Hamburg. Ungewöhnliches Jahrestreffen der Rathaus-Journalisten mit Hamburgs Politikern im Elysée: Ein Mann fehlte ganz besonders.
Zwei Dinge machten das Jahrestreffen der Landespressekonferenz am Montagabend im Grand Elysee zu einem ungewöhnlichen Ereignis: Zum einen fiel der gemeinsame Abend der Rathaus-Journalisten mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft diesmal in eine Zeit des Interregnums. Olaf Scholz ist zurückgetreten, aber sein von der SPD ausgewählter Nachfolger Peter Tschentscher soll erst am Mittwoch in der Bürgerschaft gewählt werden. So wird die Stadt derzeit erst zum zweiten Mal von einer Frau regiert – und mit der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank erstmals von einer Grünen.
Wie ungewöhnlich dies sei, zeige sich an der Reaktion mancher Sozialdemokraten im Rathaus, sagte Fegebank in einer launigen Rede. Manche schlössen „die Bürotür von innen ab, ziehen den Telefonstecker raus, packen das Pausenbrot aus, reißen die Kalenderblätter ab und versuchen die zwei Wochen grüner Interims-Herrschaft irgendwie zu überstehen“, so Fegebank. „Ich derweil rüttele an Türklinken und wundere mich, dass keiner da ist, um meinen grünen Zehn-Punkte-Plan als Bürgermeisterin mit mir umzusetzen.“
Jede Menge Gesprächsstoff für 450 Gäste
Was das LPK-Treffen zweitens und auf traurige Weise besonders machte, war das Fehlen von Jürgen Heuer. Der langjährige LPK-Vorsitzende, der nicht nur die Hamburger Politikberichterstattung, sondern auch die LPK-Treffen über Jahrzehnte mit einer Mischung aus Fairness und Humor geprägt hatte, war im Februar mit 56 Jahren verstorben.
„Wir haben darüber nachgedacht, ob wir diesen Abend wie sonst stattfinden lassen können“, sagte der kommissarische LPK-Vorsitzende und Abendblatt-Landespolitikchef Peter Ulrich Meyer in einer bewegenden Rede. „Aber sofort war uns im LPK-Vorstand klar, dass wir genau dies tun sollten. Wir sind der festen Überzeugung, dass Jürgen dieses Treffen so gewollt hätte.“ Dieser Abend habe ihm viel bedeutet, auch weil es „der Vergewisserung dient, dass wir alle – ob wir berichten oder über uns berichtet wird – eine gemeinsame Verantwortung in der Demokratie haben“.
Rund 450 Gäste, darunter Bald-Bürgermeister Tschentscher und andere Senatsmitglieder, verbrachten denn auch einen angenehmen Abend mit interessanten Gesprächen. Stoff gab es genug, die Zeiten sind ja schließlich bewegt. Für gute Stimmung hatte zum Auftakt die traditionell großartige filmische Glosse von NDR-Autor Andreas Hilmer über das Jahr im Rathaus gesorgt. Auch hierin verbarg sich ein letzter Gruß von Jürgen Heuer: Er hatte bis zum Schluss an dem Film mitgearbeitet.