Hamburg gibt 2018 fünf Millionen Euro für Sportereignisse aus – ob das Geld gut angelegt ist, soll eine Studie zeigen
Beim Geld hört auch im Sport die Freundschaft schon mal auf. Mit wie viel öffentlichen Mitteln unterstützt die Stadt welche Veranstaltung, wann und warum? Diese Diskussion wird in Hamburg jedes Jahr aufs Neue geführt. Sind 650.000 Euro für ein hochklassiges Beachvolleyball-Turnier am Rothenbaum zu viel – oder sind 100.000 Euro für eine Tennisveranstaltung der dritten Kategorie, aber mit internationaler Beachtung, doch zu wenig? Und braucht ein Ironman, der am Sonntag zum zweiten Mal hier ausgetragen wird, wirklich 300.000 Euro Anschubfinanzierung?
Fakt ist: Hamburg gibt dieses Jahr gut fünf Millionen Euro aus (2017: 6,3 Millionen), um Spitzensport und spektakuläre Events an Elbe und Alster zu holen. Größter Posten in diesem Sommer ist Mitte August die Rollstuhlbasketball-Weltmeisterschaft im Wilhelmsburger Inselpark, die der Senat mit mehr als drei Millionen Euro alimentiert. Das Geld kommt zum Teil aus der Kultur- und Tourismustaxe, die bei den Ausschüttungen den Sport mit zehn Prozent beteiligt, derzeit etwa 1,4 Millionen Euro. Größere Posten wie für die WM stellt die Finanzbehörde unter dem Haushaltstitel Sonderveranstaltungen bereit.
Das Geld sei gut angelegt, sagen nicht nur die Veranstalter. Auch Ökonomen glauben, belegen zu können, dass Sportevents den Tourismus ankurbeln, zusätzliche Besucher in die Stadt locken und diese Effekte zu höheren Umsätzen bei Hotels, Händlern, Verkehr und Gastronomie führen. Exakte Zahlen fehlen allerdings. Sportsenator Andy Grote (SPD) hat deshalb eine große Studie in Auftrag gegeben, die den Nutzen der Sportveranstaltungen für Hamburg belegen sollen. Erste Ergebnisse – und Konsequenzen? – werden im Herbst erwartet.
Früher, als alles preiswerter war, gewährte die Stadt Ausfallbürgschaften. Die Veranstalter mussten Einnahmen und Ausgaben akkurat belegen; anfallende Defizite, und die konnten sich die meisten Verbände und Organisatoren leicht errechnen, wurden bis zu einer bestimmten Höhe ausgeglichen. Das ist im Grundsatz so geblieben, doch heute tritt die Sportstadt Hamburg auch als Werbepartner oder Sponsor auf, mietet Flächen, um zum Beispiel ihre Initiative ActiveCity bekannter und bewusster zu machen.
Andererseits werfen die regelmäßigen Veranstaltungen wie Marathon, Triathlon, Cyclassics, das Tennisturnier am Rothenbaum oder das Spring- und Dressurderby in Klein Flottbek mehr oder weniger große Überschüsse ab, einige im sechsstelligen Bereich. Selbst der Ironman machte bei seiner Premiere 2017 keinen Verlust. Beachvolleyball wiederum hat bis heute die Gewinnzone nicht erreicht, verlangt aber von seinen Zuschauern auch keinen Eintritt. Die Stadt lädt mit ihrem Zuschuss die Hamburger quasi zu einer großen Strandparty ein.
Bei der Verteilung städtischer Gelder lohnt sich ein Blick auf die Kultur. Neben der institutionellen Förderung für Theater und Oper werden zum Beispiel aus dem Musikstadt- oder Elbkulturfonds Festivals unterstützt. Über die Verteilung der Mittel entscheidet eine von der Kulturbehörde bestellte Fachjury. Kriterien sind dabei die Strahlkraft und Bedeutung für Hamburg, öffentliches Interesse, aber auch die Vielfalt des kulturellen Angebots soll gewährleistet bleiben. Damit erhalten auch kleinere Veranstaltungen die Chance auf substanzielle Hilfe.
Beim Sport sind die Kriterien sehr allgemein definiert. Die Veranstaltungen sollen Spitzen-, Breiten- und Nachwuchssport-Komponenten haben, sollen ins traditionelle Hamburger Sportportfolio passen, sollen die Menschen animieren, sich mehr und regelmäßig zu bewegen. Was aber wie auf das Stadtmarketing einzahlt, bleibt bisher weitgehend unberücksichtigt. Tennis und Triathlon mit weltweiter TV-Wahrnehmung wären da sicherlich anders zu bewerten als eher regionale Events wie der Marathon, wobei – siehe die Kultur – Vielfalt erhaltenswert ist. Dass bei Welt- und Europameisterschaften heute stets Millionenbeträge aufgerufen und hohe Lizenzgebühren an die Verbände gezahlt werden, ist dem Wettbewerb der Städte geschuldet. Wer hier mitspielen will, muss schon mal in seine Haushaltskasse greifen, denn Sport gilt international weiter als eines der effektivsten Marketingtools.