Hamburg. Hindernis im Untergrund sorgt für Verzögerung bis voraussichtlich Ende 2019. Höhe der Baukosten noch unklar. Die Hintergründe.
Die neue S-Bahn-Station Elbbrücken wird nicht wie geplant Ende des Jahres in Betrieb genommen – und einen neuen offiziellen Termin für die Eröffnung der Haltestelle zwischen Hammerbrook und der Veddel gibt es nicht. Die Gesamtinbetriebnahme inklusive Dach sei nun für Ende 2019 geplant, sagte die für Hamburg und Schleswig-Holstein verantwortliche Deutsche-Bahn-Konzernbevollmächtigte Manuela Herbort dem Abendblatt.
Grund für die Verzögerung ist ein Hindernis im Untergrund. „Dabei handelt es sich vermutlich um eine alte Spundwand oder Hafenkaimauer“, sagte Herbort. „Deshalb können die für die Errichtung des zentralen Technikgebäudes notwendigen Bohrpfähle nur wenige Meter in den Baugrund eingebracht werden. Aber das reicht nicht aus, denn die Pfähle müssten rund 18 Meter tief eingesetzt werden.“
Negative Nachrichten
Die Ingenieure der Bahn arbeiten zurzeit an einer Lösung des Problems und wollen zunächst die Ergebnisse eines Gutachtens abwarten. Danach könne auch eine Aussage darüber getroffen werden, ob bereits vor Ende 2019 S-Bahnen an dem neuen Bahnhof halten können, sagte Herbort weiter.
Die negativen Nachrichten zu den Elbbrücken sollen bei der zuständigen Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation auf wenig Verständnis gestoßen sein. Auf Abendblatt-Anfrage sagte Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD): „Die Verschiebung des Fertigstellungstermins ist für alle Beteiligten und vor allem die zukünftigen Nutzer bedauerlich. Hamburg erwartet und ist überzeugt, dass die DB alles tun wird, um die Baugrundfragen zu lösen.“
Für die Stadt ein Desaster
Das Unternehmen hatte am Dienstag zu einem Pressegespräch auf der Baustelle eingeladen. Das Abendblatt hatte bereits darüber berichtet, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden kann. Allerdings dürfte der Konzern bereits seit Wochen wissen, dass eine Eröffnung Ende 2018 nicht mehr möglich ist. Anfang Juni hatte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis eingeräumt, dass ein Risiko bestehe, die hoch angespannte Terminschiene nicht einzuhalten.
Aus Sicht der Stadt ist es ein Desaster. Eigentlich sollten die Elbbrücken zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember zu einem neuen Verkehrsknotenpunkt des ÖPNV werden, an dem S- und U-Bahn-Station über einen gläsernen Skywalk miteinander verbunden werden. Doch jetzt läuft der Verbindungsgang ins Leere, weil die S-Bahn nicht pünktlich fertig wird.
57 Millionen Euro werden nicht reichen
Unterdessen wird der U-Bahnhof Elbbrücken wie geplant am 9. Dezember eröffnen. Es ist die neue Endhaltestelle der U 4, die von der Station HafenCity Universität bis zu den Elbbrücken verlängert wird. Für das Gesamtprojekt waren rund 178 Millionen Euro veranschlagt worden, es werden aber nur etwa 160 Millionen Euro ausgegeben.
Dafür dürfte beim S-Bahnhof eine weitere Kostensteigerung auf die Stadt zukommen. Zunächst war eine Summe von 43,3 Millionen Euro genannt worden. Im Juni stellte sich dann bereits heraus, dass die DB nun Baukosten von 56,9 Millionen Euro erwartet. Doch diese rund 57 Millionen Euro werden dem Vernehmen nach auch nicht ausreichen. „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, wie sich die Baukosten weiter entwickeln“, sagte Herbort.
Kritik kommt von der Opposition
Die neue S-Bahn-Haltestelle hatte nicht nur wegen der Kostensteigerung für Schlagzeilen gesorgt. Als die DB noch den Plan hatte, den Bahnhof Ende 2018 zu eröffnen, stand bereits fest, dass das rund 88 Meter lange Glasdach für die Station erst Ende 2019 befestigt werden kann. Die Haltestelle wurde von dem bekannten Hamburger Architekturbüro gmp von Gerkan, Marg und Partner entworfen. Es sind jeweils zwei 210 Meter lange Bahnsteige geplant.
Kritik kommt von der Opposition: „Nach der Kostenexplosion im Juni folgt mit der Bauzeitverzögerung nun die zweite schwere Hypothek innerhalb kürzester Zeit. Bei allem Verständnis für den schwierigen Untergrund, das anspruchsvolle Gefälle und die schwierige Kurvenlage. Nichts davon ist urplötzlich vom Himmel gefallen“, sagte CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering. Damit aus dem Vorzeige- kein Problembahnhof werde, müssten Bahn und Verkehrsbehörde nun alles in ihrer Macht Stehende tun, um weitere Hiobsbotschaften zu vermeiden.