Hamburg. Im ZDF-Film „Sarah Kohr“ spielt auch Katja Studt mit. Eine Begegnung mit der Hamburgerin.
Es geht in den Norden. Kommissarin Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) macht in ihrem neuen Fall „Sarah Kohr – Mord im Alten Land“ einen Ortswechsel nach Hamburg mit. In einem Labor für biochemische Untersuchungen wird eine Laborantin verletzt. Am Tatort erscheint Thomas Lichter (Marcus Mittermeier) mit einem blutigen Messer in der Hand. Er flieht, wird aber gefasst und kommt vor Gericht, wo er permanent seine Unschuld beteuert. In einer Verhandlungspause nimmt er Kohr als Geisel.
In einer kleinen Rolle mit dabei ist Katja Studt, die man in diesen Tagen im ZDF häufiger sieht. Am Donnerstag erst spielte sie in „Tonio & Julia: Zwei sind noch kein Paar“. Am 3. Mai hat sie eine Hauptrolle in „Ausgerechnet Sylt“. „Es gibt jetzt Katja Studt satt in den kommenden Wochen – ob man will oder nicht“, sagt die Schauspielerin lachend. Über die Dreharbeiten zu „Sarah Kohr“ und ihre Zusammenarbeit mit Regisseur Marcus O. Rosenmüller sagt sie: „Man merkt, wer seine Hausaufgaben gemacht hat – und wer nicht. Wenn ein Regisseur erst vor Ort mit dem Kameramann die Auflösung probiert, geht das auf Kosten von anderen Dingen. Marcus ist so gut vorbereitet, dass er vor Ort auch noch die Zeit für ein Experiment hat. Das ist ein Traum. Zeit ist nicht nur Geld. Man braucht sie auch, um Qualität zu schaffen.“
Entdeckt im Alter von 13 Jahren
Zum Schauplatz ihres nächsten Films hat sie ein ganz besonderes Verhältnis, die Nordseeinsel weckt in ihr Erinnerungen. „In der Grundschule habe ich meine erste Klassenreise nach Puan Klent gemacht. Jetzt führt die erste Klassenreise meiner Tochter auch dorthin.“ In dem Film spielt sie eine Rettungsschwimmerin und politische Aktivistin, die sich gegen einen Immobilienspekulanten wehren will. „Ich kann verstehen, dass die Sylter wütend sind, denn viele Gäste führen sich dort wie Einheimische auf, obwohl sie es natürlich nicht sind.“
Entdeckt wurde Katja Studt im Alter von 13 Jahren von Dieter Wedel. Der Erfolgsregisseur steht wegen angeblicher sexueller Übergriffe auf Schauspielerinnen derzeit heftig in der Kritik. „In den ersten Jahren hat er mich künstlerisch beraten und sehr viel für mich getan. Ich habe selbst mit ihm nie etwas Schlimmes erlebt, habe ihn aber auch bei Dreharbeiten als extremen Despoten erfahren. Er kann cholerisch werden.“ Die Vorwürfe gegen ihn hätten sie dennoch „total erschüttert“. Bei der Bewertung ist sie vorsichtig. „Es ist schwierig, sich dazu zu äußern, denn es ist noch nichts bewiesen. Die Unschuldsvermutung steht, und es ist jetzt die Sache der Justiz, dort aufzuklären. Das muss auch passieren. So etwas darf nicht verjähren. Ich hoffe, dass die Frauen, die betroffen sind, sich trauen und auch Gehör finden.“
Sexuelle Übergriffe in der Filmbranche
Sie selbst habe sich ab und zu mit dummen Sprüchen ihrer männlichen Kollegen auseinandersetzen müssen, man legte ihr auch schon mal ungefragt die Hand auf den Po. Aber sie habe sich immer ganz gut behaupten können, sagt sie. „Das kann aber nicht jeder. Es ist gut, dass die Menschen jetzt mehr Mut haben und mit ihren Erfahrungen in die Öffentlichkeit gehen. Ich habe viel mit dem Notruf für vergewaltigte Frauen zusammengearbeitet, weil ich das für eine Rollenrecherche brauchte. Es müssen jetzt in einigen Köpfen einige Schalter umgelegt werden.“
Dass Studt nicht ganz so häufig in großen Rollen zu sehen war, liegt auch daran, dass sie Mutter zweier kleiner Töchter ist. Wie sieht die 44-Jährige ihre Chancen auf dem Rollenmarkt? „Ich denke pragmatisch und weiß, dass statistisch gesehen ab Mitte 30 die Angebote weniger werden. Für mich sind die Rollenangebote eher spannender geworden. Lange Zeit hat man mir keine Mutterrollen angeboten, obwohl ich längst in dem Alter war. Es hieß immer, du siehst so jung aus. Seit 2014 habe ich den Eindruck, dass mir schöne, uneitle Rollen angeboten werden. Ich muss nicht mehr schick, auf hohen Absätzen und gestylt wie eine Barbie herumlaufen. Jetzt darf ich auch Frauen aus dem Leben mit Ecken und Kanten spielen.“
Kompromisse bei Rollenangeboten
Das scheint gut zu ihr zu passen. Dennoch gibt sie zu, bei Rollenangeboten Kompromisse eingegangen zu sein. „Ich habe Entscheidungen getroffen, die anders ausgefallen wären, wenn ich die Wahl gehabt hätte. Aber Aufträge abzulehnen und zu sagen: Ich bin jetzt Künstler, obwohl ich den Kühlschrank nicht füllen und die Miete nicht bezahlen kann – da hört bei mir der Spaß auf.“ Deshalb hat sie auch immer wieder Nebenrollen angenommen, weil ihr privater Alltag so einfacher zu organisieren war. Das war nicht immer leicht.
Die gebürtige Hamburgerin, die in New York und Südafrika gelebt hat, wohnt jetzt in Volksdorf. Ihre Boutique in Ottensen gab sie bald wieder ab. „Schauspielern, einen Laden und ein kleines Kind haben – das war zu viel. Ich wollte mein Kind auch nicht in einer Spielecke im Laden hocken haben.“ Privat genießt sie Gartenarbeit. „Ich bin eine leidenschaftliche Gemüse-Anbauerin geworden. Das hätte ich mir früher nicht träumen lassen. Salat konnte ich aber noch nie ernten, weil die Schnecken immer schneller sind.“
Studt ist alleinerziehend. Wie bekommt man da Kinder und Beruf unter einen Hut? „Ich ziehe den Hut vor allen, die ihre Kinder so erziehen wollen oder müssen. Das sind alles Alltagshelden. Ich habe das Glück, gut aufgestellt zu sein. Einer der Väter wohnt in Hamburg. Meine Mutter hilft sehr viel, und ich kann mir auch ab und zu eine Kinderfrau leisten. Mütter helfen sich aber auch sehr viel untereinander. Man braucht so ein Netzwerk, auf das man zurückgreifen kann. Sonst reibt man sich auf.“