hamburg. Fahrscheine sollen zum 1. Januar um durchschnittlich 2,1 Prozent teurer werden. Doch es gibt große Unterschiede – und Kritik aus der Politik
Neues Jahr – neuer Preis: Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) wird zum 1. Januar 2019 wie angekündigt eine Tarifanhebung beantragen und hat nun konkrete Zahlen vorgelegt. Durchschnittlich sollen die Fahrpreise für Bahnen, Busse und Fähren im Großraum Hamburg demnach um 2,1 Prozent steigen – 0,9 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhöhung zum 1. Januar dieses Jahres.
Um jeweils zehn Cent sollen die Preise für Einzelkarten im Kurzstrecken- (1,70 statt 1,60 Euro) und im Nahbereich (2,30 statt 2,20 Euro) angehoben werden. Der Fahrschein für den Großbereich AB oder 2 Ringe bleibt mit 3,30 Euro stabil.
Deutlich teurer wird die 9-Uhr-Tageskarte für Kinder: Sie soll für den Großbereich künftig 2,50 statt 2,30 Euro kosten, analog im Gesamtbereich 5 statt 4,60 Euro – ein satter Aufschlag von 8,7 Prozent. Der Einzelkartenpreis für Kinder steigt um jeweils zehn Cent (1,30 statt 1,20 Euro und 2,50 statt 2,40 Euro) – klingt erst einmal wenig, ist aber für das Stadtticket 8,3 Prozent mehr als bisher.
Moderater fällt die Preiserhöhung bei den Tageskarten für Erwachsene aus. Das 9-Uhr-Ticket für Hamburg steigt von 6,40 auf 6,50 Euro, die Ganztageskarte von 7,70 auf 7,80 Euro. Auch Vielfahrer sind von den neuen Tarifen betroffen. So soll der Preis für eine Vollzeitkarte im Großbereich Hamburg oder vier Zonen für einen Monat von 106,40 auf 109,20 Euro steigen, im Abonnement von 87,20 auf 89,50 Euro. Die Teilzeit- und die Seniorenkarte verteuern sich für den gleichen Bereich auf 64 (bisher 62,20) Euro, für Abonnenten auf 52,50 (bisher 51) Euro.
Spürbar zur Kasse gebeten werden auch die Großkunden. So soll sich das sogenannte ProfiTicket für drei Ringe in allen Tarifen um jeweils fünf Euro verteuern. Im auslaufenden Tarif GKA III (GKA 90) entspricht der Aufschlag einer Preiserhöhung um 7,8 Prozent: von 63,90 auf 68,90 Euro. Möglicher Trost: Wer ohnehin nur zwei Ringe benötigt, bekommt sie zum bisherigen Preis für drei.
Grundlage für die Preiserhöhung seien die allgemeine Verbraucherpreisentwicklung sowie die Entwicklung der Kosten für Personal, Diesel und Strom, heißt es in einer Mitteilung des HVV. „Die jährliche Tarifanpassung trägt dazu bei, die hohe Qualität und den ständigen Ausbau des Angebots im HVV zu sichern“, sagte Geschäftsführer Lutz Aigner. Konkret betreffe dies moderne Fahrzeuge, eine dichte Taktung, Sicherheit, Sauberkeit und Barrierefreiheit.
Der Antrag solle in den kommenden Wochen von den zuständigen politischen Gremien bearbeitet werden. Die finale Entscheidung obliegt den zuständigen Behörden und Ministerien in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion forderte den Senat auf, die Preiserhöhung nicht zu genehmigen. Nachdem die im vergan-genen Jahr mit 1,2 Prozent erstmals seit 2011 wieder unter die Inflationsrate gefallen sei, liege man jetzt wieder über den für dieses Jahr prognostizierten 1,9 Prozent. „Wer den Kampf gegen die ‚Staustadt Hamburg‘ gewinnen will, darf bei den Öffis nicht ständig kräftig an der Preisschraube drehen“, sagte Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Busse und Bahnen sind das Rückgrat der Mobilität in unserer Stadt. Daher ist unser Vorschlag, Preissteigerungen maximal auf Inflationsniveau zuzulassen, weiterhin der richtige Weg.“
Auch die FDP-Fraktion sprach sich entschieden gegen die geplante Preiserhöhung aus: „Wir lehnen die beantragte Tariferhöhung des HVV entschieden ab“, sagte Ewald Aukes, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, und weiter: „Sie ist weder nachvollziehbar noch verständlich, weil die Preisermittlung durch ein undurchsichtiges Indexsystem erfolgt.“ Zudem seien die Einnahmen des HVV durch die zahlreichen Neukunden in den vergangenen Jahren um rund 120 Millionen Euro gestiegen. „Die Kunden haben jedoch nichts davon. Weitere Tariferhöhungen sind aus unserer Sicht nur gerechtfertigt, wenn der HVV gleichzeitig seine Attraktivität erhöht“, so Aukes weiter. Nach wie vor hapere es jedoch an mehr Komfort für die Fahrgäste. „Hier fordern wir modernere Wagen, schnellere Zugfolgen und bessere Fahrgastinformationen“, betonte FDP-Politiker Aukes.
„Preisanpassungen sind nie schön, aber notwendig“, sagte die Verkehrsexpertin der SPD-Fraktion, Dorothee Martin. „Der öffentliche Personennahverkehr wird seit Jahren bei den Hamburgern immer beliebter. Mehr Fahrgäste bedeuten aber auch, dass der ÖPNV mehr Investitionen leisten muss, um die gewohnte Qualität in Sachen Pünktlichkeit, Taktdichte und Sauberkeit nicht nur beizubehalten, sondern auch weiter auszubauen“, so Martin weiter. Dank der ÖPNV-Offensive des Senats könnten die Fahrgäste ab Dezember „auf ein deutlich verbessertes Angebot bei Bus und Bahn zurückgreifen“.