Hamburg. Der Journalist Jürgen Heuer war das Gesicht der NDR-Rathausberichterstattung. Auch Olaf Scholz würdigt den Verstorbenen.

Er wollte bis zuletzt arbeiten, hoffnungsvoll und tapfer, saß noch vor wenigen Wochen auf der Pressetribüne des Plenarsaals im Rathaus, um über die Debatten in der Bürgerschaft zu berichten. Jürgen Heuer war ein leidenschaftlicher Journalist, seine Arbeit bedeutete ihm viel.

Der am Tag des Mauerbaus geborene Fernsehmann galt als sachlicher, intelligenter Fragesteller; er verstand sich in erster Linie als Politik-Erklärer, konnte aber auch scharfzüngig Stellung beziehen: „Herzlich willkommen, ihr Polit-Machos dieser Welt“, rief er im April 2017 mit Blick auf den G-20-Gipfel in Hamburg umstrittenen Staatschefs wie Trump, Putin und Erdogan zu. „Guckt euch an, wie eine freie Gesellschaft funktioniert. Hier darf man dafür und dagegen sein – Hauptsache, man ist es friedlich.“ So gesagt in einer seiner geschliffenen Reden auf den Jahrestreffen der Landespressekonferenz (LPK) mit rund 400 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien. Die LPK fungiert als Bindeglied zwischen Hamburgs Rathausjournalisten und der Politik. Jürgen Heuer war 22 Jahre lang ihr Vorsitzender.

Am vergangenen Freitag ist Heuer nach langer schwerer Krankheit im Alter von 56 Jahren in Hamburg gestorben. „Wir sind tief getroffen. Wir verlieren einen sehr geschätzten Kollegen, der sich bis zuletzt mit großem Engagement für die Interessen von uns Journalisten eingesetzt hat. Jürgen Heuer war eine Institution in der Stadt“, sagte Peter Ulrich Meyer, stellvertretender LPK-Vorsitzender und Abendblatt-Redakteur. „Ich persönlich verliere einen guten Freund und ebenso klugen wie humorvollen Ratgeber, der mir sehr fehlen wird. Wir trauern mit seiner Frau und seiner Familie.“

Stets respektvoll im Umgang mit Politikern und Kollegen

Heuer war seit 2006 auch Vorstand der Stiftung der Hamburger Presse. „Sein ehrenamtliches Engagement für hochwertigen Journalismus in Hamburg bleibt unvergessen“, heißt es in einer Stellungnahme der Einrichtung. „Wir werden alles tun, um an sein Wirken zu erinnern und sein Andenken in Ehren zu halten.“

Jürgen Heuer begann seine Laufbahn mit einem Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk (NDR). Anschließend arbeitete er beim Hörfunk, bevor er zum NDR-Fernsehen wechselte. Seit 1997 leitete er das landespolitische Ressort des „Hamburg Journals“.

Heuer erlebte sechs Bürgermeister, war immer nah dran. Aus der Bürgerschaft berichtete er auch in Live-Einblendungen von seinem „Balkon“ aus, wie Kollegen seinen Stammplatz nannten. Heuer war zwar CDU-Mitglied, ließ sich aber nie vereinnahmen und berichtete kritisch auch über die Union, blieb gleichwohl stets fair im Umgang mit Politikern jedweder Partei. „Sein Markenzeichen war die nüchtern-zurückhaltende Berichterstattung, die immer die Sache und nicht den Journalisten in den Mittelpunkt stellte“, sagte Peter Ulrich Meyer.

Respektvoll behandelte Jürgen Heuer seine Kollegen. „Wir im ,Hamburg Journal‘ sind unfassbar traurig. Wir verlieren viel zu früh einen liebevollen Kollegen mit Ecken und Kanten“, hieß es von seinem Team.

Scholz würdigt den Verstorbenen

Mit Bestürzung reagierte auch die Hamburger Politik. „Unsere Stadt verliert einen klugen Chronisten, einen couragierten Journalisten, einen leidenschaftlichen Bürger und einen guten Menschen“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). „Jürgen Heuer verkörperte die Liberalität und Fairness eines anständigen Hanseaten. Er verband das geschliffene Wort und das unbestechliche Urteil mit feinem Humor und großer Herzensgüte.“

SPD-Fraktionschef Andreas Dressel sagte, der Tod von Jürgen Heuer sei ein großer und schmerzlicher Verlust. „Er war das Gesicht der Rathaus­berichterstattung. Er hat der ganzen Stadt das politische Geschehen in Hamburg nähergebracht.“

CDU-Fraktionschef André Trepoll erklärte, Jürgen Heuer habe den Journalismus in Hamburg über Jahrzehnte maßgeblich geprägt. „Er stand für exzellente Recherche und stets objektive politische Analysen.“

„Jürgen Heuer hatte ein starkes Demokratieverständnis, und seine Analysen waren wegweisend“, schrieben die FDP-Fraktionsvorsitzenden Anna von Treuenfels-Frowein und Michael Kruse.

Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) würdigte Heuer als „exzellenten Kenner der Hamburger Landespolitik“. Sein „tief gehendes Verständnis für politische Abläufe lieferte stets einen hervorragenden Spiegel des Geschehens“, sagte Veit. „Er wird im Hamburger Rathaus fehlen.“