Hohenfelde. Hamburgs bekanntestes Hallenbad wird modernisiert. Der Um- und Ausbau kostet 60 Millionen Euro

    Ihre markanten Schwingen haben die Alsterschwimmhalle stadtbekannt gemacht. Für das Denkmalschutzamt leistet das Hallenbad mit dem „unverwechselbaren, architektonisch anspruchsvollen und qualitätsvollen, bau- und stadtgeschichtlich bedeutenden Baukörper“ einen „wesentlichen Beitrag zu den charakteristischen Eigenheiten des Stadtbildes“.

    Doch nach 45 Jahren Dauerbetrieb ist Hamburgs Schwimmoper etwas flügellahm geworden. Die hohe Chloridbelastung hat der Spannbetondecke zugesetzt, die Dichtungen bröckeln, auch die Wasseraufbereitungs- und Heizungsanlagen genügen längst nicht mehr dem heutigen Standard. Die Stadt will ihr größtes und bekanntestes Bad deshalb von Ende 2020 an umfassend modernisieren und ausbauen. Kosten: 60 Millionen Euro.

    „Der besonderen Bedeutung der Alsterschwimmhalle entsprechend werden in den nächsten Jahren außergewöhnlich umfangreiche Arbeiten aufgenommen, um dieses Wahrzeichen des Freizeit- und Wettkampfsports in Hamburg zu erhalten und ihr Angebot zukünftig deutlich zu erweitern“, sagte Bäderland-Geschäftsführer Dirk Schumaier. Erhalten bleiben das 50-Meter-Becken und das doppelte Lehrbecken für das Schulschwimmen und den Schwimmunterricht. Neu hinzu kommen ein 25 Meter langes Warmwasserbecken, ein separates Sprungbecken und ein Kursbecken mit heb- und senkbarem Boden. Die Wasserfläche in den dann fünf Becken soll so von 1400 auf 2000 Quadratmeter anwachsen.

    Auch die Fläche für Trockentraining an Geräten soll steigen – auf 1100 Quadratmeter. Neu ins Angebot aufgenommen werden eine Sportsauna und eine sogenannte Aktivbadkomponente mit mehreren kleineren Warmwasserbecken zur Entspannung und Entmüdung.

    Auch für größere Wettkämpfe soll die Alsterschwimmhalle fit gemacht werden. Nach Bedarf können dafür zeitweise Tribünen am Beckenrand aufgestellt werden.

    „Wir kommen mit diesem Investitionsprojekt in ganz besonderem Maße unserem Auftrag der bedarfsgerechten Weiterentwicklung und des wirtschaftlichen Betriebs von wasserbezogenen Sport- und Freizeiteinrichtungen in Hamburg nach“, sagt Schumaier. Nachteil: Für die gesamte Dauer der Modernisierung wird der öffentliche Badebetrieb eingestellt. Badegäste müssen in dieser Zeit auf andere Schwimmbäder ausweichen, darunter auch auf das neue Familienbad Ohlsdorf, das im Frühjahr 2019 eröffnen soll und ebenfalls über ein 50-Meter-Becken verfügen wird.

    Die Wiedereröffnung der neuen Alsterschwimmhalle sei für 2024 vorgesehen, heißt es aus der Behörde für Umwelt und Energie. „Trotz der vergleichsweise langen baubedingten Schließung ist die sehr erfreuliche Nachricht, dass entgegen eines Bundestrends in Hamburg Bäder gebaut, modernisiert und erweitert werden“, sagte Senator Jens Kerstan.

    Besonders aufwendig sei die Sanierung der Dachschale. Hierzu werden Betonspezialisten der Firma Schlaich Bergermann Partner hinzugezogen. Die Stuttgarter hatten seinerzeit das markante Hallendach konzipiert. Kerstan: „Uns ist es ein besonderes Anliegen, die außergewöhnliche Architektur behutsam zu ergänzen und die prägenden Gestaltungselemente zu erhalten.“

    Der außergewöhnliche Bau hatte schon vor Baubeginn für Debatten gesorgt. Braucht Hamburg unbedingt eine sportgerechte Schwimmhalle für internationale Wettkämpfe? In der Bürgerschaft fanden manche, dass das nicht nötig sei. Zehn Millionen Mark, mehr nicht, bewilligten die Abgeordneten schließlich. 1968 wurde der Grundstein gelegt. Am Ende kostete die Schwimmhalle rund 31 Millionen Mark, also etwa 15,5 Millionen Euro.

    Sanierung des Hallendachsist sehr aufwendig

    Zwischendurch war sogar mal erwogen worden, die Architekten abzulösen: Horst Niessen, Rolf Störmer und Walter Neuhäusser. Der Bau verzögerte sich, die Direktion der Hamburger Wasserwerke befürchtete, der Fertigstellungstermin (Frühjahr 1972) könnte baden gehen. Das verleitete Gustav Hoke, Direktor der Wasserwerke im April 1971 zu folgenden Sätzen: „Die Herren Niessen und Störmer sind hervorragende Architekten, aber sie sind mehr Künstler als Bauleiter. Da muss man mal richtig hart zupacken.“

    Dann wurde angepackt. Im Januar 1973 war die Schwimmoper fertig.