Hamburg. Management informiert Belegschaft auf Betriebsversammlung. Mutterkonzern Maersk verkauft drei Schiffe, um an Geld zu kommen.

Das Versprechen war eindeutig: „Hamburg Süd bleibt Hamburg Süd.“ Das hatten der Vorstand der Hamburger Reederei und der neue Mutterkonzern Maersk bei der Übernahme des Schifffahrtsunternehmens mit Sitz an der Willy-Brandt-Straße im Dezember 2017 zugesagt. Daran werden die neuen Eigentümer gemessen. Zwar wurden die Schiffe und das Flottenmanagement Hamburg Süd weggenommen und am Hauptsitz von Maersk in Kopen­hagen konzentriert. Doch was die sonstigen Übernahmebedingungen betrifft, scheinen die Dänen Wort zu halten. Das erfuhren die Mitarbeiter von Hamburg Süd am Dienstag auf einer Betriebsversammlung.

Rund 450 der knapp 900 Mitarbeiter hatten sich um 10.00 Uhr in der Pa­triotischen Gesellschaft eingefunden. Das Wichtigste erfuhren sie gleich am Anfang von Geschäftsführer Arnt Vespermann: Die Integration von Hamburg Süd in Maersk ist abgeschlossen. Der Stellenabbau ist ohne betriebsbedingte Kündigung über die Bühne gegangen. „Das war die entscheidende Nachricht für die Mitarbeiter“, sagte Betriebsratschefin Sabine Fischbach nach der Betriebsversammlung dem Abendblatt.

131 Stellen sollten im Zuge der Integration gestrichen und 19 neue Planstellen geschaffen werden. 112 Stellen wurden also gestrichen. Am Ende betraf es Fischbach zufolge 120 Mitarbeiter (Voll- und Teilzeit), die ihren Arbeitsplatz räumen mussten. „Einige sind von sich aus zu anderen Wettbewerbern gegangen, andere nach Kopenhagen gewechselt. Einige haben neue Aufgaben bei Hamburg Süd gefunden, da wir viele freie Stellen hatten“, so Betriebsratschefin Fischbach. „Maersk hat eingehalten, was uns damals zugesichert worden war. Die Integration ist fertig.“ Der damals vereinbarte Sozialplan werde nicht länger benötigt.

Die 1400 Mitarbeiter auf See erhielten neue Verträge

Das zweite, was die Mitarbeiter erfuhren, gab auch Anlass zu leichtem Optimismus bei der Belegschaft: Finanzchef Jakob Wegge-Larsen eröffnete ihnen, dass Hamburg Süd seit der Übernahme ordentliche Zahlen erwirtschaftet habe. Zwar seien sie angesichts der Gesamtlage der Schifffahrt immer noch nicht befriedigend, aber die Ergebnisse seien besser als Maersk infolge der Übernahme erwartet habe. Ein Unternehmenssprecher wollte sich zu den Ergebnissen der Betriebsversammlung nicht äußern. Aber offenbar sind Hamburg Süd nach der Einverleibung durch Maersk nur wenige bis gar keine Kunden verloren gegangen.

Dabei war der Umbruch tiefgreifend. Das Herstück ihres Qualität und Kompetenz versprechenden Namens haben die Hamburger Spezialisten für Südamerikatransporte an die Konzernmutter verloren. Alle 116 Schiffe der damaligen Hamburg-Süd-Flotte, darunter 48 eigene, wurden an die Maersk-Zentrale in Kopenhagen übergeben. Die 1400 Mitarbeiter auf See erhielten neue Verträge. Einsparungen gab es zudem in Bereichen wie Logistik oder Schiffseinsatzplanung. Maersk-Chef Søren Skou erwartet durch die Übernahme von Hamburg Süd Synergien von 320 bis 365 Millionen Euro pro Jahr.

Was ein solcher Kompetenzverlust mit sich bringt, zeigt eine andere Meldung, die am Dienstag publik wurde. Demnach hat Maersk drei Containerschiffe von Hamburg Süd verkauft. Dabei handelt es sich um die „Cap San Juan“, die „Cap San Lazaro“ und die „Cap San Vincent“. Diese Schiffe seien aber sofort nach dem Verkauf zurückgechartert worden, erfuhr das Abendblatt aus dem Unternehmen. Offenbar benötigt Maersk frisches Geld. Das überrascht nicht: Die Dänen haben operativ im ersten Halbjahr einen Verlust von 268 Millionen Euro eingefahren, der nur über den Verkauf der Ölsparte aufgefangen werden konnte.