Hamburg. Das Restaurant in Blankenese, das auch in „Große Freiheit Nr. 7“ eine Rolle spielt, haben die Genusspiraten geentert.
Es ist eine der bekanntesten Adressen im Hamburger Westen: Sagebiels Fährhaus im Treppenviertel von Blankenese. Viel Historie, Bälle, Feste und große Gesellschaften. Die Terrasse mit Elbblick ist Legende. Im Film „Große Freiheit Nr. 7“ hält sich Hans Albers dort auf. Und seit einem Jahr hat die Hamburgensie eine neue Bewirtung: Die Genusspiraten sind dort eingezogen.
Inhaberin und Geschäftsführerin Kerstin Buddenhagen hat Sagebiels Fährhaus wieder zum Leben erweckt, nachdem es im November 2016 geschlossen worden war. Vorher kam dort mehr als 20 Jahre lang deutsch-chinesische Küche auf den Tisch. „Die Immobilie hat mich fasziniert“, sagt die Hamburgerin. Früher hat sie nebenbei gekellnert. „Meine Schwiegereltern hatten Gastronomie.“ Aber ihr Geld verdient die 48-Jährige als Maklerin. Und in diesem Zusammenhang kam auch der Kontakt zu Sagebiels Fährhaus zustande.
Erste Nutzer des Hauses waren Fährleute
1302 wurde das Haus erstmals erwähnt. Erste Nutzer waren Fährleute, die die hoch gelegene Position wegen der guten Übersicht nutzten. Vom Ufer führt eine gewundene Treppe hinauf. Auf einer Elbkarte taucht es 1568 erstmals auf, Anfang des 18. Jahrhunderts als „Königliches Fährhaus zu Blankenese“. Das Gebäude brannte mehrfach ab, wurde wieder aufgebaut, zuletzt 1826 als Gasthaus. Nach dem Tod von Wirt Peter Moormann kaufte Wilhelm Anton Conrad Sagebiel 1868 das Wirtshaus.
Wer es über die enge Straße auf den Parkplatz geschafft hat, muss nur ein paar Stufen hinunter ins Lokal gehen. Gemütlich ist es in der Eingangshalle mit Holzständerwerk, Backsteinwänden und Ledersesseln vor dem offenen Kamin. In einer Vitrine lockt selbst gebackener Kuchen.
Auf der Terrasse finden gut 80 Gäste Platz
Im Restaurant mit 84 Plätzen ist die Einrichtung eher gediegen: weiß eingedeckte Tische mit Besteck, Gläsern und Servietten, Kronleuchter, weiße Holzstühle mit grau-blauer Polsterung, weiße Holzwände. Nebenan gibt es den großen Saal mit Balkon für Feste und einen holzgetäfelten Raum mit Lederstühlen und einem langen massiven Holztisch für kleine Gesellschaften.
Und dann natürlich die Terrasse, auf der reserviert werden kann und auch gut 80 Gäste Platz finden. Auf zwei Ebenen sitzt man unter Bäumen und Sonnenschirmen an Tischen und an der schicken Bar, auf Lounge-Möbeln und im Strandkorb. Der Blick fällt auf die Häuser im Treppenviertel, den Anleger Blankenese, die Elbe, den Schiffsverkehr, das Airbus-Gelände, das Este-Sperrwerk. Hamburg von seiner besten Seite.
„Bei uns soll man mit allen Sinnen genießen“, sagt Kerstin Buddenhagen. „Essen, trinken, gucken und sich wohlfühlen.“ Für die Kulinarik ist auch Sous-Chefin Jenny Hoffmann zuständig. Die Hamburgerin hat in einer Großküche gelernt, in der Schweiz sowie im Au Quai an der Hafenkante und im Jellyfish in Eimsbüttel gearbeitet. „Es ist sehr familiär in der Küche, wir sind ein gutes Team“, sagt die 30-Jährige.
Das merkt der Gast, wenn zum Beispiel der Pannfisch auf den Tisch kommt. Drei zarte Filets vom Lachs, Kabeljau und Zander, appetitlich angerichtet und nicht ertränkt von fettiger Soße, sondern umgeben von luftigem Senfschaum mit angenehmer Schärfe. Dazu knackig-knusprige Bratkartoffeln und ein norddeutscher süß-saurer Gurkensalat mit Dill. „Die Gurke wird gehobelt, die Scheiben werden gesalzen und müssen durchziehen“, sagt Köchin Hoffmann. „Dann wird das Wasser abgegossen, erst anschließend wird das Gemüse gewürzt und mariniert.“ So machte meine mecklenburgische Großmutter auch ihren Gurkensalat. Sehr lecker.
Oder die leicht angebratenen Würfel von der Fjordforelle, die mit Kavier, Gurke, Crème-fraîche-Espuma und Chips aus neuen Kartoffeln serviert werden. Eine schöne frühlingshafte Vorspeise. Die Gurken sind natürlich selbst eingelegt, knackig und gerade ausreichend süß.
18 Mitarbeiter in Küche und Service kümmern sich um die Gäste, von denen viele aus dem Hamburger Westen, aber auch von weiter her kommen. Es gibt Klassiker wie Wiener Schnitzel, aber auch Schaumsuppe von der Erd-Artischocke oder Bärlauch-Risotto. Die Karte ist klein, denn alles wird frisch zubereitet. Und in der Woche lockt auch ein Mittagsangebot.
Über die Weinkarte herrscht Carine Patricio. Früher suchte sie die Tropfen für das Jellyfish aus, gerade hat sie den Wettbewerb Ruinart Sommelier Challenge gewonnen. Etwa 80 Positionen sind im Angebot, die günstigste Flasche kostet 24 Euro, ein offener Wein ist für drei Euro (0,1 Liter) zu haben. Und wer ohne Prozente trinken möchte, ist bei der gebürtigen Portugiesin an der richtigen Adresse: Sie stellt alkoholfreie Getränke zum Menü selbst her.
Normalerweise fackelt man in Hamburg mit Seeräubern nicht lange. Störtebeker wurde hingerichtet. Den Piraten in Sagebiels Fährhaus wird es sicher besser ergehen. Schließlich bringen sie Genuss. Hans Albers hätte das auch gefallen.