Pünktlich nur in Lummerland: Warum sitze immer ich in einem Zug, dessen Anschlüsse weg sind und der mich hungrig reisen lässt?
Laut Statistik erreichen etwa vier von fünf IC- oder ICE-Zügen pünktlich ihr Ziel. Das bedeutet laut Definition der Bahn, dass sie maximal fünf Minuten und 59 Sekunden verspätet waren.
Seit Wochen frage ich mich, wo diese Züge fahren? Vielleicht auf Lummerland? Wer weiß das schon. Ich sitze jedenfalls immer in einem, der irgendwo auf freier Strecke kollabiert oder vor defekten Weichen pausiert.
Nur die Anschlusszüge fahren planmäßig – weg
Auf die Minute genau starten bei meinen Reisen nur die Züge, auf deren Anschluss ich angewiesen bin. Womöglich wartet man bei der Bahn auf Godot, auf mich dagegen nie. Bei der Rückreise aus Südtirol hatte unser Euro-City jüngst 40 Minuten Verspätung, daher fuhren gleich zwei planmäßig getaktete ICEs ohne uns Richtung Norden. ICE Nummer drei mit Umstieg in Nürnberg hatte 50 Minuten Verspätung, also entschieden wir uns für ICE vier, zwei Stunden später, aber immerhin durchgehend.
Und, ich mochte es kaum glauben, dieser ICE fuhr pünktlich ab. Kurz hinter Würzburg wollte ich die Kinder mit Wiener Würstchen aus dem Bordbistro trösten. „Wiener ham wa grundsätzlich nich, nur Nürnberger“, schnaubte der Schaffner. „Egal, dann eben Nürnberger“, sagte ich. Antwort: „Ham wa auch nich, wir ham nix mehr, gab nur Notverpflegung für unseren Zug in München. Die paar Brote sind verkauft. Wir ham nur Getränke.“ Eventuell gebe es im Bahnhof Kassel noch Nachschub, sei aber sehr unwahrscheinlich.
Auch ab Kassel blieben wir hungrig. Alles andere hätte mich auch überrascht. Wahrscheinlich hatte der Disponent die Würstchen per Zug geordert. Und der kam wieder mal zu spät.