Hamburg. Der Theaterimpresario und Rechtsanwalt feierte seinen 75. Geburtstag mit mehr als 250 Freunden und Weggefährten.
Wenn in Geburtstagsreden dann irgendwann das unvermeidlich aufmunternde „Das Beste kommt erst noch“ gesagt wird, ist das meist nett gemeint. Und selten ernst zu nehmen, zumal bei älteren Jubilaren. Norbert Aust dürfte das genauer wissen als manch anderer, hat er doch nie nach dem Grundsatz gelebt, das Beste könnte noch auf ihn warten. Er hat vielmehr immer wieder den Moment ergriffen, all die Ideen, Gelegenheiten, Herausforderungen, die so ein Leben eben zu bieten hat – und zahlreiche darüber hinaus.
Wenn einer (gemeinsam mit Corny Littmann) ein ganzes Theaterimperium aufbaut (Schmidt Theater, Schmidts Tivoli, Schmidtchen), wozu diverse Gastronomiebetriebe und Angie’s Nightclub gehören, wenn einer Präsident einer Hochschule für Wirtschaft und Politik war und dort auch Menschen ohne Abitur ein Studium ermöglicht hat, wenn einer (noch immer) Vorsitzender des Hamburger Tourismusverbands ist, im Aufsichtsrat der Hamburg Marketing Gesellschaft, Mitbegründer des Klubhauses St. Pauli, mit dafür verantwortlich, dass es so etwas wie Kampnagel oder das Klick Kindermuseum in dieser Stadt überhaupt gibt, wenn dieser Mann zudem Gründungspartner einer renommierten Anwaltskanzlei (Osborne Clarke in den Tanzenden Türmen) ist und mit seiner Frau Wiebke (fast ist man ja geneigt zu sagen: nebenbei) auch noch sechs Kinder großzieht und – angeblich wirklich wahr – sogar gern putzt, ja, wer kann da denn ernsthaft glauben, das erstrebenswerte „Beste“ sei nicht stets präsent gewesen?
Ein Tausendsassa also, dieser Norbert Aust. Gestern feierte er mit rund 250 Freunden und Weggefährten seinen 75. Geburtstag, einmal am Vormittag (im Tivoli, offiziell), einmal am Abend (in Angie’s Nightclub, heiter). Die Runde war hier wie dort illuster – darunter zwei singende Udo-Doubles (einmal Jürgens, einmal Lindenberg, beide Mitglieder der Gruppe LaLeLu) und dass sogar Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher am Vormittag kam, brachte Kultursenator Carsten Brosda kurz ins Schwitzen – eigentlich sieht das Protokoll nicht vor, dass ein Senator Grußworte spricht, wenn auch ein Bürgermeister anwesend ist. Norbert Aust aber hatte sich Carsten Brosda ausdrücklich als Redner gewünscht – und der bekräftigte noch einmal, dass er bei Amtsantritt zunächst geglaubt habe, dieser Herr Aust, mit dem er da immer wieder in verschiedensten Zusammenhängen zu tun bekomme, das müsse mehr als eine Person sein. Weshalb dem Senator nun auch die Medaillen ausgingen: Biermann-Ratjen hat Aust schon, „Hamburger des Jahres“ wurde er auch schon, und „bei Ehrenbürgern brauchen wir als Nächstes ’ne Frau“, flachste Brosda. Das schafft selbst Aust nicht.
Zunächst aber wurde dessen Mischung aus „Erfahrung und jung geblieben sein“ von Tochter Tessa Aust und Schwiegersohn Hannes Vater gelobt, die kürzlich die Geschäfte der Schmidt’s Tivoli GmbH übernahmen: „75 ist das neue 50“, erklärten die beiden, „und wenn wir dir noch mehr abnehmen können – bring uns nur bei, wie du so viel parallel machst!“
Corny Littmann grüßte vor Meeresrauschen aus Salvador in Brasilien: Per Videobotschaft erinnerte Austs Partner nicht nur an den Wohnzimmergeruch seiner eigenen Großmutter (irgendwie „nach Alter“), sondern auch daran, dass das Leben endlich sei und „etwas mehr Meer“ keinem schadet: „Je bewusster uns das wird, desto mehr sollten wir es genießen!“ Weshalb Littmann mit dem Genießen schon mal angefangen hat.
Und etwas anderes wollte ja auch Carsten Brosda gar nicht sagen, als er die „epikureische Ataraxie“ ins Spiel brachte („Kultursenatoren dürfen so etwas sagen, googeln erlaubt“).
In Seelenruhe das Leben genießen, das tut Norbert Aust ohne Zweifel. Er versteht darunter: rastlos zu bleiben. In diesem Jahr soll sein erstes Hotel eröffnen: das „Pierdrei“ in der HafenCity.
Brosda zitierte passend einen alten Gewerkschafter: „Man muss das Leben nehmen, wie es ist. Man darf es nur nicht so lassen.“ Dann kommt am Ende, vielleicht, „das Beste“ dabei heraus.