Altstadt. Gekündigter Gastronom hatte Mietrückstand mit schlechter Auslastung und G 20 begründet
Die Anschuldigungen, die Weltbühne-Pächter Tim Seidel im Abendblatt gegen das Thalia-Theater erhoben hatte, wiegen schwer. Das Theater habe Forderungen von ihm nicht beglichen, die Auslastung sei „grundsätzlich schlecht“, zudem hätten der G-20-Gipfel und ein Schabenbefall im Dezember zu schlechten Umsätzen geführt. Diese Vorwürfe weist die Geschäftsführung des Thalia-Theaters jetzt noch einmal im Detail zurück. Bei der von Seidel „recht einseitig geschilderten Situation“ handele es sich „um eine seit Langem schwelende Problematik“.
Für die wirtschaftliche Situation des Pächters, der neben dem Restaurant Weltbühne auch die Bars und die Kantine des Theaters betreibt, könne man nicht einen vermeintlich schlechten Theater-Sommer oder gar den G-20-Gipfel verantwortlich machen – zumal der Spielbetrieb während des Gipfeltreffens im Juli 2017 nicht unterbrochen worden sei. Auch die Auslastung des Theaters könne hier nicht als Argument dienen: Sie liege seit Jahren bei etwa 270.000 Zuschauern pro Spielzeit; damit sei das Thalia das bestbesuchte Schauspielhaus Deutschlands.
Da Sauberkeit und Schädlingsbekämpfung in der Weltbühne allein Sache des Pächters seien, dürfe das Theater auch nicht für den Schabenbefall dort verantwortlich gemacht werden. Das Thalia sei nur für die Kantine und die Foyers zuständig, in denen regelmäßige Schädlingsvorsorgen stattfänden. Dort habe es keinen Zwischenfall gegeben.
Auch den Vorwurf der offenen Forderungen weist die Geschäftsleitung ausdrücklich zurück. Generell würden alle Rechnungen pünktlich bezahlt, sofern sie berechtigt und belegt seien. Trotz Nachfrage fehlten aber bis heute Belege für vereinzelte Rechnungen; darüber hinaus seien manche Rechnungen doppelt gestellt worden, obwohl sie bereits bezahlt waren. Das werfe die Frage nach einer funktionierenden Buchhaltung bei Herrn Seidel auf, so die Geschäftsleitung.
Die Kündigung des noch bis 2021 gültigen Mietvertrages rechtfertigt das Theater mit weiteren Gründen: Immer wieder hätten sich Mitarbeiter der Kantine, der Foyerbewirtung und des Restaurants beklagt, dass sie über mehrere Wochen hinweg nicht bezahlt worden seien. Diese Zustände habe man auch sozial nicht verantworten können.
Zudem habe der Pächter die vertragliche Verabredung, die Weltbühne solle ein inhabergeführtes Restaurant sein, ignoriert. „Herr Seidel zeigt kaum Präsenz und war über die letzten Jahre für Problemlösungen weder für uns noch für seine Mitarbeiter verlässlich zu erreichen“, so die Geschäftsführer. Erste, vom Theater initiierte Gespräche zur konkreten Problemlage im Dezember, habe Seidel „kurzfristig abgesagt und nicht wahrgenommen“. Da sich nach einem weiteren Gespräch im Januar die Situation massiv verschärft habe, sei das Theater „nach langen Überlegungen“ zu einer Entscheidung gelangt und habe im Februar die Kündigung ausgesprochen.