Hamburg. Auch Liverpool oder Lillehammer bewerben sich. Studie über wirtschaftlichen Wert des Sports. Das waren die größten Events in 2017.
Dass Hamburg eine der führenden, wenn nicht sogar Deutschlands führende Sportstadt ist, diese Einschätzung teilen spätestens seit vorvergangenem Sonnabend, als der HSV nach 55 Jahren zum ersten Mal den Gang in die Zweite Bundesliga antrat, wenn überhaupt nur noch wenige. Nach Handball, Eishockey, Basketball und Volleyball ist Deutschlands zweitgrößte Stadt jetzt auch im Fußball nicht mehr in der Beletage vertreten – ein Abstieg auf der ganzen Linie. Die sportlichen Erfolge der Profimannschaften sind indes nur Teil des Puzzles, aus denen sich eine Sportmetropole zusammensetzt.
Wichtig für Sportstadt: Infrastruktur, Hallen und Plätze
„So bedauerlich diese Entwicklung auch ist, Ergebnisse im Leistungssport bleiben immer bloß Momentaufnahmen“, sagt Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD), „wichtiger für die Substanz einer Sportstadt sind Infrastruktur, Sportstätten, Vereinswesen und Veranstaltungen. In allen diesen Bereichen sind wir inzwischen auf einem guten Weg.“
Der „Sechste Hamburger Sportbericht“, den die Zukunftskommision Sport erarbeitete und der kommenden Montag auf dem Hamburger Sportkonvent öffentlich präsentiert wird, bestätigt diese Einschätzung. Das ist nicht ganz überraschend, schließlich wirkten Stadt und Sportamt an der Erstellung der 68 Seiten starken Dokumentation maßgeblich mit.
Neues Label: Global Active City
Dass sich in Hamburg sportlich einiges bewegt, ist auch anderswo aufgefallen. Die Tafisa, The Association For International Sport for All, so etwas wie die Breitensportabteilung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), will Hamburg im Oktober in Buenos Aires während der Olympischen Jugendspiele das Label „Global Active City“ verleihen.
Auch Liverpool (England), Lillehammer (Norwegen), Richmond (USA) und Ljubljana (Slowenien) bewerben sich derzeit um diese Auszeichnung. Im ersten Durchlauf hat Hamburg mit seinem Masterplan Active City (MPAC) bereits zwei der fünf Zertifizierungskriterien erfüllt. Für den MPAC stehen in den nächsten Jahren mehr als 50 Millionen Euro für die Umsetzung von 26 Maßnahmen und sechs Empfehlungen bereit. Inspektoren der Tafisa werden zudem in den nächsten Monaten vor Ort überprüfen, ob die Stadt, in der rund 80 Prozent der Erwachsenen Sport treiben und die 822 Vereine mehr als 600.000 Mitgliedschaften zählen, auch die übrigen drei Anforderungen erfüllt – wovon auszugehen ist.
Ein Prüfstein wird die Zahl öffentlicher Sportplätze. Die nahm im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2016 zwar um eine Anlage von 150 auf 149 ab – aber weil Hamburg heute über 77 Großspielfelder mit Kunststoffrasen (2016: 60) verfügt, konnten Trainingszeiten für weitere 66 Mannschaften geschaffen werden. Sollte die Einwohnerzahl wie geplant weiter steigen, kann die künftige Nachfrage aber allein mit der Umwandlung des Untergrunds nicht mehr bedient werden. Der Sport braucht weitere Flächen. Die Planungen dürfen sich dabei nicht nur am aktuellen Bedarf orientieren, – wie bei der Neuen Mitte Altona und beim Holstenquartier geschehen –, sondern müssten dem Wachstum in zehn oder 20 Jahren Rechnung tragen.
Hamburg investiert bereits im siebten Jahr in Folge auch in den Zu- und Ersatzbau von Schulsporthallen, rund 27 Millionen Euro im Jahr 2017. „Zwischen Anfang 2017 und Ende 2018 werden 24 Schulsporthallen mit 33 Feldern errichtet. 26 Felder sind davon neu, sieben ersetzen Bauten in einem schlechten Zustand“, heißt es im Sportbericht. Für den Leistungssport wird für 7,9 Millionen Euro die Handball- und Judohalle am Olympiastützpunkt in Dulsberg hochgezogen. Sie soll in einem Jahr eingeweiht werden. In der Summe wurden in Hamburg 2017 rund 57 Millionen Euro für den Neubau oder die Instandhaltung von öffentlichen und vereinseigenen Sportanlagen ausgegeben. 2016 waren es rund 59 Millionen.
Zentrales Anliegen des Masterplans Active City bleibt die Bereitstellung von Bewegungsinseln in den sieben Hamburger Bezirken: quartiersnahe, kostenlose Sportangebote für jedermann. Die Standorte stehen fest, die Bauarbeiten laufen. Außerdem werden derzeit frei zugängliche Beachvolleyballanlagen errichtet oder ertüchtigt. Noch in diesem Sommer sollen in vier Bezirken insgesamt 20 zur Verfügung stehen.
Zwei Millionen Zuschauer bei Hamburgs Sportevents
2017, schreibt Senator Grote in seinem Vorwort zum Sportbericht, sei das „wohl spektakulärste Hamburger Sportjahr seit Jahrzehnten“ gewesen. Weltmeisterschaften im Boxen, Frauenhandball und der Mixed-Triathlon-Staffel, dazu im August die Ironman-Premiere, das Finale der Beachvolleyball-Major-Serie im Tennisstadion am Rothenbaum, die regelmäßigen Massenevents wie Marathon, Cyclassics und Triathlon – mehr Spitzensport gab es im vergangenen Sommer in keiner anderen Stadt der Welt. Die Veranstaltungen lockten rund zwei Millionen Zuschauer an (siehe Infowinkel).
Welchen Werbe- und wirtschaftlichen Wert der Sport für die Stadt hat, lässt der Senat gerade untersuchen. Die Ergebnisse der Studie sollen im September vorliegen. „Wir brauchen jetzt belastbare Zahlen, damit wir den Ausbau der Sportstadt Hamburg nachhaltig vorantreiben können“, sagt Grote.