Hamburg. Auch die Zahl der Lehrer ist auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten. Donnerstag geht der Unterricht wieder los.


Das neue Schuljahr beginnt am Donnerstag mit Rekorden: Die Zahl der Schüler an den staatlichen allgemeinbildenden und privaten Schulen in der Hansestadt steigt um 2170 auf rund 199.200 Mädchen und Jungen – das sind so viele wie seit 1982 nicht mehr. Unter ihnen sind 14.666 Erstklässler und 14.433 Fünftklässler, die ab dem 21. August an staatlichen Schulen starten. Das heißt: Es sind 1164 Schüler mehr in den Eingangsklassen als vor einem Jahr, wie Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag im Rathaus sagte.

Mehr Schüler gab es wohl nur in den 1970er-Jahren und bis Anfang der 80er-Jahre. Der historische Höchststand, der sich aus den vorhandenen Daten herleiten lässt, war 1977 mit 244.695 Schülern erreicht worden.

15.799 Vollzeitstellen gibt es zum neuen Schuljahr

Auch die Zahl der Lehrer und weiteren Pädagogen an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen in Hamburg ist so hoch wie zuletzt vor mehreren Jahrzehnten: 15.799 Vollzeitstellen gibt es zum neuen Schuljahr, rund 370 mehr als im vergangenen Jahr.

Und noch einen weiteren Höchststand konnte Senator Rabe verkünden: Für den Ganztag an Grundschulen haben sich 54.244 Grundschüler angemeldet, 2100 mehr als 2017. Damit steigt die Teilnahmequote von 82,7 Prozent im Vorjahr auf 83,9 Prozent.

„Hamburg auf dem Weg zur familienfreundlichen Stadt“

Der Schulsenator sprach von einem „stürmischen Wachstum“, das sehr erfreulich sei. „Man sieht daran, dass Hamburg auf dem Weg zu einer familienfreundlichen Stadt weit vorangekommen ist“, sagte Rabe. Er betonte, dass sich das Betreuungsverhältnis an den allgemeinbildenden Schulen in Hamburg zuletzt erheblich verbessert habe: So sei die Zahl der Schüler seit 2010 um zehn Prozent gestiegen, die Zahl der Lehrer im gleichen Zeitraum aber um 21 Prozent.

Weil Rabe davon ausgeht, dass die Schülerschaft auch in den kommenden Jahren wachsen wird und noch mehr Lehrer gebraucht werden, soll es für Referendare 135 zusätzliche Plätze pro Ausbildungsgang geben. Zudem sollen Bewerber stärker berücksichtigt werden, die gute Studiennoten haben und Berufserfahrung an Schulen.

Lehrer sollen mehr Wert auf Rechtschreibung legen

Die Pläne für die Ausbildung hatte Rabe bereits früher angekündigt, ebenso wie einige weitere Vorhaben, die nun umgesetzt werden. So sollen Hamburgs Lehrer mehr Wert auf die Rechtschreibung legen. Grundschulen sollen mindestens ein Sechstel aller Deutschstunden für reinen Rechtschreibunterricht einsetzen. Alle Schüler der Klassen 3 bis 8 sollen pro Jahr sechs statt vier Deutsch-Klassenarbeiten schreiben. An den Stadtteilschulen will Rabe die Fächer Deutsch und Mathe durch zusätzliche Unterrichtsstunden stärken.

Während die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Barbara Duden von „umsichtigen Planungen“ sprach, erklärte Birgit Stöver von der CDU, der Schulsenator habe eine lange Hausaufgabenliste. „Zwei weitere Deutsch-Klassenarbeiten hier, ein paar zusätzliche Mathestunden da: Mit seinen üblichen kosmetischen Maßnahmen wird Rabe keine signifikanten Qualitätssteigerungen erreichen“, sagte Stöver. „Dass schon Wochen vor den Zeugnissen kein Unterricht mehr erteilt wird, ist ebenfalls zu einem Dauerärgernis für Eltern geworden. Brandbriefe aus den Lehrerkollegien, gerade zur missglückten Umsetzung der Inklusion, gehören mittlerweile auch der Tagesordnung an.“ Ungewiss sei, wie es für hunderte Schüler und Lehrer der katholischen Schulen weitergehen soll.

Sabine Boeddinghaus von den Linken hält den Lehrerzuwachs für zu gering: „Rechnerisch eine Vollzeitkraft mehr für jede staatliche allgemeinbildende Schule ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Den Schülern würden „weiter die Daumenschrauben angezogen“. Anna von Treuenfels-Frowein von der FDP sagte hingegen, mit mehr Stunden für die Stadtteilschulen und dem Ausbau des Rechtschreibunterrichts setze Rabe nun endlich zentrale Forderungen der FDP um.