Hammerbrook. Hamburger Ermittler rollen Fall des getöteten Waldemar D. auf – mit dem Foto eines Gesuchten
Am 18. Januar 1994 holten Feuerwehrleute die Leiche des 31-jährigen Waldemar D. aus dem Mittelkanal nahe dem Nagelsweg. Kripobeamte untersuchten den Toten noch auf der Kaimauer. Schnell war klar: Er war ermordet worden. Doch der Fall blieb ungeklärt. Bis jetzt.
Heute, fast ein Vierteljahrhundert später, gibt es eine heiße Spur. Gesucht wird ein Landsmann des ermordeten Polen, der den Spitznamen „Serduszko“, übersetzt „Herzchen“, trug.
Mord verjährt nie. Doch manche Fälle scheinen lange Zeit nicht zu lösen zu sein. So wie der gewaltsame Tod von Waldemar D., der erschlagen worden war. Er gehörte zu der Trinkerszene, die sich damals an dem Kanal aufhielt. Vermutlich war es ein Streit in diesem Milieu, der zum Mord führte. Das war schon damals die These der Mordkommission. Doch die Ermittlungen liefen ins Leere.
Jetzt hat die Einheit „Cold Case“, spezialisiert auf jahrzehntealte Mord- und Vermisstenfälle, die Akte wieder herausgeholt. Und tatsächlich fanden die Ermittler eine neue Spur. Sie gehen davon aus, dass ein heute 54 bis 59 Jahre alter Mann in den Tod von Waldemar D. verwickelt ist.
Viel wissen die Ermittler nicht über den jetzt gesuchten Mann. Sie gehen davon aus, dass er aus dem Umfeld des getöteten stammt und ein Landsmann von Waldemar D. ist. Ob der Gesuchte sich noch in Deutschland aufhält oder in Polen oder einem anderen Land – ob er überhaupt noch lebt –, wissen sie nicht.
Aber es gibt ein Foto des Gesuchten. Es stammt von damals und befand sich offenbar unter den 1994 sichergestellten Dingen. Das Bild zeigt einen kräftigen, etwa 1,80 Meter großen Mann mit geballten Fäusten in Handschuhen ohne Fingerlinge, der ein T-Shirt mit Totenköpfen und eine Werbejacke von VW trägt in dem in den 90er-Jahren modischen glänzenden Look.
Ob der Mann der Täter ist oder ob es sich um einen Zeugen für die Tat handelt, müssen, falls er gefunden wird, die weiteren Ermittlungen zeigen.
Die Staatsanwaltschaft erwirkte einen Beschluss zur Öffentlichkeitsfahndung. Die Ermittler hoffen, dass jetzt Hinweise zur Identität oder sogar den Aufenthaltsort des gesuchten Mannes eingehen. Außerdem werden Zeugen gesucht, die damals in Hammerbrook Beobachtungen im Zusammenhang mit der Tat gemacht haben, oder Personen, die Waldemar D. kannten und Hinweise zu seinem damaligen Umfeld in Hamburg geben können. (zv)