser Abstimmung erhält, ist dann der Gewinner des diesjährigen Publikumspreises.

Wer abstimmt, kann darüber hinaus hier eine Mail an events@bda-hamburg.de schicken und eine von zehn Führungen durch die Elbphilharmonie gewinnen. Bitte in der Betreffzeile „Elphi“ angeben.

Die Teilnahme an der Abstimmung ist bis einschließlich 28. September 2018 möglich. Die Preisverleihung ist für den 6. Dezember geplant.

Rechtzeitig zur Preisverleihung erscheint auch ein Katalog, eine Ausstellung ist geplant.