Hamburg. Jugendorganisation hatte „Vergeltungsschläge“ angedroht. Protest blieb friedlich
Die Lage schien sich auch in Hamburg zuzuspitzen: Nachdem eine der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) nahestehende kurdische Jugendinitiative wegen der türkischen Militär-Offensive im nordsyrischen Afrin für Montag zu Vergeltungsschlägen in Deutschland aufgerufen hatte, war die Hamburger Polizei in höchster Alarmbereitschaft.
Mehrere Hundertschaften waren bereitgehalten worden, um eine pro-kurdische Versammlung an der Mönckebergstraße zu flankieren, sogar Verstärkung aus Schleswig-Holstein war angefordert worden. Tatsächlich hatten sich zu Beginn der Kundgebung gegen 18 Uhr nur etwa 120 Teilnehmer an der Mönckebergstraße versammelt, die friedlich gegen den türkischen Militäreinsatz demonstrierten. Bald darauf setzte sich der auf etwa 180 Personen angewachsene Demo-Zug in Richtung Gänsemarkt in Bewegung. Dort schloss er sich der Demonstration gegen die am Dammtor-Bahnhof stattfindende „Merkel muss weg“-Kundgebung an. Sie bestand aus etwa 250 Menschen.
Auf einer am Sonnabend im Internet veröffentlichten Erklärung der kurdischen Jugendinitiative hieß es, es sei Zeit, den „Krieg zurück nach Europa zu tragen“. Als mögliche Ziele werden türkische Botschaften, Vereine der türkischen Regierungspartei AKP oder UETD, Parteibüros von SPD und CDU, Polizeistationen oder Gerichte genannt. „Der Aufruf im Internet und die Ereignisse am Wochenende fließen natürlich in die Lagebeurteilung des Staatsschutzes ein“, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth. Am Sonnabend und Sonntag war es am Rande pro-kurdischer Demonstrationen in Hamburg zu Ausschreitungen gekommen. In der Nacht zum Sonntag warfen bisher unbekannte Täter in Itzehoe zudem die Scheiben einer Moschee ein, kurz darauf brannte ein türkischer Obst- und Gemüseladen. Die Polizei prüft, ob diese Taten im Zusammenhang mit dem kurdisch-türkischen Konflikt in Syrien stehen.