Hamburg. Bilder aus der Weimarer Republik. Ausstellung ist Teil des Veranstaltungsprogramms der Stadt Hamburg zum „Gedenkjahr 1918/19.
Eigentlich war es nur ein zwangloses Kaffeetrinken zwischen zwei Kunstkennern. Doch als Sebastian Lux und Krzysztof Candrowicz so nett in den Deichtorhallen zusammensaßen, war plötzlich klar, wohin die Reise geht: in die Vergangenheit. „Return“, dieser Aspekt hatte dem künstlerischen Leiter bis zuletzt noch im Reigen der Triennale der Photographie gefehlt, in der alle Ausstellungen wie Befehle einer Computertastatur heißen.
„Fotografie in der Weimarer Republik musste einfach Teil der Triennale sein, in der es um Breaking Points geht“, sagt Sebastian Lux, Geschäftsführer der Stiftung F. C. Gundlach. „Die Weimarer Republik ist ja ein einziges Gewusel von Bruchstellen: Die Politik ändert sich laufend, die Gesellschaft ist im Umbruch, Frauen emanzipieren sich. Und auch die Fotografie wird revolutioniert.“
Große Jubiläumsschau
Die Ausstellung ist zugleich Teil des Veranstaltungsprogramms der Stadt Hamburg zum „Gedenkjahr 1918/19: Aufbruch in die Demokratie“. Und sie ist das Amuse-Gueule vor der großen Jubiläumsschau, die für Frühjahr 2019 im LVR-Landesmuseum Bonn angesetzt ist. Das Altonaer Museum zeigt vorab vier Kapitel daraus: „Revolution und Republik“, „Die Mode der goldenen Zwanzigerjahre“, „Vom Slowfox zum Grotesktanz“ und „Neue Sachlichkeit/Neues Sehen“.
Ergänzt wird die Hamburger Schau noch um das Kapitel „Altona“, denn der Stadtteil spielte eine zentrale Rolle in der Weimarer Republik: Zum einen stehen dort Symbolbauten der Moderne, etwa das heutige Altonaer Theater von Gustav Oelsner. Zum anderen läutete der sogenannte Altonaer Blutsonntag am 17. Juli 1932 die Machtübernahme der Nationalsozialisten ein.
Fotografie wird zur eigenständigen Kunstform
Beim Kuratieren konnte Sebastian Lux aus einem reichen Fundus schöpfen: Historische Fotografien und Drucke stammen aus der Deutschen Fotothek Dresden, Ullstein Bild Berlin, den Museen und der Stiftung F. C. Gundlach. „Gundlach selbst war ja eigentlich kein Modefotograf, er griff gesellschaftliche Strömungen auf“, so Lux.
Die Schau zeigt ein Volk, das sich nach dem Ersten Weltkrieg begeistert ins Leben wirft, Revuen und Cabarets besucht, Charleston tanzt, sich in der Politik engagiert, für neue Sportarten und Technik begeistert.
Eben diese technischen Errungenschaften ermöglichen erstmalig, dass Fotografinnen und Fotografen alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens im Bild festhalten. Sei es ein Alex Stöcker, der Stresemann, Ebert und Marx während der Gedenkveranstaltung für die Gefallenen 1924 in Berlin ablichtete, oder ein Man Ray, der die „Romeo und Julia“-Inszenierung des russischen Djagilew Balletts fotografierte.
Auffallend ist die veränderte Rolle der Frau. Die Emanzipation spiegelt sich in den Fotografien der Zeit: Die Mode wird schlanker und eleganter, die Röcke werden kürzer. Schauspielerinnen posieren in Herrenanzügen und vor teuren Autos oder lasziv auf dem Kanapee als Frau von Welt wie Edith Meinhard bei Martin Badekow. Die Pilotin Elly Beinhorn wird ebenso zum Vorbild wie die ersten weiblichen Abgeordneten der Parteien.
Parallel dazu emanzipiert sich auch die Fotografie: „Statt wie bisher die Jugendstil-Malerei nachzuahmen, entwickelt sie eine eigene Bildsprache, wird zur eigenständigen Kunstform“, sagt Sebastian Lux. Im Spiel mit der Perspektive, Mikro und Makro, Collagen und Langzeitbelichtungen gehe es um mehr als die Abbildung der Welt. Es geht „um die Schaffung eines Motivs“.
„Return“ bis 13.8. im Altonaer Museum, Museumstr. 23, T. 428 13 50, Mo/Mi–Fr 10–17 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr, Eintritt: 8,50 Euro (erm. 5 Euro), www.altonaermuseum.de