Hamburg. Campen im Wohnmobil funktioniert auch in Ottensen – mit Livemusik und Verkehrslärm. Sechster Teil des Selbstversuchs.

Nein, keiner hat mich gestört, keiner hat an den Türen gerüttelt, und keiner hat gefragt, was zum Teufel ich da eigentlich tue. Meine Nacht im Wohnmobil vor dem Altonaer Rathaus verlief ohne Zwischenfälle. Allerdings fließt hier viel Verkehr. Ein ruhiger Platz ist es nicht, aber dafür ein zentraler.

Die Läden rund um den Altonaer Bahnhof sind bequem zu erreichen, die zahllosen Restaurants in Ottensen sind bequem zu erreichen. Der Rathausinnenhof wird in diesen Tagen zum Open-Air-Kino. Kurzum: Das Stadteilleben lässt sich als Wohnmobilist von hier aus prima beobachten.

In die Wohnmobilisten-App „park4night“ habe ich den Ort dennoch nicht eingetragen. Man muss ja nicht alles verraten. Die App sammelt Empfehlungen fürs Übernachten im Wohnmobil am Straßenrand. Es ist ein Parken in der rechtlichen Grauzone. Eigentlich sind nur Erholungspausen erlaubt.

App mit Empfehlungen

Wo liegen Hamburgs geheime Wohnmobilorte? Was wird auf „park4night“ empfohlen? Zum Beispiel die noble Warburgstraße. „Hier kann man problemlos ein bis zwei Tage stehen“, schreibt „Holger78“. „Auch geeignet für große Wohnmobile. Fußläufig ist die Alster in einer Minute zu erreichen. Ab 19 Uhr sehr ruhig.“ Auch an der St.-Gertrud-Kirche in Hohenfelde kommt man mit seinem Wohnmobil offenbar unter. Der französischsprachige Eintrag verheißt Ruhe, Kirchblick und eine U-Bahn-Station in zweiminütiger Entfernung.

Der Reinskamp am Rand des Öjendorfer Parks erntet auf „park4night“ hingegen neben Lob auch Kritik. „Zu späterer Stunde ein Auto welches direkt neben uns hielt und über längere Zeit mit laufendem Motor, Licht, Musik, Jugendliche gequatscht und getrunken haben“, schreibt „GaMa“ (wir haben seine Schreibweise übernommen). Für Ottensen gibt es auf „park4night“ noch keinen Eintrag …

Ein Problem beim eigentlich praktischen Parken in der Nähe von Szenevierteln sind die Abmessungen des Vantana. Zwei Meter ist er breit, 6,36 Meter ist er lang. In vielen Gegenden ist es nahezu aussichtslos, eine solche Parklücke zu bekommen. Auch am Altonaer Rathaus sind die im rechten Winkel zur Fahrbahn angeordneten Parkbuchten zu kurz. Das Wohnmobil ist wie ein Schiff – es muss längsseits gehen.

Wohnmobilisten versprechen nichts

Am Rathaus ist an diesem Abend noch genug Platz für meinen Vantana. Das Open-Air-Kino zieht nur wenige Besucher an.

Wir gehen rüber auf den Altonaer Balkon. Es ist ein lauer Abend. Die Rasenfläche ist dennoch frei von Grillern, es gibt sogar freie Bänke. Es scheint, als ob Hamburg erschöpft ist von der Hitze. Vorn am Geländer, den Rücken zur Elbe, steht ein junger Mann mit Gitarre und singt. Ein Engländer mit einer sehr rauen Stimme. Danach geht er von Bank zu Bank und bittet um ein bisschen Geld. Wir geben ihm etwas. Morgen um 20 Uhr sei er wieder da, sagt er. Ob wir kommen würden, fragt er. Aber wir sind Wohnmobilisten. Wir können nichts versprechen. Vielleicht sind wir morgen schon ganz woanders.

Das Wohnmobil wurde vom Hobby-Wohnwagenwerk in Fockbek zur Verfügung gestellt. Morgen: Die große Bilanz