Hamburg. Stararchitekt Jan Störmer und der Eigentümer des Hotels, Klaus-Michael Kühne, verklagen sich wechselseitig.

Der Raum 225B im Landgericht Hamburg am Sievekingplatz mit grauem Filzteppichboden, unbequemen Holzstühlen und Lamellen an den Fenstern ist keine Wohlfühloase. Aber das Objekt, über das am Mittwoch gestritten wurde, steht für höchste Exklusivität. Die Rede ist vom The Fontenay an der Außenalster. Im Zusammenhang mit den Planungen und dem Bau des vor einem Monat eröffneten Luxushotels von Milliardär Klaus-Michael Kühne sind nach Abendblatt-Informationen mehrere Klagen anhängig.

Am Mittwoch ging es um eine Klage der Arbeitsgemeinschaft Arge Generalplanung Fontenay in Liquidation, bestehend aus dem renommierten Hamburger Architekturbüro Störmer Murphy and partners GmbH und der Firma Höhler+Partner, gegen die Kühne Immobilia GmbH. Das Unternehmen ist Bauherr des Luxushotels und eine 100-prozentige Tochter der Kühne Holding AG, die sich im Alleinbesitz von Klaus-Michael Kühne befindet. Die Kühne Immobilia GmbH hatte den Generalplanervertrag mit der Arge bereits im November 2014 aus „wichtigem Grund“ gekündigt – das war der Öffentlichkeit bislang nicht bekannt.

Termin wurde mehrfach verschoben

In der Klage fordert die Arge nach Abendblatt-Informationen von der Kühne Immobilia rund 2,58 Millionen Euro. „Dabei geht es laut Klägerin um bereits erbrachte Leistungen und um entgangenes Honorar für Leistungen, die sie erbracht hätte, wenn der Generalplanervertrag fortgeführt worden wäre“, sagte Gerichtssprecher Kai Wantzen dem Abendblatt. Die Richterin am Landgericht hatte zwölf Zeugen geladen.

Erster Blick ins Fontenay

Bestes Eröffnungswetter: Das Luxushotel The Fontenay im strahlenden Sonnenschein
Bestes Eröffnungswetter: Das Luxushotel The Fontenay im strahlenden Sonnenschein © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Speisen am Wasser: Von den Tischen im Restaurant John’s  aus haben 
die Gäste einen freien Blick in die Grünanlage und auf die Außenalster
Speisen am Wasser: Von den Tischen im Restaurant John’s aus haben die Gäste einen freien Blick in die Grünanlage und auf die Außenalster © Klaus Bodig
Blick in das neue Hotel The Fontenay an der Außenalster. Die Bar mit Dennis Hühnl.
Blick in das neue Hotel The Fontenay an der Außenalster. Die Bar mit Dennis Hühnl. © Bodig
Extravagant: Der riesige Kronleuchter hängt über der Atrium Lounge
Extravagant: Der riesige Kronleuchter hängt über der Atrium Lounge © Bodig
Privatsphäre: Der „Private Dining Room“ im Gourmetrestaurant Lakeside bietet Platz für bis zu zehn Personen. Über dem Tisch hängen Lampen aus Murano-Glas  Klaus Bodig (7)
Privatsphäre: Der „Private Dining Room“ im Gourmetrestaurant Lakeside bietet Platz für bis zu zehn Personen. Über dem Tisch hängen Lampen aus Murano-Glas Klaus Bodig (7) © Bodig
Entspannen über den Dächern der Stadt: Der 20 Meter lange Innen- und Außenpool hat eine Wassertemperatur von 28 Grad
Entspannen über den Dächern der Stadt: Der 20 Meter lange Innen- und Außenpool hat eine Wassertemperatur von 28 Grad © Bodig
Hier darf geraucht werden: Der Smokers Room
Hier darf geraucht werden: Der Smokers Room © Marcelo Hernandez
Das Restaurant
Das Restaurant "Park View" im Erdgeschoss des Hotels © Marcelo Hernandez
Ein Blick von oben in die
Ein Blick von oben in die "Atrium Lounge" © Marcelo Hernandez
Die teuerste Suite: Ein Nacht in dieser exklusiven Unterkunft kostet 7000 Euro
Die teuerste Suite: Ein Nacht in dieser exklusiven Unterkunft kostet 7000 Euro © Marcelo Hernandez
Das  Restaurant
Das Restaurant "Lake Side" im oberen Bereich des Hotels © Marcelo Hernandez
Einkaufen in stilvollem Ambiente: Ein Shop des Hotels
Einkaufen in stilvollem Ambiente: Ein Shop des Hotels © Marcelo Hernandez
1/12

Bislang hat HSV-Mäzen Kühne viel Ärger mit dem Hotelprojekt in seiner Heimatstadt. Eigentlich sollte das The Fontenay im Sommer 2016 eröffnet werden. Der Termin wurde mehrfach verschoben, und schließlich war es am 19. März so weit. Schon damals fiel auf, dass Stararchitekt Jan Störmer, Geschäftsführender Gesellschafter von Störmer Murphy and partners, der das futuristische Gebäude entworfen hatte, nicht dabei war. Auch in der Pressemitteilung mit dem Titel „Das The Fontenay (...) ist eröffnet“ wurde zwar die „außergewöhnliche Architektur“ gelobt, aber Störmer mit keinem Wort erwähnt.

Generalplaner im November 2014 gekündigt

Warum hat die Kühne Immobilia GmbH den Generalplanervertrag mit der Arge bereits im November 2014 aus „wichtigem Grund“ gekündigt? „Die Arge hat vertraglich vereinbarte Leistungen und Terminvorgaben bei den Planungen für das The Fontenay mehrmals nicht eingehalten. Das hat zu Bauverzögerungen und zu erheblichen Mehrkosten geführt. Deshalb mussten wir uns vor über drei Jahren zu diesem Schritt entscheiden“, sagte Karl Gernandt, Geschäftsführer der Kühne Immobilia GmbH und Präsident des Verwaltungsrats der Kühne Holding AG, dem Abendblatt.

Die 2,58-Millionen-Euro-Klage kann der Kühne-Vertraute Gernandt nicht nachvollziehen: „Das hat uns sehr überrascht, denn uns ist durch die Arge ein großer finanzieller Schaden entstanden.“

Es geht turbulent zu. Auf die Klage der Arge hat die Kühne Immobilia GmbH mit einer Widerklage reagiert. „In dieser Klage führen wir auf, welcher Schaden uns durch die schuldhaften Pflichtverletzungen seitens der Arge entstanden ist. Gegenstand des Rechtsstreits sind ferner Differenzen über die Höhe der angemessenen Planungshonorare“, sagte Gernandt.

Was fordert die Kühne Immobilia GmbH in ihrer Widerklage? „Sie trägt vor, die Klägerin habe bereits mehr Geld erhalten, als ihr zustehe. Sie fordert eine Rückzahlung in Höhe von 1,7 Millionen Euro und Schadenersatz in Höhe von 930.000 Euro unter anderem wegen einer Verlängerung der Bauzeit“, sagte der Gerichtssprecher Kai Wantzen. Das Büro Störmer Murphy and partners mit Sitz an der Michaelisbrücke wollte auf Abendblatt-Anfrage keine Stellungnahme abgeben.

Weiterer Termin in der nächsten Woche

Die Verhandlung vor dem Landgericht Hamburg verfolgte Architekt Störmer am Mittwoch als Zuschauer. Nicht alle Zeugen konnten gehört werden, es wird deshalb einen weiteren Termin in der nächsten Woche geben, weil allein die Aussage des ersten Zeugen mehr als drei Stunden in Anspruch nahm. Das war Harro Grimmer, Geschäftsführer der Hamburger MPP GmbH, die als Projektentwickler und Projektsteuerer von der Kühne Im­mobilia für die übergeordnete Ko­ordination des Hotelbaus eingesetzt war. Grimmer führte unter anderem aus, dass die Arge mit der haustechnischen Planung stark im Verzug gewesen sei, weshalb man zunächst nicht habe bauen können. Zudem seien durch die Planer immer höhere Kosten aufgezeigt worden. Außerdem sei die Planung der Innenarchitektur mangelhaft gewesen.

Bislang hat Klaus-Michael Kühne nicht verraten, was ihn der Bau des Luxushotels mit 130 Zimmern und Suiten tatsächlich gekostet hat. In der Pressemappe ist von einem „Investitionsvolumen“ von 100 Millionen Euro die Rede. Doch Insider sprechen sogar von bis zu 200 Millionen Euro, wenn man das gesamte finanzielle Engagement von Klaus-Michael Kühne zusammenrechne.