Hans-Peter Wittke aus Eidelstedt, Jahrgang 1938

    Hans-Peter Wittke: Ich habe die Bombardierung in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943 im Keller unseres Wohnhauses an der Reichsbahnstraße 35 in Eidelstedt mit meiner Mutter überlebt. Wir waren damals in Österreich und nur auf Sommerurlaub in unserer Wohnung. Obwohl ich noch nicht einmal fünf Jahre alt war, erinnere ich mich genau. Wir waren immer im Keller und hatten keine großen Sorgen. Wir wohnten in einem modernen Häuserblock, dessen Keller gegen Luftdruck und mögliche Gasangriffe sicher schien. Und wie oft hatte es zuvor Fehlalarm gegeben? Doch dieses Mal war es anders, es krachte fürchterlich laut. Alles wankte, das Licht ging aus, weißer Kalk rieselte von den Wänden. Viele Menschen schrien, aber mir war vor allem wichtig, nicht zu weinen.

    Schnell wurde klar: Eine Luftmine war in 40 Metern Entfernung explodiert, unsere Parterrewohnung ging in Flammen auf. Wir selbst konnten uns retten, aber als wir in unserer Wohnung ankamen, war die Tür schon herausgesprengt. Alles war verdreht und umgestürzt, das Porzellan im Schrank zu Asche zerfallen. Meinen Teddybären aus Kunststoff habe ich bis heute vor Augen, der war schon kaputt. Meine Mutter versuchte, noch Dinge aus der brennenden Wohnung zu retten, aber die jugendlichen Feuerwehrleute hinderten sie bald daran. Die Wasserversorgung war zusammengebrochen, niemand durfte mehr ins Haus. Aus unserer brennenden Wohnung haben wir nur einen Küchenstuhl mitnehmen können. Den haben wir bis heute.

    Nach dem Angriff mussten wir uns dann schnell eine Bescheinigung über den Totalverlust holen – und neue Lebensmittelkarten. Die alten waren ja mit verbrannt. Das Seltsame war, dass auch in diesem Chaos die Bürokratie reibungslos funktionierte. Wir wurden dann nach Elmshorn gebracht.

    Für uns Kinder gehörte der Krieg zum Alltag. Wir Kinder sammelten die Bombensplitter und tauschten sie, die wertvollsten wurden in einer Zigarrenkiste gesammelt. Ich habe mir sogar die Stanniolstreifen um den Arm gebunden.

    Das Moral Bombing hat sein Ziel verfehlt. Wir hatten nur das Ziel zu überleben. Mich hat gestört, dass die Queen Mum noch ein Denkmal für Bomber Harris eingeweiht hat.