Es war sein religiöser Glaube an die Luftmacht, der ihn antrieb und ihm in den Geschichtsbüchern den Ruf als einer der umstrittensten Militärs aller Zeiten einbrachte – sogar in seiner Heimat, wo ihn seine Mitarbeiter im RAF Bomber Command „Butcher“ nannten – „Schlächter“. Er sei leider nicht besonders intelligent gewesen, klagten selbst seine Eltern. Arthur Harris (1892–1984) war mit 16 aus einer Privatschule im englischen Cheltenham nach Rhodesien abgehauen, wo er sich als Taxifahrer und Goldgräber durchschlug. Doch dann brach der Erste Weltkrieg aus, er meldete sich freiwillig zur englischen Luftwaffe, wurde RAF-Pilot und fand seine Bestimmung.

Später entwickelte Harris eine Theorie, die von der „Macht der Flugzeuge“ bestimmt war – und er machte Karriere. Winston Churchill vertraute ihm ab 1942 die Führung des „Bomber Command“ an, denn für seinen Plan, die Deutschen mit „Moral Bombing“ zur Kapitulation zu zwingen, brauchte er einen kompromisslosen Mann wie Harris. Der letzte und vollkommen unnötige Großangriff auf Dresden 1945 bedeutete den Karriereknick, obwohl er bis zu seinem Tod die militärische Notwendigkeit verteidigte. Als einziger wichtiger Militär wurde Harris nicht geadelt und ins Oberhaus gerufen, und als er posthum 1992 dann doch noch seine Bronzestatue vor der Londoner RAF-Kirche bekam, schrien Hunderte von englischen Demons­tranten „Massenmörder, Massenmörder!“