hamburg. Schon neun Fälle in diesem Jahr – viele gehen wohl auf das Konto eines Duos, das auf Motorrollern flüchtet

    Geldautomaten werden in Hamburg immer häufiger Ziel von Kriminellen, die versuchen, sie aufzusprengen. Dabei leiten sie Gas in die Automaten und bringen es zur Explosion. Mittlerweile zählt die Polizei neun Taten in diesem Jahr. Im gesamten vergangenen Jahr waren es sechs solcher Taten. 2016 war in lediglich einem Fall in Hamburg ein Geldautomat gesprengt worden. Mindestens fünf der dieses Jahr verübten Taten werden einer Serie zugerechnet, bei der immer zwei Männer am Werk waren, die in mehreren Fällen auf einem Motorroller flüchteten.

    Mit einer spektakulären Tat am Überseering in der HafenCity hatte die Serie am 23. Januar begonnen. Dort riss gegen 3.40 Uhr ein lauter Knall Anwohner aus dem Schlaf. Im Vorraum der
    Haspa war der Geldautomat gesprengt worden. Ein Zeuge sah noch zwei Männer auf einem Motorroller fliehen. Im Februar traf es die Deutsche Bank am Klosterstern. Am 18. April sprengte das Duo den Geldautomaten einer Bank an der Pinneberger Straße in Schnelsen auf. Am 28. April brachten sie den Automaten einer Bank an der Fuhlsbüttler Straße zur Explosion. Doch diesmal machten die Täter keine Beute. Schon zwei Tage später, am 30. April war es die Commerzbank an der Eppendorfer Landstraße, in der ein Geldautomat gesprengt wurde. Es passierte in dem Haus, in dem auch die Moderatorin Silvie Meis wohnt. Alle Taten wurden zwischen 3 Uhr und 4 Uhr verübt.

    Weitere Taten, die nicht unbedingt dem Duo zugerechnet werden, passierten am 18. Februar in Bergedorf. Dort traf es einen frei stehenden Geldautomaten. Am 10. Mai kam es in einem Geldautomaten der Haspa an der Elbgaustraße zu einer weiteren Explosion. Die Täter machten keine Beute. Zwei Tage später wurde ein Geldautomat der Spardabank an der Alten Elbgaustraße aufgesprengt. In dem Zusammenhang kam es zu einer wilden Verfolgungsfahrt mit einem gestohlenen Audi. Die Täter flüchteten in dem gestohlenen Fahrzeug zeitweise als Geisterfahrer über die A7, bis der Wagen verunglückte. Trotz sofort eingeleiteter Großfahndung entkam das Quartett.

    Die vorerst letzte Tat passierte am 26. Juli bei der Haspa – einer Automatenfiliale an der Technischen Universität in Harburg. Dort machten die Täter keine Beute. Der Geldautomat ging bei dem Versuch ihn aufzusprengen lediglich in Flammen auf. Bei der Polizei geht man davon aus, dass Nachahmungstäter am Werk waren.

    In der Vergangenheit waren vor allem Geldautomaten im Umland von Hamburg das Ziel solcher Täter gewesen. Dort gibt es weniger Polizisten, die für riesige Gebiete zuständig sind. Die Täter rechneten sich offenbar bessere Fluchtchancen aus. Oft lagen die Tat­orte in der Nähe von Autobahnen oder Bundesstraßen.

    Hamburg galt dagegen als ziemlich sicher. Das Entdeckungsrisiko ist deutlich größer. Viel mehr Menschen werden durch die Explosion auf die Tat aufmerksam. Und die Polizei ist schnell am Tatort. Auch ist die Gefahr, Unbeteiligte zu verletzten oder zu töten, in einer Stadt größer als bei einer abgelegenen Filiale. Die Sprengung wird meistens mit einer Lunte ausgelöst, die, einmal gezündet, nicht mehr zu stoppen ist.

    Geldinstitute haben die Möglichkeit, sich durch bessere Technik zu schützen. So gibt es sprengsichere Tresore oder Farbpatronen, die im Fall einer Sprengung das Geld im Automaten mit Farbe markieren.