Hamburg. Experte Dietmar Walberg sieht Chancen, die Kosten zu senken. Aber das Problem bleiben die Grundstückspreise

Als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge) zählt Dietmar Walberg zu den renommiertesten Experten der Branche in Deutschland. Mit seinem Team erstellte Walberg das jüngste Baukostengutachten für Hamburg.

Herr Walberg, die Wohnungsbranche klagt über enorm gestiegene Baukosten. Nutzen Baufirmen den Boom gnadenlos aus?

Dietmar Walberg: Nein, das ist Unsinn. Die Baukosten sind zwar in den vergangenen 18 Jahren fast doppelt so stark gestiegen wie die Lebenshaltungskosten. Aber der große Preistreiber waren die immer schärferen gesetzlichen Vorschriften, etwa beim Thema Energie­sparen. Erst seit ein paar Monaten beobachten wir, dass die Unternehmer etwas höhere Preise abrufen. Die Bauwirtschaft fährt unter Volllast, weil wir jetzt innerhalb kurzer Zeit beim Wohnungsbau nachholen wollen, was wir über viele Jahre versäumt haben.

Der Wohnungsverein Hamburg von 1902 und die Karl Danger Grundstücksverwaltung wollen am Bramfelder Dorfgraben besonders günstig bauen ...

Solche Projekte sind zu begrüßen. Grundsätzlich gilt aber, dass die Grundstückspreise in Metropolen wie Hamburg enorm angezogen haben, darauf haben die Baukosten keinen Einfluss.

Am Bramfelder Dorfgraben verzichtet man teilweise auf Keller. Bringt das was?

Ja, Keller sind aufwendig, gerade in einer Stadt am Wasser. Wenn Sie ein Haus komplett unterkellern, etwa für eine Tiefgarage, kann das die Kosten um 25 Prozent erhöhen.

Aber ist es zeitgemäß, dass es wie in Bramfeld für 155 Wohnungen nur 31 Tiefgaragenstellplätze geben wird?

Ja, Mobilität ändert sich, der öffentliche Nahverkehr wird immer wichtiger.

In dem Bauvorhaben wird es keine Aufzüge geben. Ist das in Zeiten von Inklusion noch angemessen?

Es gibt dort keine Pauschallösungen. Wir haben über Jahrzehnte auf Aufzüge in Wohngebäuden häufig verzichtet. Aber es wäre natürlich falsch, jetzt überall keine Aufzüge mehr einzubauen. Das hängt immer vom Einzelfall ab. In einer Baugenossenschaft mag es funktionieren, dass man seine Wohnung tauschen kann, wenn man auf eine ebenerdige Wohnung oder einen Lift angewiesen sein sollte. Die barrierefreie Erreichbarkeit zum Beispiel von Abstellräumen sollte aber gewährleistet sein.

Was bringen einheitliche Fenster, Küchen und Bäder?

Systematisches und typisiertes Bauen senkt Kosten. Sie können dann zum Beispiel auf ein Aufmaß bei jedem einzelnen Fenster verzichten und viel mehr Teile vorproduzieren. Die gemeinsame Schachtnutzung von Bädern und Küchen senkt die Installationskosten.

Bedeutet typisiertes Bauen Monotonie?

Diese Gefahr könnte drohen, wenn man ganze Stadtviertel einheitlich bauen würde. Aber doch nicht bei einem Quartier mit 155 Wohnungen.