Hamburg. Unbekannte Täter bedrohen Kinder der Familie mit Waffe und fordern 300.000 Euro. Beweislage gegen Verdächtige reicht nicht aus.

Es ist eine der perfidesten Erpressungen in Hamburgs Kriminalgeschichte: Mit Fotos, die ihre schlafenden Söhne zeigen, während auf sie eine Pistole gerichtet ist, haben unbekannte Täter versucht, von einer 39 Jahre alten Frau aus einer Hamburger Millionärsfamilie mehrere Hunderttausend Euro zu erpressen. Die Polizei bildete die Soko „Rose“. Monatelang wurde ermittelt, es gibt zwei Verdächtige. Aber die Beweise reichen für eine Verhaftung nicht aus.

Es war der Haushälter, der das Erpresserschreiben entdeckte. Es lag zusammen mit einem Blumenstrauß unter der Bettdecke eines Jungen im Kinderzimmer. In dem Schreiben forderte der Täter 300.000 Euro. Angeblich brauchte er das Geld für die Operation seiner herzkranken Tochter.

Täter hatte Zugang zur Wohnung

Der Haushälter informierte die Mutter, diese alarmierte sofort den von ihr getrennt lebenden Vater, der dann die Polizei rief. Die Kinder wurden umgehend aus der Stadtwohnung in Sicherheit gebracht. Polizeiexperten prüften die Fotos und sind sich sicher, dass die Bilder nicht per Computer manipuliert wurden.

Tatsächlich hatte jemand im Kinderzimmer vor den Betten der schlafenden sieben und neun Jahre alten Jungen gestanden, mit einer Waffe auf sie gezielt und die Aufnahmen gemacht. Sicher ist auch: Der Täter brach nicht in die Wohnung ein. Offenbar hatte er Zugang gehabt. Die Ermittlungen konzentrierten sich deshalb auf das Umfeld der Familie.

Beweislage gegen Verdächtige dünn

Der Erpressungsversuch ereignete sich bereits Mitte Januar. Ins Visier der Soko „Rose“ gerieten der Lebensgefährte (43) der Frau und einer seiner Bekannten (31). Der Albaner galt als Freund der Familie. Ende März schlug die Polizei zu. Sie durchsuchte Wohnungen in Hamburg und Berlin, die im Zusammenhang mit den Männern stehen. Dort wurden neben Unterlagen auch Computer und Datenträger sichergestellt. Doch die Hoffnung, Hinweise auf die Bilder oder das Erpresserschreiben zu finden, erfüllte sich nicht. Die Beweislage bleibt dünn. Der Erpresser meldete sich nicht erneut.

Der Fall liegt jetzt bei der Staatsanwaltschaft. Ob es zur Anklage gegen die Verdächtigen kommt, ist noch unklar.