Hamburg. Künstler von Hamburg bis New York zeigen in fünf Galerien während der Off-Triennale ihren Blick auf die Welt.

Manchmal liegen die Perlen abseits des Weges. Zum ersten Mal gibt es im Rahmen der Triennale der Photographie eine Off-Triennale, kuratiert von Nina Venus. 15 Künstlerinnen und Künstler sind jenseits der großen Museen zu entdecken. Fünf Galerien und Kunsträume sind allein in der Neustadt mit Ausstellungen vertreten. Wie praktisch: Man kann sie alle fußläufig miteinander verbinden.

Kulturreich: Die Welt, wie sie der Italiener Alberto Giuliani in seinen Bildern zeigt, ist zu schön, um wahr zu sein. Das wird dem Betrachter schnell klar. Eine Landschaft, die auf den ersten Blick wie Dünen an der dänischen Nordsee aussieht, entpuppt sich als Ansammlung von Schutzbunkern in South Dakota, ein süßer Welpe als geklonter Hund aus einem südkoreanischen Labor. Und dass man als Professor auf Reisen sein und trotzdem seine Studenten unterrichten kann, beweist der Japaner Hiroshi Ishiguro: Der Erfinder der humanoiden Roboter hat sich selbst kopiert.

„How Will The World Be When We Grow Up?“ Mit der unschuldigen Frage seines Sohnes im Kopf geht Giuliani auf Reisen und fotografiert die unbekannten Frauen und Männer, die verschiedenste Zukunftsperspektiven und ­Problemlösungen unseres Planeten erforschen. Herausgekommen sind ästhetische Fotografien, die zum Gruseln sind. In der Ausstellung „Surviving Humanity“ geht es um den Kampf ums Überleben und den zukünftigen Wandel der Gesellschaft. „Meine Hoffnung ist, dass uns das Bewusstwerden, was auf uns zukommt, dazu anregt, unsere jetzigen Taten noch einmal vorsichtig zu überdenken“, so der Journalist.

Bis 29.6., Wexstraße 28, T. 75 36 86 61, Mo–Fr 13–18 Uhr, www.kulturreich.de

Larry Lazarus Gallery: Ein paar Häuser weiter präsentiert Miriam Stanke ihre Ausstellung „And The Mountain Said To Munzur: You, River Of My Tears“. Die Fotografin, in Heidelberg und London lebend, hat in Ostanatolien Aleviten durch ihren Alltag begleitet. Vor 75 Jahren fielen 60.000 Menschen der türkischen Minderheit einem Völkermord zum Opfer. Die Region Dersim, heute Tunceli, leidet noch immer unter der Vertreibungspolitik des türkischen Staates. Verbildlicht in eindrucksvollen Porträts, etwa einer Frau, die ihre Heimat mit einem Fährboot verlässt. Der Fluss Munzur, Wahrzeichen von Dersim, ist Leitmotiv der Ausstellung. Hier, so sagen heutige Bewohner der Region, werden bei Regen noch immer die Knochen der Aleviten freigespült, die damals in die Schlucht stürzten. Doch der „River Of My Tears“ spendet auch Leben und Freude: So sieht man einen Mann, der einen gefangenen Fisch in den Händen hält, und ein jugendliches Pärchen, das sich nach einem Bad am Lagerfeuer wärmt.

Bis 29.6., Wexstraße 42, T. 32 96 07 40, Di–Fr 11–18 Uhr, Sa 11–14 Uhr, www.lazarusfineprints.de

Âme Nue: Der Kunstraum gibt zwei Fotografinnen eine Bühne: Oben kehrt die New Yorkerin Marina Berio in „The Space In The Mind In The Body In The Space“ ihr Innerstes nach außen: Es geht um verletzte Gefühle, Angst vor dem Ungewissen, Abschied. Wir sehen ihr Schädel-CT nach einem Schlaganfall, den Torso ihres siebenjährigen Sohnes, eine tatsächlich abgebrannte Zündschnur, „denn ich glaube, dass unterschwellig immer etwas in uns brennt“, so Berio. Christine Fenzl ist die zweite Fotografin dieser Schau. In „Land in Sonne“ hat sie Jugendliche in Ostberlin jenseits der üblichen Plattenbau-Tristesse porträtiert und zum Konflikt mit den Mauer-geprägten Eltern befragt. Verbindendes Element zwischen beiden Frauen ist die berühmte US-Fotografin Nan Goldin, befreundet mit Marina Berio und Lehrerin von Christine Fenzl.

Bis 17.6., Schaarsteinwegsbrücke 2,T. 0176/84 72 17 49, Mo–Sa 14–18 Uhr, www.ame-nue.com

Raum links rechts: Auch der Werbe­fotograf Kai-Uwe Gundlach – nicht verwandt mit F. C. Gundlach – greift mit „What’s Next?“ ein Jugendthema auf. Die Ausstellung im Gängeviertel zeigt die Lebenwelt der Millennials.

Bis 17.6., Valentinskamp 37, täglich 17–20 Uhr, www.raumlinksrechts.com

Der Hamburger Fotograf Robin Hinsch
in der Galerie Melike Bilir
Der Hamburger Fotograf Robin Hinsch in der Galerie Melike Bilir © HA | Roland Magunia

Galerie Melike Bilir: Die Welt am Abgrund ist das Thema des vielfach ausgezeichneten Hamburgers Robin Hinsch. Während seiner Reisen nach Syrien, in den Irak und entlang der Balkanroute sind starke Bilder entstanden, die im Kopf bleiben. Verzweifelte Männer am Grenzübergang zu Österreich; ein Soldat, scheinbar ungerührt vor einer Explosion. Was Hinsch, Jahrgang 1987, beeindruckt hat: „Ob in Kampfgebieten oder Flüchtlings­lagern – die Menschen haben immer noch Hoffnung.“

Admiralitätstraße 71, T.: 29 89 73 82, Mi–Fr 15–18 Uhr, Sa 14–16 Uhr, bis 8. Juli, www.melikebilir.com