Hamburg. Ziel der Sozialbehörde ist ein verbessertes Hilfesystem. „Hinz & Kunzt“ fordert Öffnung der Unterkünfte

Wer sind sie? Woher kommen sie? Und wie viele sind es? Erstmals seit fast zehn Jahren will die Stadt die exakte Zahl der Obdachlosen in Hamburg erfassen. Dafür sollen vom 19. bis 25. März Obdachlose und in Gemeinschaftsunterkünften lebende Menschen mit standardisierten Fragebögen befragt werden, teilte die Sozialbehörde mit.

Neben Daten wie Alter, Geschlecht und Nationalität sollen auch Informationen zur Dauer und Ursache der Obdachlosigkeit oder zur gesundheitlichen Selbsteinschätzung erhoben werden. Ziel ist laut Behörde, Rückschlüsse auf das bestehende Hilfesystem zu ziehen. „Wir brauchen gesicherte Informationen, um unser bestehendes Hilfesystem zu überprüfen“, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). Es gebe zwar viele Anlaufstellen für Obdachlose in Hamburg. In den vergangenen Jahren habe sich aber die Zielgruppe verändert, da immer mehr Menschen aus EU-Ländern in die Hansestadt kämen. „Für eine Weiterentwicklung der Angebote brauchen wir mehr Informationen, damit wir den Menschen noch zielgerichteter dabei helfen können, ihre Notlage zu überwinden“, sagte Leonhard.

Im Zusammenhang mit dem Winternotprogramm ist die Zahl der Bedürftigen seit Jahren umstritten. Zuletzt hatte die Sozialbehörde im Jahr 2009 die Obdachlosen zählen lassen. Damals waren gut 1000 Menschen erfasst worden. In Hamburg leben aktuell nach Angaben des Straßenmagazins „Hinz & Kunzt“ rund 2000 Menschen auf der Straße.

In der kommenden Woche werden den Obdachlosen extreme Kälte und Dauerfrost zu schaffen machen. Wegen der gefährlichen Kälte bis minus 15 Grad fordert „Hinz & Kunzt“, dass das Winternotprogramm auch am Tag öffnet – und zwar für alle, unabhängig von ihrer Herkunft. „Die Obdachlosen tagsüber in die Kälte zu schicken, ist gefährlich“, sagt der Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer vom Straßenmagazin. „Für den geschwächten Körper eines Obdachlosen kann das den Tod bedeuten. Besonders bei der grassierenden Grippewelle.“ Die Sozialbehörde betonte daraufhin, dass die beiden Standorte des Winternotprogramms, die zwischen 9.30 und 17 Uhr schließen, bei extremer Witterung in Absprache tagsüber öffnen.