Hamburg. Für die einen ist es eine Herausforderung, für die anderen eine Zumutung: Im Sommer werden die Arbeiten noch einmal intensiviert.
Die Verkehrsbehörde nennt es eine Herausforderung, für viele Autofahrer dürfte es eine Zumutung sein. Und zwar jedes Jahr aufs Neue: Ferienzeit ist Baustellenzeit ist Stauzeit. Gut 140 Millionen Euro werden in diesem Jahr in den Erhalt und die Sanierung des Hamburger Straßennetzes gesteckt. Während der Sommerferien sollen die Arbeiten deutlich intensiviert werden, allein auf den Hauptverkehrsstraßen kommen 26 zusätzliche Baustellen hinzu, 71 sind es dann insgesamt – die Sperrungen auf Bezirksstraßen und die Tiefbauarbeiten von Hamburg Wasser noch nicht eingerechnet.
Für Ostseeausflügler wird vor allem die Sperrung der Autobahn 24 ab dem Horner Kreisel eine Geduldsprobe. Ein notwendiges Übel, wie die Verkehrsbehörde sagt. „Wir bauen mit Hochdruck den Sanierungsstau auf Hamburgs Straßen ab“, so Sprecher Christian Füldner. Das Versprechen, den Werteverfall der Hauptverkehrsstraßen zu stoppen, sei dadurch bereits erreicht worden. Wie berichtet, hat sich der Zustand der Straßen in den Jahren davor nicht unbedingt zum Guten entwickelt: 2008 waren 30,8 Prozent sanierungsbedürftig, 2014 schon 41,3 Prozent. Einer aktuellen Erhebung zufolge sank dieser Wert inzwischen auf 40 Prozent, was 425 Kilometern Hauptstraße entspricht.
„Hartes Jahr für Autofahrer“
Damit der Frust bei den staugeplagten Hamburger Autofahrern so gering wie möglich bleibt, konzentrieren die Verkehrsbehörden drängende Sanierungsarbeiten in den vermeintlich verkehrsärmeren Monaten der Ferienzeit. Die Einschränkungen für den Verkehr seien zwar nicht schön. „Aber in den Sommerferien halten wir das für vertretbar“, hatte Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) bei der Vorstellung des Jahresplans gesagt. Obwohl Ferien, Großveranstaltungen und parallele Arbeiten abgestimmt werden, so die Behörde, können diese Abwägungen Staus nicht verhindern. Das Straßennetz sei teilweise ausgelastet, in der Hauptverkehrszeit streckenweise sogar „überlastet“. Im Durchschnitt müssen jährlich 25.000 Baustellen eingerichtet werden.
Selbst für den ADAC ist dieses Vorgehen schlüssig, wenngleich etwa die Vollsperrung der A 24 „wehtue“, wie Hans Pieper vom ADAC Hansa sagte. Doch auf die Milliardeninvestitionen des Bunds bei Sanierung, Ausbau und Überdeckelung der Autobahnen kann Hamburg unmöglich verzichten. „Das wird wieder ein hartes Jahr für Autofahrer“, so Pieper. Es sei zwar gut, dass viel getan werde. „Aber mehr geht nicht, sonst nähern wir uns dem Verkehrskollaps.“
Bezirke buddeln kräftig mit
Zumal neben der Verkehrsbehörde mit ihrem operierenden Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) auch Hamburg Wasser mit aktuell 23 Baustellen, Energieversorger wie Vattenfall und die Bezirke kräftig mitbuddeln. Hamburg Wasser etwa wird noch bis 2019 an der Bismarckstraße beschäftigt sein, ebenso bis in den September an der Elbchaussee.
In den Bezirken baut beispielsweise Hamburg-Nord vom 16. Juli an sechs Wochen lang am Elligersweg/Ecke Rungestraße oder bis Ende Juli am Alten Teichweg. Am Tessenowweg dauert die Erschließung des neuen Busbetriebshofs der Hochbahn noch bis März 2019, die Maria-Louisen-Straße wird zwischen Dorotheenstraße und Barmbeker Straße noch bis Ende Juli instand gesetzt. Der Bezirk Wandsbek wiederum verantwortet in den Sommerferien 25 eigene Baustellen. Mit Ferienbeginn am 5. Juli beginnt etwa der Kreisverkehrbau an der Kreuzung Kupferdamm/Sonnenweg. Im Bezirk Mitte wichtig: der südliche Sievekingdamm. Im Juli soll dort angefangen werden, um die Sperrung der A 24 nutzen zu können.
Nicht ohne Grund drücken auch die Bezirke auf die Tube beim Straßenbau: Im aktuellen Straßenreport heißt es, dass von den „Bezirksstraßen mit gesamtstädtischer Bedeutung“ 46,5 Prozent (490 Kilometer) sanierungsbedürftig sind. Bei reinen Wohnstraßen sieht es sogar noch düsterer aus. 65,3 Prozent (rund 1470 Kilometer) müssten saniert werden. Insgesamt lassen während der Ferien weit mehr als 100 Baustellen den Stadtverkehr wohl etwas zähflüssiger vorankommen. Das Abendblatt liefert deshalb eine Übersicht der großen Sommerbaustellen (siehe Grafik).