Hamburg . Behörde befragt Verbraucher nach den größten Ärgernissen in ihrem Alltag. Die Ergebnisse des „Verbraucherschutz-Pegels“.

Doppelt und dreifach verpackt und dann auch noch in Plastik: Viele Hamburger sind von unnötigen Um- und Plastikverpackungen etwa bei Produkten in Supermärkten genervt. Auch niedrige Sparzinsen, Werbemails und zu lange Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt zählen zu den größten Ärgernissen im Konsumalltag der Bürger in der Hansestadt. Das geht aus den Ergebnissen des sogeannten „Verbraucherschutz-Pegels“ hervor.

Die Behörde für Gesundheit- und Verbraucherschutz hat gemeinsam mit der Verbraucherzentrale Hamburg zum dritten Mal die Online-Umfrage initiiert. Vom 1. November 2017 bis zum 31. Januar haben sich 2040 Bürger an der Aktion beteiligt.

Den Hamburgern liegt die Umwelt am Herzen

Dach Angaben der Verbraucherschutzbehörde hat sich die Zahl der Teilnehmer damit im Vergleich zum Vorjahr erneut verdoppelt. „Das zeigt, dass immer mehr Hamburger Verbraucherinnen und Verbraucher einen großen Bedarf an Verbesserungen im Konsumalltag sehen“, sagte Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). „Die vielen Rückmeldungen helfen uns, unsere Politik eng an den alltäglichen Problemen der Menschen auszurichten.“

Abgefragt wurden für den „Verbraucherschutz-Pegel“ verschiedene Themen, unter anderem aus den Bereichen Lebensmittel, Verpackungen, Gesundheit und Patientenschutz, Finanzen und Versicherungen, Telefon und Internet sowie Verkehr und Reisen. Eine besondere Bedeutung für die Hamburger Verbraucher hatten erneut die Themen Lebensmittel und Verpackungen: Fast alle Befragten nannten jeweils zumindest eine Beschwerde in diesen Bereichen. Die Verbraucherzentrale schließt daraus: Den Hamburgern liegt die Umwelt am Herzen.

Wunsch nach Mehrwegsystem für Coffee-to-go-Becher

Zu viele Plastikverpackungen anstatt bioverträglicher Materialen nannten 83,6 Prozent der Befragten als Ärgernis, 82,8 gaben unnötige Umverpackungen an, die somit Platz zwei belegen. In diesem Zusammenhang kritisierte ein Großteil der Verbraucher die mangelnde Trennungs- und Verwertungsfähigkeit. Knapp die Hälfte der Befragten (42, 6 Prozent) wünscht sich zudem ein Mehrwegsystem für Coffee-to-go-Becher.

Untätig ist Hamburg bei diesem Thema nicht und hat den Wegwerfbechern bereits den Kampf angesagt: Im vergangenen Jahr hat die Umweltbehörde die „Kehr.Wieder-Kampagne“ gestartet – in mehr als 250 Cafés und Bäckereien erhalten Kunden, die einen Mehrwegbecher mitbringen, mindestens 10 Cent Rabatt.

Verbraucherzentrale kürt jeden Monat Mogelpackung

Die Umfrage hat zudem ergeben, dass sich die Verbraucher in Supermärkten nicht nur über die Verpackungen ärgern. Auch versteckte Preiserhöhungen durch veränderte Füllmengen (57,2 Prozent) und irreführende Inhaltsangaben (50,3 Prozent) sind ihnen ein Dorn im Auge. Die Verbraucherzentrale Hamburg entlarvt jeden Monat eine solche Mogelpackung, zuletzt einen Joghurt von Danone, der beim gleichen Preis weniger Inhalt hat.

„Im Zusammenhang mit Lebensmitteln wurden auch Wünsche nach mehr Transparenz geäußert“, teilte die Behörde mit. Die Verbraucher würden zum Beispiel einfachere Erklärungen begrüßen – etwa ein Ampel-Modell bei der Nährwertkennzeichnung. Die Verbraucherschutzbehörde weist darauf hin, dass auf Initiative Hamburgs ein solches Vorhaben in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde und es eine Ampelcheck-Karte für das Portemonnaie gibt. Diese helfe dabei, die Gehalte an Zucker, Salz oder Fett in Lebensmitteln einfacher zu beurteilen.

Hamburger genervt von Werbemails und -anrufen

„Die Hamburgerinnen und Hamburger haben sich wieder sehr aktiv und kritisch eingebracht“, sagte Michael Knobloch, Vorstand der Verbraucherzentrale Hamburg. Das zeigten die fast 25.000 Problemnennungen und 769 abgegebenen Freiantworten. „Die Rückmeldungen helfen uns, unsere Angebote weiter am Bedarf der Menschen auszurichten und zu verbessern.“

Im Bereich Finanzen und Versicherungen haben 88 Prozent der Befragten mindestens ein Problem angegeben. Spitzenreiter dabei waren niedrige Sparzinsen (63,1 Prozent), die insgesamt auf dem dritten Platz der meist genannten Ärgernisse landeten. Kritisch beäugt wird auch der Bereich Telefon und Internet. 88,7 Prozent ärgern sich mindestens über einen Aspekt bei diesem Thema. Besonders genervt sind sie von Werbemails (mit 59,5 Prozent auf Platz vier). Direkt dahinter folgen in diesem Bereich Werbeanrufe (53,4 Prozent).

Verbraucher klagen über zu lange Wartezeiten beim Arzt

Bei den freien Antworten wiesen die Verbraucher am häufigsten auf die schlechte Erreichbarkeit des Anbieter-Kundenservices hin – vor allem, aber nicht nur, bei O2 (Telefónica Germany GmbH & Co. OHG). „Dies spiegelt auch unsere Erfahrung in der Beratung wider“, teilte die Verbraucherzentrale Hamburg mit.

Kritik hagelt es zudem beim Thema Gesundheit, bei dem 84,8 Prozent mindestens ein Problem beim Namen nannten. Vor allem zu lange Wartezeiten sorgen bei den befragten Hamburgern für Unmut. 59,5 Prozent klagen über zu lange Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt. „Frauenärzte, Hausärzte und Kinderärzte scheinen mit 17,8 Prozent, 15,3 Prozent und 5 Prozent weniger Probleme zu bereiten als ‘sonstige Fachärzte'“, heißt es in dem Bericht der Verbraucherschützer. Fast 40 Prozent haben zudem schlechte Erfahrungen mit zu langen Wartezeiten in Arztpraxen gemacht.

Bei dem Online-Fragebogen konnten die Teilnehmer orts- und terminunabhängig sowie anonym an der Befragung teilnehmen. Die Umfrage erhebe nach Angaben der Behörde zwar keinen Anspruch auf Repräsentativität, liefere aber wichtige Erkenntnisse zu Verbraucherschutzproblemen.