Dulsberg. Die Satire ist ein Jubiläumsfilm der Stadtteilschule Alter Teichweg in Dulsberg – besser bekannt als „Eliteschule des Gangsterfilms“
Lehrer, die in der Unterrichtspause Drogen im Park verkaufen, und ein Schulleiter, der sich in seinem Büro eine Line Koks in die Nase zieht. Es sind Szenen, die mitten in Hamburg an der Stadtteilschule Alter Teichweg in Dulsberg spielen – und für die es jetzt viel Applaus und Lob gibt. Denn die Ausschnitte stammen aus einem Film, den die Lehrer zwischen ihren Unterrichtsstunden und nach Schulschluss gedreht haben.
Der schlichte Name des Streifens: 100. „Es ist der einhundertste Film, der an unserer Schule gedreht wurde“, erklärt Schulleiter Björn Lengwenus, der den Drogenboss in dem etwa neunminütigen Gangster-Streifen mimt. Seit sechs Jahren gibt es die Filmfabrik Dulsberg. Ein Projekt, das die Schule jährlich mithilfe des Vereins JAF, Verein für medienpädagogische Praxis Hamburg und den Kulturagenten für Kreative Schulen umsetzt. Alle achten Klassen überlegen sich eine Geschichte, schreiben das Drehbuch, führen Regie und schlüpfen selbst in die Rollen. Dabei werden die Schüler von den Profis des JAF-Vereins unterstützt, was für „Junger Arbeitskreis Film und Video“ steht.
„Wir legen bei diesem Projekt großen Wert darauf, dass die Schüler alles selbst machen“, sagt Lengwenus und weiß aus Erfahrung, was bei seinen Achtklässlern dann herauskommt. „Es gibt wilde Schießereien, mal eine Verfolgungsjagd, und fast immer spielen auch Drogen eine Rolle.“ Die Streifen haben also alles, was ein Gangsterfilm so braucht. 99 solcher Filme haben die Schüler in den vergangenen Jahren an der selbst ernannten „Eliteschule des Gangsterfilms“ gedreht. „Wir Lehrer haben schon immer gesagt, den hundertsten drehen wir“, sagt der Schulleiter und frotzelt: „Mit noch mehr Drogen und noch mehr Waffen.“ Dies ist den Pädagogen nun mit ihrer Hommage auf die 99 Schüler-Filme gelungen. Björn Lengwenus, im Film mit dicker Goldkette um den Hals und Pelzkragen, zeigt, dass auch er einen Furcht einflößenden Blick aufsetzen kann. Insbesondere, wenn ihm Geld gestohlen wird, womit er eigentlich Politiker schmieren wollte. Gestohlen wurde es von vier Lehrerinnen, die in hautenge Lederkostüme geschlüpft sind und mit Pumpguns als „Das Quartett des Todes“ durch die Stadt laufen.
Anna Dau, die im richtigen Leben als Sozialpädagogin an der Schule arbeitet, spielt eine Drogendealerin und sagt, dass ihr falsches Tattoo erst nach zwei Wochen wieder abging. Schulleiter Lengwenus: „Auch wir haben Unterstützung vom JAF-Verein und den Kulturagenten bekommen.“ Seit sechs Jahren begleitet Matthias Vogel als Kulturagent die Filmfabrik. „Und ich muss sagen, die Lehrer haben das großartig gemacht“, sagt Vogel. Die Kulturagenten betreuen 26 Schulen in der Stadt. „Andere machen Tanz- sowie Theaterprojekte oder arbeiten mit Künstlern zusammen“, erklärt Vogel. Das alljährliche Filmprojekt an der Stadtteilschule Alter Teichweg ist hingegen einmalig und wird auch entsprechend zelebriert.
Der Projektabschluss wird im Cinemaxx gefeiert, wo die Filme gezeigt werden. Dieses Jahr gab es unter anderem den Jubiläumsfilm. Vogel und Lengwenus unisono: „Dafür gab es viel Applaus, und die Schüler waren begeistert.“ Ein Erfolg, an den die Lehrer anknüpfen wollen. Lengwenus: „Beim nächsten Jubiläum gibt es eine Fortsetzung.“
Der Film ist bei abendblatt.de zu sehen