Hamburg/Kiel. Bakterien und andere Folgen der Hitzewelle im Norden: Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Um 12.20 Uhr war es so weit: 30 Grad Celsius. Die Wettermessstation Hamburg-Fuhlsbüttel meldet nicht oft solch hohe Temperaturen. Im Schnitt gibt es pro Jahr 4,5 dieser „heißen Tage“. So nennen Meteorologen sie. An diesem Mittwoch dürfte es noch heißer werden. Der Deutsche Wetterdienst rechnet für Hamburg mit bis zu 35 Grad. Heute könnte also ein 24 Jahre alter Rekord eingestellt werden. Bislang wurden 1994 die höchsten Temperaturen an einem 25. Juli gemessen: 35 Grad in Hamburg-Fuhlsbüttel. Bis Sonnabend soll täglich die 30-Grad-Grenze überschritten werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den heißesten Tagen des Jahres.
Ist in Hamburg eine Wasserknappheit zu befürchten?
Nein. Der Wasserverbrauch bewegt sich im Normalbereich. Er liegt zwar etwas über dem Durchschnitt des Vorjahres, ist jedoch weit von den Spitzenabgaben aus dem Mai entfernt und gilt als nicht ungewöhnlich für die Sommermonate. „Da viele Hamburger und Berufspendler im Urlaub sind, geht der Verbrauch in Hamburg runter. Auch die Touristen gleichen das nicht aus.“ Angst vor Wasserknappheit aufgrund der Hitze muss in Hamburg also niemand haben.
Sollte man trotz der Warnung vor Vibrionen in der Ostsee baden?
Ja. Vibrionen zählen zu den natürlichen Risiken beim Baden. In diesem Jahr hat es in Schleswig-Holstein noch keinen gemeldeten Infektionsfall gegeben. Ohnehin ist eine Infektion mit diesen Bakterien sehr selten. Eine Gefahr stellen sie nur für Menschen mit einer schweren chronischen Erkrankung dar, die zugleich eine offene Wunde haben. Sie sollten nicht baden! Die Badewasserqualität in Schleswig-Holstein ist derzeit sehr hoch.
Zerkarien in Naturbädern: Was muss beachtet werden?
In vielen Naturbädern wird im Sommer vor Zerkarien gewarnt. Die Gabelschwanzlarven gelangen durch Wasservögel in die Gewässer und breiten sich bei einer Wassertemperatur von über 20 Grad vorwiegend in Ufernähe aus. Beim Menschen verursachen sie einen unangenehm juckenden, aber ungefährlichen Hautausschlag, die „Badedermatitis“. Aktuell liegen für Hamburgs Naturbäder keine Meldungen vor, dennoch muss in allen Seen mit Zerkarien gerechnet werden. Es wird empfohlen, den Körper nach dem Baden mit einem Handtuch abzurubbeln.
Sollen Bürger bei der Bewässerung von Straßenbäumen und städtischen Grünanlagen helfen?
Eine Bewässerung ist derzeit noch nicht erforderlich. „Da wir am Wochenende Regen erwarten, wird noch keine Austrocknung befürchtet“, heißt es im Bezirksamt Eimsbüttel. Im Bezirk Hamburg-Nord werden nur empfindliche Pflanzen wie Neupflanzungen, Jungbäume oder Rosen bewässert. Bei Grünflächen sei das nicht nötig, da sich Rasen schnell wieder regeneriere. „Bäume haben eine eigene Technik, um mit der Trockenheit zurechtzukommen: Sie reagieren mit Blattwurf, um die Verdunstung zu verringern“, sagt Daniel Gritz vom Bezirksamt.
Welche Ernährungstipps helfen jetzt?
Reichlich trinken, aber natürlich keinen Alkohol. Wasser und Fruchtsäfte sind gut. Der Wunsch nach kühlen Getränken ist verständlich, aber er ist kontraproduktiv. Am leichtesten zu verarbeiten ist Flüssiges, wenn es Zimmertemperatur hat oder leicht erwärmt wird. Abends, also nach 18 Uhr,, sollten keine umfangreichen Mahlzeiten mehr eingenommen werden. Obst oder ein leckerer Salat stehen dann ganz oben auf der Speisekarte.
Wie kommt man am besten durch einen heißen Tag?
Geheimtipp: wenig arbeiten. Nein, im Ernst: Wer draußen tätig ist, sollte früh anfangen und nachmittags eine nicht zu kurze Pause machen. Die höchsten Temperaturen werden in diesen Tagen nicht um 13 Uhr, sondern eher gegen 15 oder 16 Uhr erreicht. In dieser Zeit könnte man zum Beispiel, wenn man etwas abkühlen will, einen Bummel durch die Supermärkte machen. Die haben meistens eine Klimaanlage.
Nachts kühlt es kaum ab. Was hilft bei Schlafproblemen?
Jeder dritte Deutsche schläft bei Hitze schlecht. Mediziner raten, vor dem Schlafengehen eine Tasse warmen Melissentee zu trinken und sich lauwarm abzuduschen. Im Bett wird nur eine leichte Decke benötigt, am besten eine aus Seide oder Leinen. Ganz verzichten sollte man auf einen Überwurf nicht. Im Traumschlaf setzt die natürliche Regulierung der Körpertemperatur aus, sodass auch im Sommer die Gefahr der Auskühlung besteht.
Was muss bei Haustieren (Hund oder Katze) beachtet werden?
Da die meisten Tiere kaum Schweißdrüsen besitzen, reagieren sie wesentlich sensibler auf Hitze. Wichtig ist: Für ausreichend Flüssigkeit sorgen, schattige Plätze schaffen, Spaziergänge in die Morgen- und Abendstunden verlegen und große Anstrengung vermeiden, auf geeigneten Sonnenschutz achten, bei Bedarf scheren und bürsten, lieber kleine Portionen servieren und Futter nicht zu lange in der Sonne stehen lassen, Tiere niemals im Auto lassen.
Wie geht es der Elbe?
Die Schifffahrt zwischen Magdeburg und Dresden ist eingestellt. Auch die Weiße Flotte in Magdeburg fährt nicht mehr. Im Hamburger Hafen gibt es nach Auskunft der Hamburg Port Authority noch keine Beeinträchtigungen. Im Elbe-Lübeck-Kanal werden Freitzeitskipper nur noch schubweise geschleust, um den Wasserstand zu erhalten.
Wie bereitet sich die Hamburger Feuerwehr auf die erhöhte Waldbrandgefahr vor?
Sie wird sechs der sieben Gerätewagen auf Unimog-Fahrgestell, die bei den freiwilligen Feuerwehren stationiert sind, mit Wassertanks ausrüsten. Jedes Fahrzeug hat dann 2000 Liter an Bord. Außerdem werden zwei Allrad-Lastwagen mit jeweils vier Wassertanks ausgerüstet. So hat jedes der beiden Fahrzeuge 4000 Liter an Bord. Die Feuerwehr rechnet damit, dass heute in Hamburg und Umgebung die zweithöchste Waldbrand-Warnstufe ausgerufen wird.