Hamburg. Weil die Piste in Ost-West-Richtung für zwei Wochen gesperrt wird, starten alle Flugzeuge zwischen Norderstedt und Alsterdorf
Über Alsterdorf, Winterhude, aber auch über Barmbek, Eilbek und Hamm dürfte es von Donnerstag an lauter werden. Der Flughafen Hamburg will die Piste 05/23 (Ost-West) für zwei Wochen sperren, um sie auszubessern. Der gesamte Flugverkehr wird in dieser Zeit über die zweite Start-und-Lande-Bahn mit der Bezeichnung 15/33 (Nord-Süd) abgewickelt. „In dieser Zeit wird es zeitweise zu mehr Flügen über die Innenstadt kommen“, sagt David Liebert, Bereichsleiter Real Estate Management am Flughafen Hamburg.
Rund 460 Flugbewegungen verzeichnet der Airport pro Tag, also 230 Starts und 230 Landungen. Sie werden über beide Pisten abgewickelt, allerdings in unterschiedlichem Maß. Deshalb sind über Norderstedt, über Niendorf und Langenhorn, aber auch über Blankenese und Groß Flottbek täglich viele Flugzeuge zu sehen – und zu hören. Sie alle benutzen dabei einen vorgeschriebenen Flugkorridor, auf den sie in einer bestimmten Entfernung vom Flughafen einschwenken. Von da an bis zur Landung wird der Himmel zur Autobahn – Flugzeug folgt auf Flugzeug. Von Morgen an wird das wohl auch über Alsterdorf und Hamm, also am Rande der Innenstadt zu beobachten sein. Die Pistensperrung beginnt mit dem Flugbetrieb um 6 Uhr und endet am Mittwoch, 6. Juni, um 23 Uhr.
Die jährlichen Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen sind notwendig, um einen sicheren Flugbetrieb zu gewährleisten. Unter anderem muss auf Start-und-Lande-Bahn der Gummiabrieb an den Aufsetzpunkten der Maschinen beseitigt werden.
Hinzu kommen Beton- und Asphaltarbeiten, das Spülen der Sielleitungen, die Erneuerung der teilweise stark abgenutzten Markierungen sowie der Austausch und die Instandhaltung der Startbahnbefeuerung. Außerdem wird das Vorfeld erneuert. In den kommenden zwei Wochen kann dabei nun auch in Pistennähe gearbeitet werden.
„Bei der Wahl der Sperrzeiträume achten wir insbesondere darauf, dass die Sperrungen nicht in der Ferien- oder Hauptreisezeit liegen“ sagt David Liebert. „Denn gerade dann werden beide Start-und-Lande-Bahnen für einen sicheren und zügigen Flugverkehr benötigt. Darüber hinaus sind viele Instandhaltungsarbeiten nur bei trockener und warmer Witterung möglich.“
In welche Richtung gestartet wird, entscheidet sich kurzfristig
Eine Auffrischungskur braucht in diesem Jahr auch die Piste 15/33. Sie soll voraussichtlich vom Mittwoch, 22. August, bis einschließlich Mittwoch, 5. September, gewartet werden. In dieser Zeit müssen dann alle Flüge über die Bahn abgewickelt werden, die jetzt repariert wird.
Welche Stadtteile wegen der Reparatur von Donnerstag an besonders stark unter Fluglärm zu leiden haben, lässt sich jetzt noch nicht vorhersehen. Landungen sind, das ist bekannt, weniger laut als Starts. In welche Richtung gestartet wird – entweder Richtung Norden nach Norderstedt hin und Richtung Süden über Alsterdorf/Hamm –, entscheidet die Deutsche Flugsicherung je nach Wetterlage. Es kommt durchaus vor, dass die Startrichtung mehrmals täglich gewechselt wird.
Wie auch immer die Entscheidung ausfällt: Mit der ausschließlichen Benutzung der Piste 15/33 werden mehr Hamburger als sonst unter Fluglärm leiden. Denn Starts in Richtung Süden oder Landungen aus dem Süden sind normalerweise sehr selten. Im gesamten Jahr 2017 wurden lediglich drei Prozent aller Flüge – Starts und Landungen – über Alsterdorf/Hamm abgewickelt. Das geschieht deshalb, weil unter diesem Start-und-Lande-Korridor „mehr Menschen wohnen als in den anderen“, sagt Katja Bromm, die Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Flughafens.
Die meisten Starts erfolgten im vergangenen Jahr auf der Piste 15/33 in Richtung Norderstedt, 65,9 Prozent waren es. Auf dem zweiten Platz folgt die Piste 05/23 mit Starts in Richtung Niendorf (28,5 Prozent). Wenig genutzt wurden die Startmöglichkeiten in Richtung Langenhorn (05/23) mit 3,8 Prozent und Alsterdorf/ Hamm (15/33) mit 1,8 Prozent. Zieht man Starts und Landungen zusammen, liegt Norderstedt mit 44 Prozent deutlich vor dem bei Landungen stark frequentierten Langenhorn (32). Niendorf folgt mit 21 Prozent.
Martin Mosel, der Sprecher der Bürgerinitiative für Fluglärmschutz, kritisiert diese ungleichmäßige Verteilung. „Man muss sich fragen, ob es noch zeitgemäß ist, dass diese Bahn besonders geschont wird“, sagt er. Natürlich sei dieser Bereich der Stadt eng bebaut. „Aber das gilt mittlerweile auch für die anderen Stadtteile, die viel mehr Starts und Landungen auszuhalten haben“, sagt Martin Mosel.