Hamburg. Hamburgerinnen belegen bei Baltic Sea Circle zweiten Platz – und kämpfen mit Technik-Problemen, einem Unfall und stinkendem Fisch

Null Grad. Das war die Innentemperatur. Überhaupt nicht kuschelig und erst recht nicht schlaffördernd. Schließlich war das Tipi, in dem die Unerschrockenen ihre Nacht verbringen sollten, nicht geheizt. Doch was nicht tötet, härtet ab, heißt es bekanntlich. Und so haben die drei Hamburger Frauen die klappernden Zähne zusammengebissen und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Schließlich hatten sie sich freiwillig in ein Abenteuer mit Schnee und Eis gestürzt, einer Rallye einmal um die Ostsee, 7500 Kilometer durch zehn Länder, und das bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Da heißt es: Opfer bringen – und trotzdem viel Spaß haben!

Den hatten Kristina Gruse-Unkels, Quirine Philipsen und Constanze Witzel, die drei Journalistinnen, die wie berichtet als einziges Frauen-Team an der Rallye „Baltic Sea Circle Winter Edition“ teilnahmen und sich etwas selbstironisch „DriftChicks“ nannten. Frei übersetzt heißt das so viel wie „Schleudernde Hühner“. Nach zwei Wochen unter oft widrigen Bedingungen kamen sie jetzt mit ihrem in allen möglichen Pink-Schattierungen gestylten Range Rover ins Ziel. Sie wurden, nach einem ausgeklügelten Punktesystem, das zweite von 47 Teams. Außerdem taten sie etwas für den guten Zweck: Sie konnten 3708 Euro an Spenden sammeln, die sie an das Kinderhospiz Sternenbrücke sowie an die Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes weitergeben werden.

Zudem erhielten die DriftChicks den Preis für das „beste Tauschobjekt“: „Man fängt mit einer Büroklammer an und muss immer weiter möglichst geschickt tauschen“, erklärt Kristina Gruse-Unkels. „Am Ende hatten wir ein aufblasbares Auto, das wir auf das Dach unseres Wagens geschnallt haben.“

Dabei hatte es alles andere als vielversprechend angefangen. Die erste Panne passierte, da hatten die Drift-Chicks Deutschland noch nicht einmal verlassen. Der Scheibenwischer rührte sich nicht mehr. Was tun, so ganz ohne Schrauber-Kenntnisse? Doch die Frauen wussten sich zu helfen. Nach zweimaligem Austauschen der Sicherung tat der Scheibenwischer wieder, was er sollte. „Unsere schlimmste Situation hatten wir dann am vierten Tag: Da hat sich unser Wagen auf spiegelglatter Fahrbahn einmal gedreht und blieb mit uns im Schnee stecken“, erzählt Gruse-Unkels. „Es war mein erster Unfall.“ „Meine Hand hat hinterher so gezittert, als würde ich winken.“ Nach 45 Minuten wurde das verunglückte Trio von einem anderen Team befreit.

Bewältigen mussten die Rallye-Teilnehmer auf ihrer Tour auch diverse sogenannte Challenges. Unter anderem mussten sie im Taucheranzug posieren und den gefürchteten Surströmming kosten, einen bei manchen Schweden als Delikatesse geltenden, aber entsetzlich stinkenden Fisch, und eine Portion davon stundenlang im Auto transportieren. Und ein ständiges Handicap war der mangelnde Schlaf. „Man ist immer etwas gehetzt unterwegs“, sagt Con­stanze Witzel.

Ihr schönstes Erlebnis, da sind sich alle drei Abenteuerinnen einig, war eine Husky-Schlitten-Tour am Nordkap. „Es ging mit den Hunden durch die Einöde, der Himmel war tiefblau, der Schnee glitzerte, und das Wasser war unfassbar klar“, schwärmt Constanze Witzel. „Das ist eine Erfahrung, die einen so wunderbar entschleunigt.“ Außerdem hätten sie sich prächtig verstanden, erzählen die Frauen. „Das war ein weiteres Highlight der Reise, etwas ganz Besonderes“, findet Quirine Philipsen. „Ich bin jetzt ein bisschen Rallye-angefixt.“ Einmal um England herum oder durch die Wüste? „Das könnte ich mir alles vorstellen“, erzählt die zweifache Mutter. Und auch Kristina Gruse-Unkels schwärmt. „Jederzeit wieder!“