Hamburg. Internetplattform bietet Material für Lehrer. Schüler sollen mit Smartphone lernen
Der Hamburger Schulunterricht soll digitaler werden. Einen Schritt auf diesem Weg hat Bildungssenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag am Gymnasium Altona vorgestellt: Das sogenannte „digital.learning.lab“, eine Internetplattform, die Hamburgs Lehrer bei der Entwicklung digitaler Unterrichtseinheiten unterstützen soll.
Auf der Plattform können digitale Unterrichtsbausteine für zahlreiche Themengebiete in allen Schulfächern der unterschiedlichen Schulformen und Jahrgangsstufen kostenlos heruntergeladen werden. „Unser Ziel ist es, dass in jedem Unterrichtsfach digitale Medien wie Smartphone oder Laptop genauso selbstverständlich eingesetzt werden wie Arbeitsheft, Schulbuch und Stift“, sagte Bildungssenator Rabe bei der Präsentation, und weiter: „Digitale Medien sollen Bücher und Hefte nicht ersetzen, sondern ergänzen. Denn wir müssen die Schülerinnen und Schüler besser auf das Leben in der digitalen Welt vorbereiten.“
Das digital.learning.lab startete am Donnerstag mit den ersten 60 digitalen Unterrichtsbausteinen, die von 30 Hamburger Lehrkräften aus Stadtteilschulen und Gymnasien in den vergangenen fünf Monaten entwickelt worden waren. Die Bausteine bieten erprobte Unterrichtsmaterialien und sollen Lehrer anregen, das Internet und digitale Medien im Unterricht einzusetzen, um die digitale Kompetenz der Schüler zu fördern.
Entwickelt wurde die registrierungsfreie Plattform von der Technischen Universität Hamburg (TUHH), der Schulbehörde und der Joachim Herz Stiftung. Im Verlauf des Jahres sollen 120 weitere Bausteine dazukommen. Die Onlineplattform unterstütze Lehrer dabei, „digitale Inhalte und Werkzeuge in ihren Unterricht zu integrieren“, sagte Sönke Knutzen, Vizepräsident für Lehre der TUHH. „Sie finden hier neben guten Unterrichtsbeispielen auch gleich alle Hilfestellungen zur Umsetzung.“ Jeder Baustein liefert zudem Verbindungen zu entsprechenden Apps auf dem Smartphone.
Da die Plattform frei zugänglich ist, können die Materialien überarbeitet und ergänzt werden. Eine Redaktion prüft die Qualität der Veränderungsvorschläge, bevor diese online gestellt werden. „Es ist kein abgeschlossenes Projekt und soll dazu ermutigen, mitzumachen“, sagt Rabe.
300 Hamburger Lehrkräfte wurden gestern in neun unterschiedlichen Workshops für die Benutzung der neuen Plattform geschult. Finanziert wird das Projekt, das zunächst auf weitere vier Jahre angelegt ist, vor allem von der Schulbehörde, die dafür rund eine Viertelmillion Euro jährlich zur Verfügung stellt. Die TUHH stellt rund 150.000 Euro pro Jahr für Stellen wissenschaftlicher Mitarbeiter bereit. Die Joachim Herz Stiftung hat das Projekt bereits mit 80.000 Euro unterstützt und will weitere 10.000 Euro investieren. Vor allem unterstütze die Stiftung das Projekt jedoch mit Expertise, sagte Ulrich Müller, Vorstand der Joachim Herz Stiftung. „Wir freuen uns, dass uns die Bildungsbehörde als Partner mit ins Boot geholt hat und wir sie mit unserem Know-how gerade im Bereich digitaler Unterrichtsmaterialien unterstützen können.“
Neben den digitalen Unterrichtsbausteinen für die weiterführenden Schulen würden derzeit auch Konzepte für Grundschulen entwickelt. Bildungssenator Rabe: „Mit dem digital.learning.lab sind wir in Hamburg im bundesweiten Vergleich sehr weit vorn.“ Laut einer internen Befragung der Schulbehörde, gebe es an Hamburgs Schulen etwa 30.000 Computer. Demnach würden sich 5,4 Schüler ein Gerät teilen – im Bundesdurchschnitt seien es 11,5 Schüler.
Zudem seien alle staatlichen Hamburger Schulen an das schnelle Glasfasernetz angeschlossen und jeder Klassenraum verfüge über einen eigenen Netzwerkanschluss. Als nächstes soll der Ausbau des WLANs in jedem Unterrichtsraum mit dem von Bund und Ländern vereinbarten „Digitalpaket Schule“, das alle Bundesländer ab 2019 beim Ausbau digitaler Technik unterstützen soll, vorangetrieben werden.
Ob der verstärkte Einsatz von Smartphone und Tablet im Unterricht nicht auch zum Daddeln einlade? „Jeder Unterrichtsgegenstand bietet die Möglichkeit zum Missbrauch“, so Rabe. „Auch mit einem Lamy-Füller kann man seinen Nachbarn pieksen.“