Hamburg. Firmengründer Dustin Fontaine peilt für 2018 fünfstellige Verkaufszahl an und will einen Shop in der Hansestadt eröffnen.


Sie wollten zweckmäßig und gut gestaltete, qualitativ hochwertige Produkte für breite Bevölkerungsschichten zugänglich machen: Diesen Anspruch formulierten die führenden Köpfe der Kunst- und Design-Schule Bauhaus vor fast 100 Jahren. Zwar konnten sie ihn in der kurzen Blütezeit der Institution in Weimar und Dessau nicht wirklich einlösen. Aber ein ganz ähnliches Ziel verfolgt auch Dustin Fontaine mit der Gründung der Hamburger Uhrenmarke Sternglas.

Finanzierung über Kickstarter

Ihm geht es darum, eine „stimmige und erschwingliche Uhr“ mit geometrischen Formen für jedermann zu schaffen. Im Oktober 2016 hat Fontaine über die Schwarmfinanzierungsplattform Kickstarter dafür knapp 16.500 Euro von 118 Unterstützern eingesammelt, sogar deutlich mehr als die angepeilten 10.000 Euro. Damit konnte es losgehen. „So abgedroschen das klingen mag: Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt der 28-jährige.

Schon als Schüler hatte er in seiner Heimatstadt Münster bei dem Uhrenhersteller Meistersinger gejobbt. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete er in Hamburg als selbstständiger Web-Designer und beschäftigte sich daher mit Prinzipien der Gestaltung.

Große Nachfrage nach mechanischer Uhr

„Ich habe eine kleine Sammlung von alten Armbanduhren, deren Formen vom Bauhaus-Stil inspiriert sind, aber neue Uhren mit minimalistischem Design gab es bis vor wenigen Jahren immer nur zu hohen Preisen“, sagt Fontaine. Seine Sternglas-Zeitmesser mit einem Quarzwerk aus der Schweiz hingegen kosten knapp 200 Euro.

Ein neues Modell mit mechanischem Werk, das vor wenigen Tagen vorgestellt wurde und im März auf den Markt kommt, wird zwischen 300 und 350 Euro kosten. Die erste Auflage von 500 Stück war bereits nach nur vier Tagen ausverkauft.

Fünfstellige Zahl angepeilt

Seit dem Firmenstart Ende 2016 hat Fontaine „einige Tausend“ Uhren verkauft, für 2018 peilt er eine fünfstellige Zahl an. Der Vertrieb erfolgt über das Internet, aber noch in diesem Jahr möchte Sternglas einen Shop in Hamburg eröffnen. „Wir werden sehr häufig gefragt, wo man sich die Uhren einmal ansehen kann“, sagt er.

Mit seinem Konzept ist er heute längst nicht mehr allein auf dem Markt. Im gleichen Preisbereich ist zum Beispiel die Hamburger Marke Pop-Pilot unterwegs, deren Design sich allerdings an klassische Fliegeruhren anlehnt. Überaus erfolgreich ist die von einem Schweden im Jahr 2011 gegründete Firma Daniel Wellington, die Anfang 2017 zu dem am schnellsten wachsenden Unternehmen Europas erklärt wurde, und die – ähnlich wie Sternglas – auf minimalistische Formen setzt.

Montage in China

Allen diesen Uhren im Preisbereich zwischen rund 150 und 200 Euro ist gemeinsam, dass die Montage in China erfolgt. Das gilt auch für die in Hamburg entworfenen Bauhaus-
Modelle. „Wir verwenden aber ein gewölbtes Saphirglas, was in dieser Preisklasse ungewöhnlich ist“, sagt Fontaine.

Anders als bei den Wettbewerbern findet man bei Sternglas weder Zifferblätter noch Armbänder in auffälligen Farben: „Besonders gefragt ist das Modell mit weißem Blatt und braunem Lederband.“ Während die Konkurrenz eine sehr junge Zielgruppe im Blick habe, wolle Sternglas „seriöse Uhren für Erwachsene“ anbieten, erklärt der Firmengründer: „Es sollen Uhren sein, die auch ein Anwalt oder Steuerberater in einem Meeting tragen kann.“

Auch in Japan und Australien gibt es schon Kunden

Bisher gibt es die Quarz- und Automatik-Modelle nur mit einem Durchmesser von 38 Millimetern. Aufgrund von vielen Anfragen weiblicher Interessenten wird derzeit eine kleinere Variante entwickelt, die im Sommer erhältlich sein soll. Über den Internet-Händler Amazon hat Fontaine auch schon Uhren nach Japan, Australien, Korea und in die USA verkauft. Außerdem hat er festgestellt: „Auffällig viele Bestellungen kommen aus Wien.“

Zu den nächsten Zielen gehört es, weitere Märkte mit einem eigenem Vertrieb zu erschließen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll es möglichst auch Shops in weiteren deutschen Großstädten geben, vielleicht sogar in ausländischen Metropolen. Während Fontaine anfangs von Eimsbüttel aus alles allein gestemmt hat, von der Entwicklung über die Online-Werbung bis hin zur Einlieferung der Versandpäckchen bei der Post, arbeiten aktuell schon fünf Personen für Sternglas, drei davon sind fest angestellt. Bis Jahresende sollen es bereits zehn Mitarbeiter sein.

Trotz der Wachstumspläne ist keine neue Finanzierungsrunde vorgesehen. „Das Geschäft trägt sich schon jetzt allein“, sagt Fontaine. Die Unabhängigkeit habe außerdem einen großen Vorteil, findet er: „Niemand redet uns hinein. Schließlich wollen wir unserer Linie und den Bauhaus-Gestaltungstraditionen treu bleiben.“