Hamburg. Wasserrohr unter wichtiger Verbindungsstraße geplatzt, zwei Millionen Liter ausgetreten. Polizei spricht von “angespannter Situation“.
Als eine Rettungswagenmannschaft in der Nacht zum Sonntag, gegen 3.15 Uhr, die Wassermassen auf der Straße und den aufgerissenen Asphalt entdeckte, war noch nicht abzusehen, welche Folgen der Schaden haben wird. Wenige Stunden später steht fest: Hamburgs Autofahrer und Busfahrgäste werden von und in Richtung Norden eine Extraportion Geduld benötigen. Nach einem Wasserrohrbruch auf Höhe der Kollaustraße 171 müssen sich Verkehrsteilnehmer auf erhebliche Behinderungen einstellen – möglicherweise sogar über Wochen.
Die Kollaustraße ist in beide Richtungen voll gesperrt, betroffen ist der Bereich zwischen Nedderfeld und Garstedter Weg. Laut Hamburg Wasser seien große Teile der Fahrbahn unterspült. Direkt vor einem Mercedes-Händler wellt sich die Fahrbahn auf einer Länge von rund 100 Metern. Es seien rund zwei Millionen Liter Wasser ausgetreten, sagte eine Sprecherin des Versorgers.
Lange Staus rund um die Baustelle
Am Montagmorgen im Berufsverkehr ging rund um die Kollaustraße nichts mehr. Alle Umgehungsstraßen waren überlastet. Auf dem Garstedter Weg kam der Verkehr in Richtung Norderstedt zeitweise zum Erliegen. Auch auf der Straße Niendorfer Gehege ging es kaum voran. Auf der anderen Seite der Baustelle sah es nicht besser aus. Auf der Kollaustraße staute sich der Verkehr vor der Umleitung über die Papenreye. Firmen sind nicht erreichbar. "Ein Wahnsinn", sagen die Leute.
Überraschend entspannt war dagegen die Situation bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Andrang am U-Bahnhof Niendorf-Markt hielt sich im normalen Rahmen. Auch die Busse waren nicht überfüllt.
Verkehrsleitzentrale: "Angespannte Verkehrslage"
Als Alternative zur Kollaustraße steht Autofahrern westlich nur die verkehrsreiche Kieler Straße zur Verfügung oder die A 7 mit ihren großen Baustellen. Hier stockte der Verkehr am Montagmorgen bereits erheblich, die Verkehrsleitzentrale sprach von einer "angespannten Verkehrslage". In östlicher Richtung muss der Flughafen komplett umfahren werden. Vor allem Pendler, die stadteinwärts fahren, müssen mehr Zeit für ihren Weg einplanen. Stadtauswärts gab es laut dem Sprecher der Verkehrsleitzentrale im Bereich der gesperrten Kollaustraße keine Probleme. Dies werde sich aber möglicherweise am Nachmittag ändern, wenn der Feierabendverkehr wieder aus der Stadt herausführt. Allerdings gab es gegen Mittag kaum längere Staus, so dass die Polizei für den Abend ebenfalls mit einer entspannteren Situation rechnet.
Auch der Busverkehr der Linien 5, 23, 391 und 604 ist von dem Wasserrohrbruch betroffen. Wie die Hochbahn mitteilt, endet die Linie 5 aus Burgwedel kommend an der Haltestelle Niendorf-Markt und pendelt auf diesem Abschnitt. Aus der Stadt kommend endet die Linie 5 abweichend an der Haltestelle U Hagenbecks Tierpark. Die Haltestellen Voght-Cordes-Damm und Niendorfer Straße können nicht bedient werden.
Reparatur kann bis zu drei Wochen dauern
Nach ersten Einschätzungen werden die erforderlichen Baumaßnahmen rund drei Wochen in Anspruch nehmen. Die Polizei geht davon aus, dass die Straße mindestens für eine Woche unpassierbar sein wird. Hamburg Wasser hat bereits mit den Reparaturarbeiten begonnen und die Schadensstelle gesichert. Mit verlässlicheren Aussagen sei erst ab Mitte der kommenden Woche zu rechnen. Zunächst müssten Bohrungen an verschiedenen Stellen durchgeführt werden, um herauszufinden, wie groß der unterspülte Bereich ist. Die Trinkwasserversorgung ist allerdings nicht betroffen.
Einige Anwohner nahmen das Leck indes mit Humor: So stellten Magrit und Harald Elsner spontan einen Tisch und zwei Stühle auf die nun autofreie Kollaustraße – dort frühstückten sie.
Immer wieder erzwingen Wasserrohrbrüche unter großen Straßen tagelange Instandsetzungsarbeiten. In der Kollaustraße ist es der vierte Wasserschaden innerhalb der vergangenen acht Jahre. Laut einer Sprecherin von Hamburg Wasser gibt es aber keine Erkenntnisse über einen Zusammenhang. Dass es im Januar vergangenen Jahres an gleicher Stelle zu einem massiven Wasserschaden gekommen war, sei Zufall. Damals war kein Rohrbruch die Ursache.
Auch Moorburger Elbdeich beschädigt
Unter der Gärtnerstraße, einer der wichtigsten Hauptverkehrsachsen der Stadt, brach im August 2014 eine 60 Zentimeter breite Transportleitung. Ein Jahr später platzten unter der Eiffestraße, der Sierichstraße und der Spaldingstraße gleich drei Rohre. 2016 wurde die Kieler Straße nach einem Rohrbruch massiv unterspült.
Am Moorburger Elbdeich, kurz vor der großen Kreuzung am Kohlekraftwerk, war bereits am Freitagabend eine 20 Zentimeter dicke Wasserleitung gebrochen. Die auslaufenden Wassermassen hatten die Fahrbahn unterspült und einsacken lassen. Am Sonnabend rückte ein Arbeitstrupp an. Die defekte Leitung konnte schnell repariert werden. Es wird aber einige Tage dauern, bis die Fahrbahn wieder hergerichtet ist.
Durchschnittlich ein Rohrbruch am Tag
Nach Angaben von Hamburg Wasser kommt es auf dem 5000 Kilometer langen Leitungsnetz in Hamburg durchschnittlich einmal pro Tag zu einem Rohrbruch. Der sogenannte Rohrnetzverlust – Wasser, das versickert, ehe es beim Verbraucher ankommt – liege bei nur vier Prozent. Im Bundesdurchschnitt seien es sieben Prozent.
Lange Staus auch im Süden der Stadt
Auch im Süden der Stadt ist die Verkehrslage angespannt. Wegen der Baustellen auf der A 1 und der A7 kam es auf beiden Autobahnen am Montagmorgen zu kilometerlangen Staus. Auch auf allen großen Einfallstraßen im Süden stockte der Verkehr.