Hamburg. ... und wo Sie seltene Schmetterlinge, Mäusebussarde, Eulen und Teichfrösche finden. Das Abendblatt stellt vier Tipps aus neuem Buch vor
Es kreucht und fleucht zwischen Duvenstedter Brook und Harburger Berge. Kraniche, Wildschweine und Hirsche, Graugänse, Marder, Füchse und Waschbären leben dort. Rund 50 Säugetier-, 160 Brutvogel- und 50 Tagfalterarten sind nach Angaben der Umweltbehörde in der Hansestadt zu Hause. Doch nicht nur am Stadtrand ist Wild ganz wild auf Hamburg, fliegen Fledermäuse und Libellen auf die Großstadt, die als eine der artenreichsten in Deutschland gilt. Selbst mitten in der City, in den Parks und am Wasser, pulsiert groß und klein das Tierleben. Man muss es nur entdecken, sagte sich der Hamburger Biologe, Autor und Naturfotograf Thomas Schmidt.
Das Resultat seiner zwölf Exkursionen durch die Fauna von Planten un Blomen, das Eppendorfer Moor und die Elbinsel Kaltehofe ist jetzt als liebevoll illustriertes und lesenswertes Buch erschienen. Das Abendblatt stellt vier ausgewählte Touren als Ausflugtipps für den Wonnemonat Mai vor.
Planten un Blomen: An einem schönen Sommermorgen spazierte der Biologe durch die grüne Oase mitten in der Stadt. Kaum hatte er an einem Imbiss ein kalorienreiches Eis bestellt, flog ein Plattbauch an ihm vorbei. Eine Libelle mit abgeflachtem Hinterleib. Es dauerte nicht lange, da machte sich ein flinkes Teichhuhn mit einem gutturalen „Kürrk“ bemerkbar. Das Exemplar führte eine ganze Teichhuhnfamilie in Planten un Blomen an – jene 45 Hektar große Parkanlage in der Nähe des Dammtors, wo einst „Tiervater“ Alfred Brehm einen Zoo leitete. Statt Affen findet der aufmerksame Besucher heute Hummeln, Eichhörnchen, Wildkaninchen und die Siebenpunkt-Marienkäfer. „Von den etwa 70 in Deutschland lebenden Marienkäfer-Arten kommt der Siebenpunkt-Marienkäfer am häufigsten vor“, betont Schmidt.
Öffnungszeiten: Oktober bis März, 7 bis 20 Uhr; April bis September: 7 bis 22 Uhr. Eintritt frei. Eingang Dammtor: U 1 bis Stephansplatz.
Eppendorfer Moor: Kaum vorstellbar, dass neben der viel befahrenen Alsterkrugchaussee Zitronenfalter durch die Lüfte flattern und Teichfrösche mit ihren langen Zungen Insekten schnappen. Tatsächlich ist das Eppendorfer Moor mitten in Groß Borstel als kleines, urban umgebenes Biotop erhalten geblieben, in dem auch Totholz Lebensraum bietet. Im seichten Wasser eines großen Moorteichs entdeckte Biologe Thomas Schmidt Froschlaich und Teichfrosch-Männchen. Auch an dieser Stelle im tierkundlichen Stadtführer erfährt der Leser Wissenswertes über die heimische Fauna. So ist die Zunge des Teichfrosches bis zu sechsmal so lang wie das gesamte Tier. Während am Himmel Mäusebussarde kreisen, vergnügen sich auf dem Teich zahlreiche Wasserläufer. Da müssen Mücken um ihr Leben fürchten.
Anreise mit der U 1 bis Lattenkamp. Von dort mit der Buslinie 114 bis Orchideenstieg. Parken: Alsterkrugchaussee.
Elbinsel Kaltehofe: Faszinierend ist das Flanieren auf der Elbinsel Kaltehofe in Rothenburgsort. Auf einem 44 Hektar großen Areal sind noch heute, von einem kilometerlangen Gitterzaun geschützt, die historischen Filterbecken und Turmhäuschen der Hamburger Wasserwerke zu bewundern. Bis 1990 dienten die 22 Becken des Langsamsandfilterwerks dazu, das vorgeklärte Elbwasser für die Hamburger Haushalte zu reinigen. Nach der Stilllegung wurden 44 Vogelarten, sieben Fledermausarten und 15 Weichtierarten gezählt. In der Nähe von zwei alten Schieberhäuschen, wo einst Arbeiter den Wasserfluss regelten, bemerkte der Buchautor plötzlich einen „baldrianähnlichen Duft“ in seiner Nase. Ja – es war ein Biber. Mit diesem geruchsintensiven Sekret fettet der Biber sein Fell, um es wasserdicht zu machen. Seit knapp acht Jahren beobachten Biologen, dass der Biber wieder in Hamburg heimisch wird. Bislang wurden sechs Biberreviere in der Hansestadt entdeckt – auch auf Kaltehofe-Hinterdeich.
Anreise mit dem Auto: Kostenpflichtige
Parkplätze auf dem Gelände der Stiftung Wasserkunst, Kaltehofe-Hauptdeich.
Altonaer Volkspark: Wo Menschen joggen, Picknick machen und auf verschlungenen Waldwegen spazieren gehen, leben Waldohreulen. Sie gehen in der Dämmerung und in der Nacht auf Mäusejagd. Während Hufeisen-Azurjungfern, eine Libellenart, durch die Maienlüfte tanzen, bemerkte der Biologe bei seiner Stadtexkursion tagsüber im südlichen Teil des Schulgartens einen Braunbrustigel. Diese stacheligen Gesellen machen sich durch lautes Schmatzen, Fauchen oder Schnarchen bemerkbar – je nach Laune und Tätigkeit. Das Igelleben sei allerdings nicht ungefährlich, schreibt Schmidt und weist darauf hin, dass 60 Prozent der Population in Hamburg dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Besser hat es dagegen der Kleine Fuchs, eine ziemlich häufige Schmetterlingsart. Weitere Touren im Buch führen unter anderem zum Ohlsdorfer Friedhof, nach Höltigbaum und in die Fischbeker Heide. Eine Pflichtlektüre für alle, die mehr über Hamburgs Tierwelt erfahren wollen.
S-Bahn (S 3, S 21) bis Stellingen