Hamburg. Richter erlässt Haftbefehl wegen schwerer Körperverletzung gegen 61-Jährigen. Das Motiv für den Angriff ist noch unklar.
Gegen den 61 Jahre alten Mann, der am Dienstagmittag in einem Bus der Linie 4 eine Frau (63) durch Messerstiche ins Gesicht schwer verletzt hatte, wurde Haftbefehl erlassen. Allerdings sitzt der Mann nicht wegen eines versuchten Tötungsdelikts, sondern wegen schwerer Körperverletzung in Untersuchungshaft. Die Tat wird somit weder als Tötungsversuch noch als Tat gewertet, bei der er den Tod der Frau billigend in Kauf nahm.
Der der Obdachlosenszene zugerechnete Mann hatte in betrunkenem Zustand zunächst antisemitische Parolen gegrölt und dann unvermittelt auf die Frau eingestochen. Wegen der Parolen wurde der Fall von der Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes übernommen, die zuständig für politisch motivierte Kriminalität ist. Bislang war der 61-Jährige noch nicht in Verbindung mit solchen Delikten aufgefallen.
Sein Opfer ist operiert und wird zunächst stationär im Krankenhaus bleiben. Die Schnittverletzungen werden die Frau vermutlich auf Dauer entstellen. Lebensgefahr bestand für sie zu keinem Zeitpunkt. Auch deshalb wird die Tat nicht als versuchtes Tötungsdelikt gewertet.
Es gibt einige Aussagen zu dem Tatablauf
Der Busfahrer hatte nach der Tat sofort den Bus auf der Grindelallee im Übergang zur Edmund-Siemers-Allee nahe der Uni gestoppt und die Türen geöffnet. Die geschockten Fahrgäste des voll besetzten Linienbusses konnten so schnell aus dem Fahrzeug fliehen. Der Täter selbst war von alarmierten Polizisten noch in unmittelbarer Nähe des Tatortes gestellt und festgenommen worden. In seiner Vernehmung beim Landeskriminalamt, die nach der Ausnüchterung des 61-Jährigen stattfand, hat der Mann sich nicht zu dem Fall eingelassen. Den Ermittlern steht aber Videomaterial zur Verfügung, das aus einer Überwachungskamera des Linienbusses stammt.
Dazu gibt es einige Aussagen zu dem Tatablauf. Allerdings werden die meisten der Fahrgäste, die sich in dem Bus befanden, noch von der Polizei als Zeugen gesucht. Direkt nach der Tat hatten sich lediglich vier Passagiere gemeldet. Sie sagten ebenso aus wie der Fahrer des Busses sowie ein Hochbahn-Mitarbeiter, der einen dahinter fahrenden Bus steuerte. „Zwischenzeitlich haben wir weitere Zeugen gefunden. Andere sind uns bislang aber noch nicht bekannt“, sagt eine Polizeisprecherin und bittet andere Fahrgäste, sich zu melden.