Hamburg. Zwei Drittel der Unternehmen erwarten negative Folgen für Branche. Kann Einigung zwischen Trump und Juncker Verunsicherung lindern?

„Durch die Entwicklungen in der US-Handelspolitik erwarten 65 Prozent der Reeder negative Folgen für die deutsche Schifffahrtsbranche“, sagte Claus Brandt, Leiter des maritimen Kompetenzzentrums des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC) am Donnerstag bei der Vorstellung der PwC-Reederstudie 2018. Auch die Einigung zwischen US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Vortag werde die Verunsicherung vermutlich nicht lindern können. „Wir wissen nicht genau wie das, was besprochen wurde, durchgesetzt wird“, sagte Brandt.

Die Umfrage für die mittlerweile zehnte PwC-Studie hatte gezeigt, dass die Branche vor allem neue Handelsbarrieren wie Schutzzölle fürchtet – und dass sich der Konflikt zu einem Handelskrieg mit sinkenden Transportmengen zwischen den Kontinenten auswächst. „Dennoch, die Rahmenbedingungen für den weltweiten Handel sind gut. Der Trend Globalisierung wird sich fortsetzen“, sagte Brandt über ein anderes Ergebnis der Studie. Demnach nehmen 93 Prozent der 120 befragten Führungskräfte aus deutschen Reedereien und anderen Unternehmen und Institutionen der maritimen Wirtschaft an, Warenströme würden sich aufgrund von steigendem Konsum in Schwellenländern verlagern.

Steigt das weltweite Ladungsaufkommen?

Nach Einschätzung von 81 Prozent der Befragten wird das weltweite Ladungsaufkommen in den kommenden fünf Jahren steigen. An steigende Erlöse in der Branche glauben mehr als doppelt so viele Befragte wie noch 2016 (damals: 35 Prozent). Aktuell – der Befragungszeitraum war zwischen Ende Mai und Ende Juni – seien 90 Prozent der Schiffe in Fahrt. „Der höchste Wert seit Ausbruch der Krise 2008“, sagte Brandt.

Aber wie reagieren Schifffahrts-Unternehmen auf technische Neuerungen? Wie wollen sie sich künftig aufstellen? „Fast zwei Drittel wollen in den kommenden Jahren neue Geschäftsfelder erschließen. Das ist eine klare Fortsetzung des Trends. Gerade größere Unternehmen sehen Handlungsbedarf“, sagte der PwC-Schifffahrtsexperte.

Bemerkenswert sei zudem, dass Reedereimanager branchenfremde Geschäftsfelder in Betracht ziehen würden und etwa darüber nachdenken, Immobilien- und Finanzdienstleistungen sowie Investitionsberatung anzubieten oder auch zusätzliche Logistikdienstleistungen. Fast drei Viertel der Befragten sehen laut der Umfrage eine Chance in der Logistik. Und 44 Prozent der Studienteilnehmer können sich dafür Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen vorstellen. „Reeder sind zu Lieferanten geworden und müssen ein Rundumpaket anbieten“, sagte Brandt.