Hamburg . Die Claudius-Gesellschaft findet keinen Raum für das Archiv, Ideen zu einem Museum für Siegfried Lenz wurden verworfen.
„Ach, Hamburg, wie gehst du mit deinen Dichtern um?“ Diese Frage stellt sich der Vorstand der Matthias-Claudius-Gesellschaft. Seit über zwei Jahren sucht die Gesellschaft einen geeigneten Raum für das Claudius-Archiv. Zur Zeit sind die knapp 1900 Bücher in 42 Kartons in einem Lagerraum untergebracht. Doch trotz intensiver Suche hat die Gesellschaft bisher keinen adäquaten bezahlbaren Raum in Hamburg – geschweige denn in Wandsbek – gefunden.
„Es sollte sich doch ein Raum finden lassen, um den Bestand der Bücher und Dokumente zu Claudius für die Wissenschaft und für interessierte Laien wieder zugänglich zu machen“, sagt Erle Bessert, Vorsitzende der Claudius-Gesellschaft e. V.
Wegen eines Wasserschadens mussten die Bücher raus
Die kleine Bibliothek befand sich bis vor zwei Jahren in den Räumlichkeiten des Matthias-Claudius-Gymnasiums. Sie wurde ehrenamtlich durch Mitglieder der Claudius-Gesellschaft geführt. Es handelt sich um eine Spezialbibliothek, welche sich auf die Sammlung von Literatur über Matthias Claudius und seine Zeit konzentriert. Wegen eines Wasserschadens musste der Standort aufgegeben werden.
„Das Hamburger Abendblatt führte im Januar 2015 eine Umfrage durch“, sagt Erle Bessert. „Damals stimmten 53 Prozent der Leser dafür, dass die Stadt Hamburg das Erbe seiner verstorbenen Dichter/innen mehr als bisher pflegen sollte.“
Trauerspiel um das Arbeitszimmer des Schriftstellers Otto Ernst
Doch anderen in Hamburg verstorbenen Dichtern geht es nicht besser als Claudius. Erst vor wenigen Wochen wurde das Haus des Schriftstellers Siegfried Lenz (1926–2014) in der Preußerstraße in Othmarschen abgerissen. Die Anregung, dem Autor der „Deutschstunde“ dort ein Museum einzurichten, wurde verworfen.
Ein Trauerspiel gibt es auch um das Arbeitszimmer des Schriftstellers Otto Ernst (1862–1926), dem Verfasser der Ballade „Nis Randers“. Die Kindheitsgeschichte seiner Tochter Senta-Regina hatte der Autor in der berühmten Erzählung „Appelschnut“ beschrieben.
Die Tochter (1897–1998) vermachte die Bibliothek und das Arbeitszimmers ihres Vaters als Stiftung dem Gymnasium Christianeum. Dort wurden die kostbaren Möbel im Jahre 2004 aufgebaut und restauriert. Doch wer sich das Dichterzimmer heute ansehen möchte, wird enttäuscht. Mittlerweile wurden Möbel und Bücher in einen Abstellraum verbannt und niemand weiß, was einmal daraus werden wird.