Hamburg. In Hamburg wurden Temperaturen erreicht wie sonst in Nizza und Bordeaux. Regenmenge halb so groß wie normalerweise.

    58 Tage über 25 Grad, 18 Tage über 30 Grad – der Hamburger Sommer war außergewöhnlich und bricht gleich mehrere Rekorde. „2018 geht schon jetzt in die Geschichte der Stadt ein. Zu unseren Lebzeiten gab es noch nie so viele Sommertage und nur ein einziges Mal so viele Hitzetage“, sagt Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation. Hitzetage sind solche, an denen die 30-Grad-Marke überschritten wird. An Sommertagen wird es wärmer als 25 Grad. 1947 war ein vergleichbarer Sommer, was die warmen Tage anbelangt. Damals wurden 51 gezählt. 1994 wurden 18 richtig heiße Tage vermerkt.

    Der Sommer, der rein meteorologisch am Freitag zu Ende gegangen ist, war aber nicht nur bei den Spitzenwerten außergewöhnlich. Auch die Durchschnittstemperaturen stechen heraus. So lagen die mittleren Tageshöchstwerte im Juni bei 22,6 Grad, im Juli bei 26,4 Grad und im August bei 26,1 Grad. „Normal wären 20,1 Grad für Juni, 21,4 Grad für Juli und 21,6 Grad für August“, sagt Böttcher und zieht einen interessanten Vergleich heran. „Damit entsprach dieser Sommer in Hamburg den Normaltemperaturen von südlichen Städten wie Nizza, Bordeaux oder Lugano.“

    Und auch die Niederschlagsmenge war außergewöhnlich. Insgesamt fielen 112 Liter pro Quadratmeter in den drei Sommermonaten Juni, Juli und August auf Hamburg. Zum Vergleich: In einem normalen Sommer sind es 222 Liter. „Das war einer der trockensten Sommer, die wir hier je erlebt haben“, so Böttcher. Dazu kommt: Bereits im Frühjahr sei es extrem trocken gewesen. „Die ersten heißen Sommertage hatten wir bereits Mitte April. Und seitdem ist eigentlich nur noch sehr wenig Niederschlag gefallen.“

    Wie warm der Herbst werden wird, ist derzeit nicht vorhersehbar. „Gerade startet die Hurrikan-Saison. Diese Stürme über dem Atlantik können das gesamte Wetter durcheinanderwirbeln“, sagt der Experte. Möglich seien sowohl warme Tage mit Temperaturen von bis zu 30 Grad – aber auch Stürme mit ersten Graupelschauern.

    Die kommende Woche soll allerdings noch einmal sommerlich warm wer. Nicht unmöglich, dass auch dann noch einmal die Marken von 25 und 30 Grad geknackt werden. „Sollte im September noch an einem Tag über 30 Grad herrschen, hätten wir auch hier einen neuen Rekord“, sagt Böttcher. Vom klassischen Herbstwetter, so die momentanen Aussichten, sei Hamburg derzeit noch weit entfernt.

    Der Rekordsommer hat nach Angaben des Instituts eine ganz klare Ursache. In diesem Jahr haben sich die Hochdruckgebiete über Skandinavien besonders lange gehalten. Die führen, anders als im Winter, Warmluft aus Osteuropa heran. „Diese Hochdruckgebiete können im Sommer entstehen, wenn die Tiefdruckgebiete auf sehr weit nördlichen Bahnen an Europa vorbeiziehen“, sagt Böttcher. Und hat auch noch gleich einen Blick in die Zukunft parat: „Diese nördlichen Zugbahnen werden in Zukunft häufiger von Tiefdruckgebieten genommen.“ Weil Tiefs bevorzugt in Gebieten mit starken Temperaturgegensätzen entstünden. „Und die finden sich entlang der Eisgrenze.“

    Sollte die Eisgrenze durch das Abschmelzen des arktischen Eises Stück für Stück immer weiter nach Norden wandern, würden die Tiefdruckgebiete dieser Linie folgen. „Nicht immer, aber immer öfter.“ Gleichzeitig, so Böttcher, würden er und seine Kollegen eine Zunahme der sogenannten Südwestlagen in Europa beobachten. Bei diesen Lagen wird Warmluft aus Südwesteuropa nach Norddeutschland geführt: „Und das nicht nur häufiger als bisher, sondern auch intensiver.“

    Klar ist auch, dass für die Meteorologen der warme Sommer nicht überraschend kam. „In Folge der globalen Erwärmung sind solche Sommer wahrscheinlicher geworden. So ist dieses Jahr auch ein Blick in die Zukunft der Sommer in Hamburg“, sagt Böttcher. Und wird dann noch einmal forsch: „Wer in Zeiten der größten Kenntnis über den Klimawandel diesen immer noch in Abrede stellt, stellt sich auf eine Stufe mit denen, die die Erdanziehungskraft für ein Hirngespinst halten.“ Er und seine Kollegen seien in der Lage zu erklären, warum es zu solchen Sommern komme. „Wir verstehen die Prozesse in der Atmosphäre so gut, dass schon der normale Verstand ausreicht, dem zu folgen.“