Hamburg. Ein 23-Jähriger soll einen Mann in Wandsbek schwer am Auge verletzt und “Hier ist HSV-Land“ getönt haben. Nun steht er vor Gericht.

Die Fans des HSV und die des FC St. Pauli sind nicht unbedingt immer beste Freunde. Doch Daniel F. scheint ein Fußballfan zu sein, bei dem die HSV-Liebe Grenzen sprengt – Grenzen zur Gewalt. St.-Pauli-Fans empfindet er offenbar als rotes Tuch, bei dem er über die Maßen aggressiv wird.

Seit Dienstag steht der 23-Jährige wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Hamburger Landgericht. Den Haftbefehl hob der Richter gestern während der Verhandlung auf – bis auf Weiteres ist Daniel F. ein freier Mann. Dreieinhalb Monate hatte der Hamburger in Untersuchungshaft gesessen, und diese Zeit, so sagt es sein Anwalt, habe der Angeklagte genutzt, um über seine Taten „und seine Fehler nachzudenken“.

Verdächtiger soll Opfer bewaffnet aufgelauert haben

Der schmal gebaute Daniel F. wirkt nervös. er ist ist angeklagt, weil er zwei St.-Pauli-Fans angegangen sein soll. Laut Anklage zog er am 11. Januar in Wandsbek einem Mann dessen St.-Pauli-Strickmütze vom Kopf und sagte ihm, er solle sich „verpissen“, weil Wandsbek „HSV-Bereich“ sei. Später soll er dem Mann, bewaffnet mit einem Teleskopschlagstock, aufgelauert haben. Der Mann konnte jedoch fliehen.

Nur fünf Tage später habe der 23-Jährige einen anderen St.-Pauli-Fan vor dem Wandsbek Quarree wuchtig auf das Auge geschlagen, wobei er schwere Handschuhe getragen haben soll. Das Opfer erlitt eine Fraktur des Augenhöhlenbodens. Erneut hat Daniel F. den Ermittlungen zufolge getönt, es sei „HSV-Land“, und dem anderen ein St.-Pauli-Cap als Trophäe abgenommen.

Bei einer früheren Vernehmung hatte der Hamburger gesagt, er habe „kein großes Problem“ mit anderen Fußballfans. Aber schon vor vier Jahren stand Daniel F. vor Gericht: Er hatte zusammen mit einem anderen Täter einen Mann attackiert, weil sie sich an dessen Hannover-96-Schal störten.

Opfer: „In der Mittagspause gehe nicht mehr raus“

Er gebe zu, dass er einem Mann die Mütze vom Kopf genommen und ihm gesagt habe, das sei „HSV-Bereich“, so der Angeklagte. Zudem habe er den Mann „leicht geschubst. Es wird spekuliert, dass ich die Mütze als Trophäe behalten wollte. Ich bin aber kein Trophäensammler“, so der Angeklagte. „Ich hatte von Anfang an vor, sie wegzuwerfen und habe sie entsorgt.“ Auch die Cap des anderen St. Pauli-Fans habe er weggeschmissen. Tatsächlich habe er dem Mann aber ins Gesicht geschlagen.

Das Opfer schildert als Zeuge, wie Daniel F. ihn fragte, „warum ich mit so einer Käppi rumlaufe. Das sei HSV-Land. Ich habe gesagt, dass ich Familienvater bin und auf dem Weg zur Arbeit.“ Plötzlich habe er einen Schlag ins Gesicht bekommen. „Ich wusste gleich: Im Auge, da ist was kaputt.“

Der 38-Jährige wurde operiert, war zwei Wochen arbeitsunfähig. „Viel schlimmer“ seien die seelischen Folgen. Der Familienvater ist in psychologischer Behandlung. Wenn er in Wandsbek unterwegs sei, dann nur noch verkleidet, um nicht erkannt zu werden. „Und in der Mittagspause gehe ich gar nicht mehr raus.“ Der Prozess wird fortgesetzt.