Hamburg. Ein Airbus der Billig-Fluglinie Vueling verwechselte Finkenwerder und Fuhlsbüttel – und wurde von Lotsen wieder auf Kurs gebracht.
Wenn sich ein Autofahrer verfährt, ist das meist kein größeres Problem. Wenn das Gleiche einem Flugzeugpiloten passiert, kann das problematisch werden. Zum Glück gibt es Lotsen, die mit Argusaugen darüber wachen, wer wann wohin unterwegs ist am Himmel.
Ein Airbus der spanischen Billigfluglinie Vueling auf dem Weg von Barcelona nach Hamburg befand sich am Freitagnachmittag im Anflug auf den Airport Fuhlsbüttel. Er sollte auf der von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Landebahn 05 aufsetzen. Allerdings schien dem Piloten nicht aufgefallen zu sein, dass die von ihm ausgemachte Piste nicht nur ziemlich allein da lag, sondern sich zudem südlich der Elbe befindet. Beides sichere Anzeichen dafür, dass man sich nicht am Hamburg Airport, sondern am Airbus-Werk auf Finkenwerder befindet.
Vueling-Pilot hatte "Okay für Sichtanflug"
„Der Pilot hatte das Okay für einen Sichtanflug“, sagt Anja Naumann, Sprecherin der Deutschen Flugsicherung. „Ein solcher Anflug bedingt allerdings, dass man die Geografie kennt.“ In der Regel setzten Piloten ein Instrumentenlandesystem ein, dass die richtige Landebahn wie mit einem Fadenkreuz markiert. Dieses System steht laut Naumann aufgrund der Bauarbeiten in Fuhlsbüttel jedoch bei der Landebahn 05 noch bis 23. Mai nicht zur Verfügung. Darum der Sichtanflug.
Doch der Pilot hatte ja noch die Hamburger Lotsen. Nachdem die Vueling-Maschine 60 Meter gesunken war, griffen diese ein – und lenkten den Flieger ohne Probleme weiter auf die richtige Landebahn nach Fuhlsbüttel.
Spezielle Hamburg-Warnung für Piloten
Alternativ zum Instrumentenlandesystem sei immer noch ein satellitengestützter Anflug möglich, so Naumann. Für diesen brauchen Piloten jedoch eine spezielle Lizenz – die der Kapitän der spanischen Maschine wohl nicht hatte. „Der Anteil der Piloten, die das können, wird aber immer größer“, sagt Naumann. Die meisten würden derzeit aber ohne Schwierigkeiten auf Sicht landen.
„Anhand seiner Instrumente hätte der Pilot eigentlich sehen müssen, dass er noch zu weit von seinem Ziel entfernt ist“, sagt die Flugsicherungssprecherin. Auch gebe es in Finkenwerder nur eine Landebahn, was durchaus hätte auffallen können. Eine spezielle Warnung für Hamburg enthält auch das Luftfahrthandbuch: Dort werden Piloten, die auf Sicht fliegen, darüber informiert, dass die Hansestadt über zwei Flughäfen verfügt – und dass man diese bitte nicht verwechseln solle.
Vor 51 Jahren landete die "Finkenwerder-Airlines"
Dass ein Pilot wie jetzt irrtümlich dennoch zunächst Finkenwerder ansteuere sei schon mal vorgekommen, so Naumann, an einen konkreten Fall könne sie sich aber nicht erinnern. Und auch der aktuelle sei unkritisch gewesen und darum „nicht mal einen Eintrag wert“.
Doch es gibt einen Fall, bei dem ein Flugzeug tatsächlich falsch landete: Vor fast genau 51 Jahren, am 31. Mai 1967 saß Rodolfo Bay, der Präsident der Charterfluglinie Spantax, höchstpersönlich hinter dem Steuerknüppel einer Coronado 990, mit 128 Mallorca-Urlauber an Bord. Und mit wartenden Journalisten in Fuhlsbüttel, die Bay von der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit seiner Airline zu überzeugen wollte. Leider hatte der Pilot damals jedoch nicht so fitte Lotsen wie heute – und landete tatsächlich auf Finkenwerder. Mit dem Ergebnis, dass Spantax fortan als „Finkenwerder-Airlines“ verspottet wurde.