Hamburg. Die Zahl der Nachtflüge erreicht bundesweit ein neues Rekordniveau. Auch der Flughafen in Fuhlsbüttel verzeichnet mehr Verspätungen.
In den ersten sechs Monaten des Jahres sind 8,06 Millionen Passagiere vom Hamburger Flughafen Helmut Schmidt gestartet oder dort gelandet. Das sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein leichter Rückgang von 2,1 Prozent, teilte der Flughafen mit. Niedersachsens größter Flughafen dagegen ist bei Reisenden beliebter geworden.
Im ersten Halbjahr steigerte der Hannover Airport die Zahl seiner Fluggäste zwischen Januar und Juni nach eigenen Angaben um 7,8 Prozent auf 2,76 Millionen Passagiere. Auch Bremen legte zu (plus 6,3 Prozent bis Ende Mai). Laut Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) lag die durchschnittliche Zuwachsrate der 16 internationalen deutschen Verkehrsflughäfen in den ersten fünf Monaten bei 2,3 Prozent.
„Nach dem unerwartet starken Anstieg im vergangenen Jahr liegen die Passagierzahlen in Hamburg weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“, sagte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler. 2017 lag das Passagierwachstum des Hamburger Flughafens bei 8,6 Prozent.
Weniger Flugbewegungen, mehr Verspätungen
Die Zahl der Flugbewegungen ging in Hamburg im ersten Halbjahr um 4,4 Prozent auf rund 74.580 zurück, während die Auslastung der Maschinen um 1,7 Punkte auf 77,1 Prozent zunahm. Die Zahl der Verspäteten Flüge (Bewegungen nach 23 Uhr) lag aber wieder auf Rekordniveau. „In diesem konstanten Trend zeigt sich, dass der Luftverkehr immer effizienter wird“, sagte Eggenschwiler. „Dabei nutzen die Norddeutschen das Flugzeug nicht nur für ihren Erholungsurlaub oder die Geschäftsreise.“ Jeder vierte Fluggast fliege inzwischen, um Freunde und Verwandte in ganz Europa zu besuchen.
Das erste Halbjahr war das verkehrsreichste in der Geschichte der bundesweit agierenden Deutschen Flugsicherung (DFS): Bis Ende Juni gab es im deutschen Luftraum 1,59 Millionen kontrollierte Flüge. „Verkehrsreichster Tag war der 29. Juni – an diesem Tag wurden insgesamt 11.015 kontrollierte Flüge im deutschen Luftraum gezählt“, heißt es vom DFS.
Luftraum in der Hochsaison überlastet
Der Luftraum über Europa ist in der Hochsaison oft überlastet. Hinzu kommt, das Verspätungen sich über den Tag aufaddieren, weil die Wartungsintervalle immer kürzer kalkuliert werden und die Flieger wie Busse zwischen ihren Destinationen pendeln. Fängt der Tag mit einer Verspätung an, kann sie kaum wieder aufgeholt werden. Der Flughafen Hannover hat jedoch die bundesweit überaus seltene Genehmigung zur 24-Stunden-Öffnung. Deshalb führen Flugverspätungen und Nachtflugverbote an vielen Flughäfen oft zu nächtlichen Ausweichlandungen in Hannover. In Hamburg zum Beispiel darf regulär nur bis 23 Uhr geflogen werden, ab 24 Uhr gilt ein Nachtflugverbot, das nur mit einer Ausnahmegenehmigung außer Kraft gesetzt werden kann.
Die Zahl der Nachtflüge in Deutschland hat 2017 einen neuen Rekordstand erreicht. An den 16 internationalen deutschen Verkehrsflughäfen sei die Zahl der Starts und Landungen im Vergleich zu 2016 um rund 14.000 auf 215.843 gestiegen, erklärte das Bundesverkehrsministerium auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion unter Berufung auf Zahlen der DFS. Zehn Jahre zuvor lag die Zahl der Nachtflüge demnach mit 193.434 noch klar unter der 200.000-Marke. „Unsere 24-Stunden-Betriebsgenehmigung wirkt sich natürlich auch positiv auf die Zahlen im 1. Halbjahr aus“, sagte eine Flughafensprecherin in Hannover.
Air-Berlin-Pleite noch nicht verdaut
Insgesamt gesehen hat der innerdeutsche Flugverkehr vor dem Hintergrund der Air-Berlin-Pleite an Dynamik eingebüßt. Das in diesem Jahr verminderte Kapazitätsangebot auf den innerdeutschen Strecken und auch Flugstreichungen durch Unwetter wirkten sich an vielen deutschen Standorten negativ aus.
Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) hatte der Flughafen Hannover so in den ersten fünf Monaten auf den innerdeutschen Strecken mit 438.124 Fluggästen 2,4 Prozent weniger Passagiere als im Jahr zuvor. Ähnlich sah es in Hamburg aus (-3,4 Prozent). Dagegen konnte der Airport Bremen (plus 1,9 Prozent) auf diesen Strecken ebenso wie Münster/Osnabrück (plus 2,0 Prozent) zulegen. Der Flughafen Bremen hat Nachtflugbeschränkungen.