Hamburg. Hamburger Krimiautorin veröffentlicht einen Bestseller nach dem anderen. Wer sie wirklich ist? Eine Begegnung.

Der Name klingt wie ein Versprechen: Sophie Bonnet. Wer denkt da nicht an französische Lebensart, an in der Sonne glühende Lavendelfelder, an das wärmende Licht des Südens? Aber: Sophie Bonnet ist ein Pseudonym. „Mein richtiger Name klingt viel zu sachlich und eckig“, sagt die Autorin ­Sophie Bonnet, die eigentlich Heike ­Koschyk heißt. Bislang fünf außerordentlich erfolgreiche Kriminalromane hat sie geschrieben, die alle in der Provence spielen. In der zumeist sonnigen Provence, die in den Romanen ein Sehnsuchtsort ist.

„Ich möchte meinen Leserinnen und Lesern eine Welt erschaffen, in die sie vollkommen eintauchen können“, sagt Heike Koschyk, während sie an einem acht Personen Platz bietenden Holztisch in ihrer geräumigen Küche in Groß Borstel sitzt. Eine Vase mit einem Strauß üppig blühender weißer Bauernrosen steht auf dem Tisch, davor eine Schale mit Mirabellen.

Hoher Wohlfühlfaktor

Von allen deutschen Autoren, die zurzeit dem Trend folgen und Kriminal­romane schreiben, die in Frankreich spielen – Jean-Luc Bannalec etwa, Cay Rademacher, Alexander Oetker, Christine Cazon, um nur einige zu nennen –, ist Heike Koschyk gewiss jene, deren Geschichten der größte Wohlfühlfaktor innewohnt. Gleichwohl sind es raffiniert ersonnene Geschichten, unter deren lebensleichter Oberfläche kriminalistische Spannung pulsiert.

1967 in New York geboren, wo ihre Eltern eine kurze Zeit lebten, ging es für sie noch als Baby vom Big Apple zurück nach Deutschland. Erst nach Hamburg, dann nach Travemünde und wieder zurück in die Hansestadt. Die Sinnsuche begann nach der Schule. Der Weg führte nach München, wo sie Germanistik und Sinologie studierte. „Damals hatte ich mir tatsächlich überlegt, ob ich nicht Auslandskorrespondentin in China werden könnte, weil ich Land und Kultur immer faszinierend fand – obwohl ich nie dort war …“ Heike Koschyk schüttelt ein wenig den Kopf und lacht. Nein, beendet habe sie das Studium nicht.

Handelsreisende in Sachen Mode

Es sollte anders kommen. Sie fand einen Job in einer Modeagentur, später leitete sie eine eigene Firma in der Branche, war, wie sie sagt, eine Art Handelsreisende in Sachen Mode, bis sie darin keinen Sinn mehr sah: Die Modebranche war ihr zu oberflächlich. Also schlug sie den Weg zur Heilpraktikerin ein, machte eine Homöopathieausbildung, lehrte als Dozentin und eröffnete Mitte der 90er-Jahre ihre eigene Praxis.Heike Koschyk erzählt das alles, während sie am Küchentisch sitzt und – sich selbst unterbrechend – mit lauter Stimme versucht, Hund Carlchen zur Räson zu rufen, der bellend zur Haustür rennt und sich schließlich gesenkten Hauptes doch in sein Körbchen legt.

„Ich glaube, ich erzähle ein wenig durcheinander, oder?“, fragt sie und lacht, während wir in den Garten gehen, über dessen gepflegtem Grün dicht die grauen Wolken hängen. Die sonnendurchglühte Provence ist weit weg. Hinter den Hecken und Rosensträuchern steht eine Kirche, auf der anderen Seite eine Kita. Viel Trubel, aber Heike Koschyk mag das. Ihr Schreibbüro hat sie allerdings in der Innenstadt.

Biografie über Hildegard von Bingen

Schreiben wollte sie schon von früher Jugend an, doch ein wenig fehlte ihr der Mut zu beginnen, die erste Seite eines Buches zu füllen. Die Texte, die sie für ihre Homöopathie-Seminare verfasste, gaben schließlich den Ausschlag. Die reichte sie bei einem Verlag ein, und es wurde ein Buch daraus. „Da sagte ich mir, jetzt probierst du es doch noch einmal richtig.“ Und da sie als Kind gern Detektivgeschichten gelesen hatte, wurden es gleich zwei Kriminalromane, in denen die Provence bereits eine Nebenrolle spielte. Doch die Zeit – Mitte, Ende der 1990er-Jahre – war noch nicht reif für Frankreich-Krimis, die Bücher floppten.

Heike Koschyk schrieb weiter, eine Biografie über Hildegard von Bingen, dann eine Reihe historischer Kriminalromane. Die schriftstellerische Krise kam, als sie all jene Themen, die sie interessierten, durchdekliniert hatte. „Ich kann nur über Dinge schreiben, die mich wirklich begeistern, sonst wird das nichts.“ Was also tun?

Sie kocht leidenschaftlich gern

Der britische Autor Peter Mayle, der mit Büchern wie „Mein Jahr in der Provence“ ein großes Publikum gefunden hatte, hatte auch in Heike Koschyk eine Sehnsucht entfacht. „Ich fuhr immer häufiger mit meinem Mann in die Provence, und irgendwann sagte ich dann zu meinem Agenten: ,Ich weiß, was mein nächstes Projekt ist. Ich schreibe einen Krimi, der in der Provence spielt.‘“

Sophie Bonnet:
„Provenzalische
Schuld“,
Blanvalet,
336 Seiten,
15 Euro
Sophie Bonnet: „Provenzalische Schuld“, Blanvalet, 336 Seiten, 15 Euro © Blanvalet

2014 erschien „Provenzalische Verwicklungen“ und wurde zum „Spiegel“-Bestseller. Vier weitere Romane um den Polizisten Pierre Durand erschienen, jüngst „Provenzalische Schuld“, die bislang dunkelste Geschichte. Im düsteren November spielt sie, in den unwirtlichen Regionen der Haute Provence. Dass in all diesen Geschichten eine Spitzenköchin als Durands Freundin eine wesentliche Rolle spielt, ist für Heike Koschyk eine Herzensangelegenheit: Sie kocht selbst leidenschaftlich gern. Jüngst ist unter dem Titel „Provenzalischer Genuss“ ihr erstes Kochbuch erschienen. Ein weiterer Traum, der in Erfüllung gegangen ist. „Jetzt bin ich angekommen“, sagt die Frau, die sich Sophie Bonnet nennt. „Die Suche ist beendet.“