Hamburg. Papiere der Hamburger Reederei verlieren bis zu 20 Prozent. Schlimmstenfalls könnte sich der Gewinn halbieren. Die Hintergründe.

Die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd befindet sich schon wieder in rauer See. Das Schifffahrtsunternehmen hat ein gutes Jahr 2017 mit schwarzen Zahlen abgeschlossen, für dieses Jahr aber gab der Vorstand in der Zentrale am Ballindamm am Freitag eine Gewinnwarnung heraus.

Auf Basis der Entwicklung der ersten fünf Monate habe der Vorstand beschlossen den bisherigen Ausblick für das Geschäftsjahr 2018 anzupassen, teilte Hapag-Lloyd in einer Adhoc-Meldung an die Märkte mit. Das Management um Vorstandschef Rolf Habben Jansen erwartet für 2018 nur noch ein operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 200 und 450 Millionen Euro, 2017 hatte es noch 410 Millionen Euro betragen.

Gewinn könnte sich halbieren

Schlimmstenfalls also halbiert sich der Gewinn. Vor Zinsen Steuern und Abschreibungen wird nun ein Ergebnis (Ebitda) zwischen 0,9 und 1,15 (Vorjahr: 1,054) Milliarden Euro angepeilt. Im März hatte Habben Jansen noch „deutlich steigende“ Gewinne angekündigt. Demnach hätte das Ebit 2018 mindestens zehn Prozent über dem Vorjahr ausfallen müssen.

An der Börse stürzte die Hapag-Lloyd-Aktie nach der Mitteilung um mehr als 19 Prozent ab und fiel innerhalb kürzester Zeit von 37 auf 29 Euro. Im Laufe des Tages erholte sich das Papier aber auf mehr als 31 Euro.

Analyst hält Börsenreaktion für übertrieben

Die heftige Reaktion an der Börse sei übertrieben, sagte Thomas Wybierek, Schifffahrtsanalyst der Nord LB. „Im Grunde genommen kam die Absenkung der Erwartungen nicht überraschend.“ So seien die Frachtraten also die Transportpreise für einen Container seit Jahresanfang wieder unter Druck geraten.

„Jeden Monat wird versucht, diese wieder anzuheben, aber das verpufft sofort.“ Hapag-Lloyd gibt als Ursache für die reduzierten Geschäftserwartungen die seit Jahresbeginn „unvorhergesehen stark gestiegenen und auch weiterhin steigenden operativen Kosten, insbesondere im Hinblick auf Treibstoffkosten und Charterraten“ an. Die Frachtraten würden sich hingegen langsamer als erwartet erholen. Diese Entwicklung könnte nicht vollständig durch Maßnahmen zur Kosteneinsparung kompensiert werden.

Ganze Branche unter Druck

Nach Ansicht von Analyst Wybierek steht die gesamte Schifffahrtsbranche wieder unter wachsendem Druck. „In diesem Jahr nehmen zahlreiche neue Schiffe die Fahrt auf, so dass die Kapazitäten im Containertransport stark angestiegen sind.“ Die große Spanne der Gewinnprognose hält er aber nicht für überraschend. „Sie zeigt, dass sich der Vorstand ein Hintertürchen offen lässt. Eine Halbierung des Gewinns von 2017 wäre aber schon überraschend.“

Möglicherweise habe auch der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie Europa den Vorstand zur Vorsicht veranlasst. „In den Fundamentaldaten findet sich dieses noch nicht. Aber es gibt eine spürbar wachsende Verunsicherung am Markt“, sagte Wybierek.

Hapag-Loyd begründet die große Prognosespanne mit starken Kostenschwankungen. „Die Treibstoffpreise ändern sich täglich“, sagte ein Sprecher. Erst vor wenigen Tagen hatte Hapag-Lloyd angekündigt, 159 Stellen in der Konzernzentrale abzubauen.