Hamburg. Ein Experte nennt einen möglichen Grund für den Anstieg. Im 1. Halbjahr haben 30 Menschen ihre Organe zur Verfügung gestellt.

g ist wieder angestiegen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben in Hamburger Kliniken 30 Menschen ihre Organe für eine Transplantation zur Verfügung gestellt. Das sind mehr als doppelt so viele wie im 1. Halbjahr 2017, in dem 13 Organspender in Hamburg registriert wurden. Auch die Zahl der gespendeten Organe ist in Hamburg in der ersten Jahreshälfte von 43 (2017) auf 103 (2018) angewachsen.Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die gemeldeten Organspender nicht unbedingt aus Hamburg kommen, weil die Kliniken der Hansestadt auch viele Patienten aus dem Umland versorgen.

Mehr Aufmerksamkeit für das Thema in der Öffentlichkeit

Ein Grund für diese Steigerung könnte eine höhere Aufmerksamkeit für das Thema Organspende in der Öffentlichkeit und in den Kliniken sein. „Vermutet wird, dass mehr der real existierenden potenziellen Organspender von den Kliniken an die DSO gemeldet werden“, sagt Privatdozent Dr. Matthias Kaufmann, Geschäftsführender Arzt der DSO Region Nord. Dafür spricht auch, dass laut der DSO die Zahl der organspendebezogenen Kontakte durch die Kliniken mit der DSO im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 um 20 Prozent gestiegen ist. Das heißt, dass die Entnahmekrankenhäuser 2018 in 1.373 Fällen Kontakt zur DSO als Koordinierungsstelle aufgenommen haben.

Die Vermutungen der Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks gehen in die gleiche Richtung. „Nach einem Tiefpunkt der Organspenderzahlen in 2017 ist es gut, dass die Spenderzahlen in diesem Jahr wieder steigen. Ich bin froh, dass sie sich in Hamburg sogar mehr als verdoppelt haben. Die Botschaft, sich mit dem wichtigen Thema Organspende auseinanderzusetzen, zeigt offenbar erste Resultate. Resultate, die vielen Menschen schon jetzt das Leben gerettet haben“, sagte Prüfer-Storcks.

Die Frage ist auch, ob die Organspendebereitschaft gestiegen ist. Dazu sagt Kaufmann, dass die Organspendebereitschaft sowieso schon bei mehr als 80 Prozent der Bevölkerung vorhanden sei. Es fehle aber an der Dokumentation dieses Willens.

Damit überhaupt eine Organspende möglich ist, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. Zunächst muss überhaupt die Zustimmung der Betroffenen durch einen Organspendeausweis vorliegen oder die Zustimmung der Angehörigen im Sinne des Verstorbenen. Dann muss die Feststellung des Todes im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen erfolgen. Es dürfen keine medizinischen Ausschlusskriterien vorliegen, wie zum Beispiel eine Krebserkrankung. Und dann muss ein infrage kommender Organspender auch von der Klinik an die DSO weitergemeldet werden. Die gespendeten Organe werden über Eurotransplant im niederländischen Leiden an einen geeigneten Empfänger weitervermittelt.

125 Nierentransplantationen mehr im Norden

Insgesamt ist in der DSO-Region Nord zu der neben Hamburg auch die Bundesländer Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen gehören, die Zahl der Organspender von 58 im 1. Halbjahr 2017 auf 78 im 1. Halbjahr 2018 gestiegen. Die Zahl war von 88 im 1. Halbjahr 2012 kontinuierlich gesunken und hatte i2017 ihren Tiefststand erreicht. Auch bundesweit ist laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) die Zahl der Organspender wieder gestiegen, von 412 im ersten Halbjahr 2017 auf 484 im ersten Halbjahr 2018.

Die Zahl der transplantierten Organe hat bundesweit ebenfalls deutlich zugenommen. Am häufigsten transplantiert werden Nieren. Diese Zahl stieg von 686 im ersten Halbjahr 2017 auf 811 im ersten Halbjahr 2018. Die Zahl der Lungentransplantationen stieg um 34 auf 200, bei Lebertransplantationen war ein Anstieg von 378 auf 417 zu verzeichnen. Es wurden neun Herzen mehr transplantiert als im 1. Halbjahr 2017 und sechs Bauchspeicheldrüsen. Insgesamt stieg die Zahl der Transplantationen von 1410 in den ersten sechs Monaten 2017 auf 1623 im ersten Halbjahr dieses Jahres.

Auch wenn diese Zahlen Grund zur Hoffnung geben, dass es wieder mehr Spenderorgane in Deutschland geben wird, sind sie immer noch erschreckend niedrig, wenn man sich anschaut, wie viele Menschen bundesweit auf ein neues Organ warten. 9716 Schwerkranke hoffen auf eine Organtransplantation. Allein in den deutschen Dialysepraxen warten rund 8000 Patienten auf eine neue Niere. Die Wartezeit für eine Nierentransplantation liegt derzeit bei durchschnittlich sechs Jahren.